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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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seinen Reaktionen langsamer, aber gnadenlos im Kampf und unempfindlich gegen Schmerzen. Den Oberkörper leicht vorgebeugt, die schaufelförmig Hände wie die zupackenden Klauen einer Bestie aus den Sagas geöffnet, erwartete Thorleif den Angriff.
     
    „Kämpft!“ dröhnte die Stimme des Jarl durch die Halle. Dazu stampfte er in rascher Folge dreimal mit dem Fuß auf.
     
    Reaktionsschnell wie der Wolf, seinem Namenstier, stürmte Lars auf den Gegner ein. Auf-brüllend hob Thorleif die Arme, um den Verwegenen zu packen. Doch die Hände schlossen sich ins Leere, als Lars darunter hinweg tauchte und gleich darauf vor dem Gegner emporwuchs.
     
    Bevor Thorleif seine Überrumpelung gemeistert hatte, ließ Lars mit aller Kraft seine Fäuste fliegen. Zwei Mal wurde die Kinnspitze des Knochenbrechers getroffen. Auf-brüllend versuchte der bärenhafte Mann den Gegner zu erhaschen. Doch bevor sich die Hände sich um seinen schlanken Körper schließen konnten, ging Lars in die Knie und brachte sich mit einem rückwärtigen Überschlag in Sicherheit. Das Aufheulen Thorleifs war mehr Verwunderung über diesen frechen Angriff als Schmerz.
     
    „Es dauert einige Zeit, bis man einen schlüpfrigen Aal gefangen hat!“ grunzte er. „Man muss öfters zufassen. Aber es ist nicht unmöglich, so einen glibberigen Schlangenfisch zu greifen!“
     
    „Und es dauert auch einige Zeit, bis es der Kraft eines Mannes gelungen ist, mit der Stärke seiner Arme die Felsen Norwegens abzutragen“. gab Lars lächelnd zurück. "Aber es ist nicht unmöglich, selbst Berge zu zertrümmern, wenn man nur oft genug zuschlägt!“
     
    „Sie her, wie man einen Aal betäubt!“ brüllte Thorleif und schlug zu. Doch Lars brauchte nur etwas den Körper zur Seite zu biegen, um dem Hieb auszuweichen. Als Antwort senkte er den Kopf und rannte los. Thorleifs Brüllen erstarb in einem unartikulierten Gurgeln, als er genau in der Magengegend getroffen wurde. Lars wurde durch diesen Treffer selbst schwindlig im Kopf. Doch gelang es ihm, die Situation zu seinen Gunsten zu nutzen.
     
    Mit aller Kraft schmetterte er beide Fäuste zugleich von unten herauf gegen das Kinn des Gegners. Thorleif schwankte wie der Mast eines Schiffes, das mit einem Orkan kämpft. Lars spürte den Schmerz, als die Haut auf den Knöcheln durch diesen Hieb aufplatzte. Doch jetzt war keine Zeit, das herablaufende Blut zu stillen. Er musste den kurzen Augenblick, in dem der Knochenbrecher die Hiebe verdaute, ausnutzen, um diese menschliche Festung sturmreif zu schlagen.
     
    „Sieh her, wie man einen Berg zerhämmert!“ antwortete Lars auf die Spottworte des Gegners schon warf er sich Thorleif erneut entgegen. Mit aller Kraft vergrub er seine Fäuste in dessen Bart.
     
    Der Sohn des Jarl aber war auf der Hut. Die Hiebe hatten ihn zwar leicht angeschlagen, aber gleichzeitig seine Wut und Kampfkraft erst richtig entfacht. Als Lars sich nach seiner blitzartigen Attacke wieder mit einem rückwärtigen Überschlag in Sicherheit bringen wollte fühlte er, dass sich die Hände des Gegners wie Schmiedezangen um die Knöchel legten. Bevor er es verhindern konnte, begann sich Thorleif zu drehen und schwenkte den schreienden Gegner im wirbelnden Kreis.
     
    Lars ruderte mit den Armen, während sich der bärenhafte Sohn des Jarl unter dröhnendem Lachen immer schneller drehte. Die Männer in der Halle grölten vor Begeisterung und feuerten Thorleif mit lauten Zurufen an. Immer wilder und schneller wurden die Drehungen. Lars spürte, wie sein Körper waagerecht in der Luft wirbelt .
     
    Dann ließ der Knochenbrecher los. Brüllend landete Lars auf einem der Tische unten in der Halle, der unter dem Aufprall seiner Last zusammenbrach. Zwischen gesplittertem Holz zwischen zerbrochenen Brei-Schüsseln, Platten mit gebratenem Fleisch und umgestürzten Trinkhörnern fand sich der Wolfssohn wieder. Sein Körper war mit Brei verschmutzt und mit Ael übergossen.
     
    „Ein Vogel, der nicht flügge war, stürzte vom Himmel in den Sumpf!“ kicherte Thorleif. „Und ein Schwein entsteigt dem Morast. Gleicht er nicht Goldborst, dem heiligen Eber Freyers?“
     
    „Hüte dich vor den Hauern des Ebers!“ zischte Lars so leise, dass ihn nur Thorleif hören konnte. Den Körper unfreiwillig mit Brei bespritzt und mit Ael glitschig gemacht erhob er sich und sprang über die Trümmer des Tisches wieder nach vorn, um sich dem Gegner erneut zu stellen.
     
    Nur Sigurd Schildspalter wusste, warum Lars das Wolltuch

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