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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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auf dieses Paar!“ rief die uralte Priesterin mit lauter Stimme.
     
    „Ha, das sind tatsächlich die Bilder ihrer Heidengötter“, hörte sich Angela selbst flüstern. „Jetzt, oh heiliger Bonifatius, steh mir bei!“
     
    Noch bevor jemand das Mädchen zurück halten konnte, verließ sie ihren Platz im Brautgefolge und stürmte nach vorn. Ein einziger Schrei brandete auf, als sie die WeiheSäule Friggas ergriff und zu Boden stürzte.
     
    „Gepriesen sei der allmächtige Gott, der über die Heidengötter triumphiert!“ rief Angela mit lauter Stimme und stieß die alte Ruwala, die ihrem Frevel entgegen treten wollte, so hart vor die Brust, dass die Greisin mit einem erstickten Schrei zusammenbrach.
     
    „Seht ihr, so schwach ist euer Odin, dass ihn ein einfaches Mädchen zu Fall bringt!“ schrie das Mädchen in heiligem Eifer und riss die andere Bildsäule um, die in primitiver Schnitzarbeit Allvaters strenges Gesicht darstellen sollte.
     
    „Angela! Was tust du?“ schrie Lars entsetzt.
     
    „Gelobt sei Jesus Christus!“ gab das Mädchen zur Antwort. „Seinen heiligen Namen will ich preisen und verkünden! Nieder mit Odin und seinen Dämonen!“
     
    Ihre weiteren Worte gingen in einem Sturm der Entrüstung unter. Noch niemals, seit dem selbst die Ältesten denken konnten, war solch ein Gottesfrevel vor allem Volke geschehen. Männer und Frauen erhoben sich in heiligem Zorn. Die erregte Masse wogte heran, um sich auf die kreidebleiche Bekennerin zu stürzen. Denn diese Freveltat hob jeden Thingfrieden auf. Messer wurden gezückt, Steine aufgerafft und Fäuste geballt.
     
    „Her zu mir, Wolfssohn!“ gellte Thursulas Stimme als Lars mit einem Sprung an Angelas Seite war. Mit seinem sirrenden Geräusch flog Schneefall aus der Scheide, während er das Mädchen hinter sich schob und mit seinem eigenen Körper die ersten geschleuderten Steine auffing.
     
    „Aber ich will sterben!“ rief Angela als sie erkannte, dass Lars sie mit seinem Leben verteidigen wollte.
     
    „Wenn du stirbst, dann will ich nicht mehr leben und...“ weiter kam Lars nicht, weil in diesem Augenblick Hrolf Silberhaar durch die Reihen brach. Der Menge schien es, als ob der Gott selbst im Körper seines zornbebenden Priesters erschienen wäre, diese ungeheuer Lästerung zu rächen.
     
    Über seine Lippen grollte ein Fluch und aus seinen sonst so milden Augen schossen Blitze ungezügelter Wut. Wie ein Schleier umwehte das lange Grauhaar sein erhabenes Antlitz, als er Lars mit dem Ritual-Speer entgegen trat. Verwirrt senkte der junge Wikinger das zur Abwehr erhobene Schwert. Zornbebend hob der Priester sein heiligen RunenSpeer. Lars wagte nicht, den ehrwürdigen Greis anzugreifen, dessen geschändete Götter auch seine Götter waren.
     
    „Weiche, Wolfssohn!“ hörte er den Ruf des Priesters. Im gleichen Augenblick sah er den umgedrehten Schaft des Speeres auf seinen Kopf zu sausen. Das harte Eschenholz traf ihn an der Schläfe und der aufbrandende Schmerz ließ Lars Wolfssohn in ein PurpurMeer versinken, aus dem die gestaltlose Schwärze des Vergessens wurde.
     
    „Zurück von ihr! Ihr seid nicht ihre Richter!“ donnerte Hrolf Silberhaar die nach dem Blut und Leben der Gottesfrevlerin gierenden Meute an.
     
    „Aber sie hat Odin und Frigga gelästert und ihre altehrwürdigen Bildnisse entehrt. Dafür muss sie sterben!“ grollte Thorin Wogenbrecher, nachdem er sich mit Hilfe seiner Gefolgschaft in den Kreis geschoben hatte und mit seiner Autorität für Ruhe sorgte.
     
    Ruwala hatte sich wieder erhoben. In ihren Augen lag so etwas wie Mitleid mit dem angst-zitternden Mädchen, das nun erst im Angesicht der blutrünstigen Meute den Schrecken des Todes erkannte. Ohne den unmittelbaren Schutz von Lars und dem Eingreifen des Priesters hätten sie die aufgebrachten Nordmänner mit ihren bloßen Händen in Stücke gerissen.
     
    „Sie stirbt“. klang es schauerlich aus Hrolf Silberhaars Mund, „Doch kein Nordländer besudele sich die Hand an der Gottesfrevlerin. Odin hat sie gelästert - Odin sei sie geweiht.
     
    Hängt sie in die Äste der heiligen Eiche. Und dort hänge sie als Speise für die Raben bis das Leben aus ihrem Körper gewichen ist."
     
    "Und wer es wagt, ihr die Gnade eines raschen Todes zu geben, der sei dem Bann verfallen!“ setzte Thorin Wogenbrecher hinzu.
     
    „So soll es geschehen. Sie sterbe als Opfer von Odins Hand!“ schrien die empörten Menschen. „Mögen ihre Qualen viele Tage

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