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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Snorre zuckte die Schultern. „Ich hoffe jetzt, da sie so gut wie tot ist, wird Lars sicher wieder langsam normal“. Dann sah sich der Schmied um, als vermisse er etwas, „Lars? Wo steckt dieser Junge eigentlich? Widar und er sollen doch den Wagen ziehen. Lars!“ rief er laut. „Wo steckst du? Komm her! Dass Thor dir den Hammer um die Ohren schlage!“
     
    Doch so sehr Snorre und sein Weib auch riefen. Lars Wolfssohn und auch Widar waren verschwunden.
     
                                                                                        *              *              *
     
    Lars und Widar hörten das Rufen, wohl, doch sie wollten es nicht hören. Unbemerkt hatten sie sich davon gestohlen und waren in Richtung des Hains geschlichen. Sie kamen gerade noch rechtzeitig ...
     
    „Sieh!“ machte Widar Lars aufmerksam. Lars nahm gedankenschnell ein Stein auf und schleuderte ihn mit aller Gewalt.
     
    Ein empörtes Krächzen, dann warf sich der Rabe, der gerade mit einem gewaltigen Hieb seines fingerlangen Schnabels Angelas Augenlicht für immer auslöschen wollte, in die Luft und flog davon. Heisere Schreie ausstoßend folgen ihm seine Artgenossen. Im gleichen Augenblick hörte Angela leise Geräusche, die sich rasch näherten.
     
    „Lars?“, fragte sie leise.
     
    „Still!“, flüsterte es zurück. „Ich zerschneide gleich die Stricke. Pass auf, dass du gut auf dem Boden aufkommst!“ Das Mädchen hörte, wie jemand auf die Eiche kletterte, und spürte gleich darauf, wie das Seil an einer Hand nachgab. Sie unterdrückte einen schmerzhaften Aufschrei, als sie nur noch an einem Stick baumelte. Im nächsten Augenblick war auch dieses Seil durchtrennt und Angela fiel zu Boden. Federnd kam sie auf den weichen Waldboden auf und warf sich nach vorn ins Gras. Augenblicke später lag sie in den Armen von Lars Wolfssohn.
     
    „Wir müssen eilen!“, sagte er, ihre Küsse abwehrend. „Kannst du reiten?“
     
    Angela nickte.
     
    „Gut reiten?“, fragte Lars.
     
    „Ja, warum ...?“Fragte das Mädchen und massierte sich die Armgelenke, um das aufgestaute Blut wieder in Wallung zu bekommen.
     
    „Weil die Pferde, die wir nehmen werden, noch niemals einen Reiter getragen haben“, gab der junge Wikinger zurück. „Wir werden drei von Odins Rossen stehlen ...!“
     
    „Wenn sie uns erwischen, hängen wir zu dritt als Rabenfutter im Weihebaum“, flüsterte Widar. Er hatte aus Lederstreifen drei primitive Kopfgeschirre für die Pferde gedreht und mit dem Messer biegsame Gerten geschnitzt. Da rings um den Hain die Thing-Gemeinschaften aufbrachen und Hrolf Silberhaar den Seekönig und die Jarls persönlich verabschieden musste, fiel es nicht auf, dass sie sich der Hürde der heiligen Rosse näherten. Auch als die Pferde unruhig schnaubten und wieherten, maß Odins Priester dem keine besondere Bedeutung bei. Die Tiere waren ausnahmslos Hengste und da kamen Rangkämpfe untereinander immer wieder vor.
     
    Lars und Widar hatten von Kind auf gelernt, die gutmütigen aber doch recht eigenwilligen Norweger-Pferde ohne Sattel und Zaumzeug zu reiten. Mit einem kleinen Schlag der Gerte trieb man sie in die Richtung, in die man wollte. Es kam nur darauf an, auf den Rücken des Pferdes zu gelangen und sich so anzuklammern, dass man nicht abgeworfen wurde.
     
    Unruhig schnaubten die edlen Schimmel, als ihnen das primitive Geschirr über den Kopf geschoben wurde. Mit einem mächtigen Satz war Widar als Erster auf dem Pferderücken, während Angela mit aller Kraft zwei nervös tänzelnde Tiere am Zügel hielt. Lars öffnete in dieser Zeit das Gatter. Dann übernahm er die Zügel aus Angelas Hand und nahm sie zwischen die Zähne. Mit beiden Händen half er dem Mädchen beim Aufsteigen. Rasch sprang er zurück, als das Pferd einen Satz machte, als habe es einen derben Hieb mit der Peitsche empfangen. Er biss die Zähne zusammen, um die Zügel nicht zu verlieren. Dann schwang er sich selbst auf den Rücken des dritten Tieres.
     
    Die Zügel haltend krallten sich die eigentlich ungeübten Reiter in die Mähne fest und ließen die Gerte sausen. Durch den ungewohnten Schmerz vergaßen die Pferde zu steigen, sondern versuchten den Hieben durch Flucht zu entgehen. Widar hatte das einmal von Sven Blutaxt gehört und stellte wieder einmal fest, wie gut es war, die weisen Worte des väterlichen Lehrers zu bewahren.
     
    Wie der

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