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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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sorgen, dass sie gemeinsam in einen Schuh traten als Zeichen, dass sie ihren Lebensweg künftig in Gemeinsamkeit gehen wollten.
     
    Danach sollte Thursula dem hölzernen Drachenschädel als letzte Ehrung ihrer Jungfrauenschaft den Trunk reichen. Dann erst würde sie Thorleif mit seinen starken Armen aufheben und zu einer der Hütten von Haakons Anwesen tragen, wo das Brautbett und die Wohnung des jungen Paares bereits vorbereitet waren.
     
    „Getreu dem Versprechen der Väter trete nun Thorleif Haakonson, der Knochenbrecher, von einem Freund geführt, in den Kreis!“ befahl der Jarl und das dröhnen des Stierhorns, das Olaf mit aller Macht blies, unterstützte die Wucht seiner Stimme. Högni Schlangenblick brauchte dazu keine Aufforderung. Es war alles seit zwei Monden besprochen. Rasch erhob sich der Rothaarige und ergriff den Arm des mächtigen Thorleif.
     
    Der Sohn des Jarl gierte noch den Inhalt seines Trinkhornes herunter, wischte sich den Schaum aus dem Bart und folgte dem Freund. Hochauf gerichtet und mit zottigen Fellen bekleidet stand er, die Daumen in den Gürtel eingehakt, wie ein fleischgewordenes Bildnis kraftstrotzender Männlichkeit des Nordens. Ein Raunen der Bewunderung war von den Lippen der anwesenden Frauen zu hören.
     
    „Ich Haakon Bärensprung, Herr von Ringan, frage dich, Wulfegar von Sachsenland, ob dieser Mann Thorleif, mein ältester Sohn und Erbe, würdig ist, der Bräutigam und Ehemann deiner Tochter zu heißen?“ fragte der Jarl mit dröhnender Stimme.
     
    „Er ist würdig von Kraft, Kühnheit und Besitztum!“ nickte Wulfegar. „Bezeugt es, ihr Männer!“
     
    „Wer dagegen redet, dem weise ich die Wahrheit meines Namens mit Arm und Faust!“ grollte der Knochenbrecher, doch die Wikinger erhoben sich von ihren Bänken und schrien durcheinander, dass Thorleif würdig sei, selbst das Lager einer Göttin zu teilen. Sie sagten es ehrlichen Herzens, denn Thorleif war ein kräftiger Mann, ein kühner Kämpfer und ein hilfsbereiter Nachbar, über dessen Lippen keine Lüge kam. Das war alles, was man von einem tüchtigen Wikinger erwarten konnte.
     
    „Würdig an Kraft, Kühnheit und Besitztum!“ kicherte die Wala. „Doch ist die Einfalt seines Sinnes auch würdig ihres Herzens?“ Aber diese Worte wurden nur in unmittelbarer Nähe vom Hochsitz des Jarl gehört, neben dem Ruwala auf einem mit weichen Fellen bedeckten Schemel kauerte. Thorleif sandte einen flammenden Blick zu ihr herab. Doch er wagte nicht, der weisen Frau zu widersprechen. Denn aus der Rede einer Wala sprach der Wille der Götter.
     
    „Nun trete Thursula, Tochter der Lindemuth und des Wulfegar, die Tiu Saxnot selbst zu ihren Ahnen zählt, von einer Freundin geführt in den Ring!“ befahl Wulfegar und sah zu seiner Tochter hinüber, die in rotem Wollgewand und mit den kunstvoll verzierten Schmuckgeschenken des Dänenkönigs geziert in einer Nische jenseits des Hochsitzes wartete.
     
    Doch keine der Frauen erhob sich und keine der Mägde, die Speisen reichten oder aus mächtigen Schöpfkellen die Trinkhörner mit Ael füllten unterbrach ihre Arbeit, um der Braut das Ehrengeleit zu geben. Die freien Frauen blickten sich verwirrt an. Jede nahm an, dass eine von ihnen heimlich von Thursula mit der Übernahme des Amtes einer Brautführerin geehrt worden war. Doch die stolze Sachsentochter schien keine Frau in Ringan für würdig zu halten und man erinnerte sich, dass sie sich so gut es ging überall absonderte.
     
    Ragnhild Drachenzahn schnaufte empört. Da bahnte sich ein Skandal an. Zwar war es den Brautleuten nicht freigestellt, mit dem Erwählten ihres Herzens den Segen Friggas zu erflehen, da eine Ehe zwischen den Vätern ausgehandelt wurde. Doch die Brautführer suchten sich die jungen Menschen in aller Heimlichkeit selbst aus und gaben damit Gespielen der Jugend oder Kampfgefährten der ersten Gefechte eine besondere Gunst.
     
    Für einen Augenblick herrschte peinliche Stille als man erkannte, dass Thursula keinem Weibe diese Ehre gewährt hatte. Deutlicher konnte sie nicht zeigen, dass sie es verschmähte, mit Thorleif Knochenbrecher ins Brautbett zu steigen.
     
    Wiltrudis versuchte die Situation zu retten. Sie erhob sich und ging zu Thursula hinüber. Alle sahen, dass sie versuchte, die Sachsentochter mit Gewalt hinüber zum Hochsitz des Jarl zu zerren. Empört schrie das Mädchen auf, als sie die Kräfte von Snorres Weib verspürte.
     
    „Mich dünkt sie wie Freya, die Holde, als man sie mit

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