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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Thursula war kreidebleich. Durch diese Worte hatte ihr Lars vor der Versammlung bekundet, dass er sie verschmähte, obwohl sie ihm offen ihre Gunst bewiesen hatte.
     
    Högni biss sich in die Lippe. Er hasste den Wolfssohn bis aufs Blut und sah jetzt seinen Plan gefährdet, Lars in einen Kampf mit dem Knochenbrecher zu hetzen, in dem er geschlagen wurde. Es musste ihm gelingen, Thorleif eine Chance zu geben, den Wolfssohn zum Kampf zu stellen. Einen Kampf mit der rohen Kraft der Arme und Fäuste, den der Knochenbrecher nicht verlieren konnte.
     
    Thorleif dagegen wusste mit der Situation nicht viel anzufangen. Zwar war er einer der kräftigste Jünglinge seiner Jahre, doch das Denken war niemals seine Stärke gewesen. Das Einzige, was er begriff, war die Tatsache, dass ihm Lars offen zu erkennen gab, dass er ihm sein Recht auf die schöne Sachsentochter nicht streitig machte.
     
    Nur Ruwala, die greise Seherin, erkannte das Aufblitzen verletzten Stolzes in den Augen Thursulas. Die Greisin, mit der Erfahrung von fast zwei Leben, wusste, dass aus der Wunde eines im Stolz getroffenen Frauenherzens oft Ströme von Blut flossen, in denen ganze Sippen ertranken.
     
    „Hier bin ich wie du es verlangt hast, Thursula Sachsentochter!“ sagte Lars mit melodisch klingender Stimme und hielt ihr den linken Arm hin. Für das Verständnis der Wikinger bedeutete diese Seitenwahl, dass Lars weder der Frau noch der Situation traute. Freunde wurden mit dem rechten Arm geleitet. Bei der Führung mit dem linken Arm aber hatte er die Rechte frei, um eine Waffe zu führen und sich zu verteidigen. Thursula hatte diese offene Ablehnung gleichfalls bemerkt und knirschte leise mit den Zähnen.
     
    „Deine rechte Hand sinnt auf Kampf, Wolfssohn!“ zischte sie leise während sie mit gleichgültig erscheinender Miene ihre Hand auf seinen Arm legte und sich von ihm geleiten ließ. „Wohlan, ich will den Wolf gegen den Bären hetzen...!“ Sie verstummte abrupt, da sie so nahe an den Vätern und der Wala waren, dass die eindeutige Drohung der Frau nicht unbemerkt bleiben konnte. Mit trotziger Miene schob Lars das Mädchen zu ihrem Vater hinüber.
     
    „Mein Amt als Brautführer endete rasch!“ sagte er schroff. „Entlasst mich nun in die Reihen der Krieger, die mir an Jahren und Kampferfahrung angemessen sind!“
     
    „Du weigerst die Ehre, das Frigga-Gelöbnis zu beeiden?“ grollte der Jarl.
     
    „Vielleicht hat er seine Gründe!“ keckerte Högni aus dem Hintergrund. „Nicht nur ich ahne ein süßes Geheimnis zwischen Brautführer und Braut...!“
     
    „dass man dir mit einem Lederriemen das Lästermaul schließen möge, wie es einst die Zwerge Brock und Sintri mit Lokis Lügenmund taten!“ stieß Lars unwillig hervor.
     
    „Ich sah, dass sie zu dir in die Schmiede kam...du erinnerst dich, Wolfssohn?“ keckerte Högnis Stimme.
     
    „Sie kam freiwillig - und sie ging ungekränkt!“ rief Lars empört.
     
    „Ungekränkt? Das bezweifele ich!“ Langsam schob sich Högni in den Vordergrund. „Aber wenn auch ungekränkt - schied sie auch unberüht?“
     
    „Was redest du da, verruchter Neiding! Nieder, Schlange!“ fauchte Lars und seine Hand fuhr zur Hüfte. Doch während der Met-Gelage war das Tragen von Waffen verboten und sein Messer steckte an seinem Platz in der Tischplatte.
     
    „Ihr seht, wie die Schuld aus seinem Zorn spricht!“ lächelte Högni. „Nur der Feigling verhehlt es, wenn er Blumen in fremden Gärten pflückt. Der Mann steht zu seinen Taten!“
     
    „Ich sah, dass Lars Wolfssohn die Frau, die er eben geleitete, nicht berührte!“ schrie Widar durch die Halle.“Doch dich, Höngi, sah ich an jenem Tage nicht. Krochst du im Staube, Schlange, dass ich dich nicht erkannte?“
     
    „Das Wort eines Hörigen, eines Knechtes!“ Höngis Stimme klang verächtlich. „Er will seinen Herrn schützen...!“
     
    „Widar Eisenfaust ist ein freier Mann!“ stieß Lars hervor. „Nach dem Wort und Willen des Jarl von Ringan wurden alle Krieger von Angantyr wieder freie Männer! Vergaßest du das?“
     
    „Sicher...vielleicht wird er einmal frei sein...wenn sein Haar gewachsen ist!“ kicherte der Rothaarige.
     
    „Wahre dich vor meinen Fäusten, Feuerkopf, oder sie werden dich lehren, woher mein Name kommt!“ grollte Widar. „Und wenn ich dir in die Haare fahre, magst du im Kreise der kahlköpfigen Christenmönche wie ein Jarl aussehen!“
     
    „Löse mir einer das Rätsel!“ unterbrach die

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