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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Worte haben die Laune vergiftet. Odin wird dir beistehen!“
     
    „Wie Thor wirst du den Frevler an der Ehre deines künftigen Weibes zerschmettern!“ hechelte Högni und blickte bewundernd auf den massigen, muskelbepackten Körper Thorleifs, der tatsächlich von der Art war, wie sich die Nordmänner den Herrn des Donners und des Blitzes vorstellten.
     
    „Nach welchen Regeln soll der Kampf gehen?“ klang Sigurds Stimme durch die Unruhe im Saal. Denn jeder versuchte, sich zu erheben oder auf Tische und Bänke zu steigen, um einen besseren Platz zu bekommen. Rücksichtslos schob sich der Schildspalter durch die Reihen der Männer. Niemand, der sich grob beiseite gedrängt fühlte, wagte es, gegen diesen gefürchteten Krieger die Hand zu erheben. Und das allgemeine Murren quittierte Sigurd mit einem eisigen Lächeln.
     
    „Es gibt keine Regeln!“ stieß Högnis Schlangenblick hervor.
     
    „Was sagt mein Jarl?“ fragte Sigurd und gab Lars mit einer Handbewegung ein Zeichen, zu schweigen. Der junge Krieger erkannte, dass dieser erfahrene Kämpe, der ihm den in vergangenen Monaten nicht nur den Umgang mit dem Schwert lehrte, sondern ihn auch unterwies, sich ohne Waffen seiner Haut zu wehren, bei diesem Duell sein Sekundant wurde. Er sandte dem Schildspalter einen dankbaren Blick herüber.
     
    „Was brauchen wir Regeln?“ fragte Haakon Bärensprung. „Sie mögen kämpfen! Zwei Männer erheben sich von den Trinkhörnern. Wer sich wieder setzen kann und das Horn wieder aufnimmt, der hat Recht und sagt die Wahrheit, weil ihm Odin geholfen hat!“
     
    „So sei es!“ nickte Sigurd und nahm von einem der Tische ein Horn mit Ael, das in einem Hirschgeweih so eingepasst war, dass es festen Stand hatte. Ohne einen Tropfen zu verschütten stellte er das Horn neben den Hochsitz des verblüfften Jarl.
     
    „Wer sich hierher setzt und trinkt, dessen Ehre ist wieder hergestellt!“ sagte der Schildspalter mit lauter Stimme. „Ihr Männer, bezeugt meine Worte!“
     
    Lautes, unartikuliertes Gebrüll der erregten Menge zeigte an, dass die Wikinger einverstanden waren.
     
    „Beim Kampf der Arme und Fäuste ist jede Kraft und jede List erlaubt!“ hechelte Högni Schlangenblick.
     
    „Jeder Kraft und jede List - keine Neidtat, die dem Krieger das Leben, das Licht der Augen oder die Fähigkeit, Fleisch zu essen nimmt! Denn im Kampf gegen die Scharen des hellen Christ brauchen wir jeden Streiter!“ grollte Sigurd. „Du, Högni, und ich, wie wachen darüber wie Forseti, der Ase des Gesetzes und der Gerichte, dass keiner der Gegner getötet oder verstümmelt wird!“
     
    „Wir wachen darüber!“ nickte Högni. „Wer jedoch kann gegen den Zufall des Bruchs von Knochen oder eines zarten Genicks!“
     
    „Wem die Nornen den Faden abschneiden, den retten weder Wort noch Tat von Menschen und nicht einmal Odin selbst wagt es, den Schicksalsschwestern zu trotzen!“ rief Sigurd. „Unser Amt ist es zu achten, dass niemand der Kämpfer der Norne die Schere in die Hand gibt, um den Lebensfaden des Gegners vor der Zeit zu beschneiden. Nun denn, möge Thorleif den Wolfssohn mit Arm und Faust hindern, durch Platz und Trunk die Wahrheit seiner Worte zu weisen!“

 
    „Sie sollen anfangen zu kämpfen!“ brüllte Ragnar der Hammer. „Lange Rede unterbricht unziemlich das Mahl und stört nur unnötig den Trunk!“
     
    „Wenn ich zum dritten Male mit dem Fuß aufgestampft habe, dann mögt ihr kämpfen!“befahl Jarl Haakon und schob mit eigener Hand noch einige Tische rückwärts, um den Kampfraum zu vergrößern. Das die Trinkhörner dabei umfielen und sich das weißschäumende Ael über die Speisen rann, berührte ihn nicht. Auf diese Art wurden Fleisch und Brei zusätzlich gewürzt.
     
    Der Körper von Lars war gespannt wie die Sehne eines schussbereiten Bogens. Er wusste, dass ihn nur ein rascher Angriff retten konnte. Bekam ihn sein Gegner richtig zu fassen, war es aus. Der Knochenbrecher hatte seinen Ehrennamen nicht umsonst bekommen.
     
    Wie ein gestellter Bär hatte sich Thorleif vor ihm aufgebaut. Ein menschlicher Berg aus Knochen, Muskeln und Sehnen. Das grobe Haar hatte er mit einem Lederband gebändigt und in dem krausen Bart glitzerten die dunkelbraunen Tropfen verschütteten Aels, die hineingelaufen waren, als er vor dem Kampf noch prahlerisch ein ganzes Trinkhorn in einem Zuge  hinab gierte.
     
    Lars wusste, dass der Sohn des Jarl dem Trunk schon reichlich zugesprochen hatte. Das machte ihn zwar in

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