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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Wolf, dem es gelingt, sich aus einer Falle heraus zuzwingen, schob sich Lars unter dem Gegner hinaus. Er ignorierte den Schmerz, als die Splitter der rohen Holzbohlen in die Haut seines Rückens drangen und war sofort wieder auf den Füßen.
     
    „Sammele dir draußen die Eisblumen für deinen Brautstrauß, Sachsentochter!“ stieß er zu Thursula gewandt hervor. „Du bist so kalt wie das Gewächs aus Hödurs Garten und diese Blumen stehen dir zu Gemüte!“
     
    „Ich hasse dich!“ giftete Thursula. „Ich will dich tot sehen, Wolfssohn! Tot zu meinen Füßen!“
     
    Doch die Augen der Sachsentochter sagten das Gegenteil. Ihr ganzer Körper schrie danach, sich an diesen schlanken Körper zu pressen und das Eis ihrer inneren Kälte im Feuer seiner Leidenschaft zu schmelzen. Aber nur Frauen erkannten das unerfüllte Sehnen in ihren Augen und spürte das wilde Verlangen ihres Körpers, ihre Gier nach Lust in wilder Extase zu befriedigen.
     
    „Scheide den Streit, Haakon!“ rief Wulfegar. „Für die Ehre ist genug getan und...!“
     
    Er konnte den Satz nicht vollenden. So schwerfällig sich Thorleif Knochenbrecher erhoben hatte, so rasch reagierte er jetzt. Während Lars noch mit Thursula die Blicke kreuzte wie Duellgegner die Klingen, war der mächtige Wikinger auf den Beinen und sprang den überraschten Gegner an. Wie ein Bär umarmte er ihn und drückte erbarmungslos zu. Lars wurde emporgehoben und seine Beine verloren den Boden unter den Füßen. Zwei Stahlklammern gleich quetschten ihn Thorleifs Arme zusammen. Verzweifelt versuchte er, die Arme frei zu bekommen. Denn so, wie ihn der Gegner jetzt gepackt hatte, war er völlig wehrlos.
     
    Alle Kräfte strengte Lars an. der bärenhaften Stärke des Knochenbrechers entgegen zu wirken. Doch der Griff war zu fest. Lars spürte den heißen, stinkenden Atem Thorleifs in seinem Gesicht und aus den geröteten Augen glitzerte die Lust zum Vernichten. Der Knochenbrecher hatte sein Opfer im Griff und wollte wieder einmal zeigen, woher er seinen Namen bekommen hatte.
     
    Lars Wolfssohn wurde eiskalt. Wenn er diesen Kampf einigermaßen unbeschadet überleben wollte, musste er versuchen, die rohe Kraft des Gegners mit Geschicklichkeit auszugleichen. Der glibberige Brei aus Grütze, Bratenfett und Ael, der seinen Körper bedeckte und sich durch den Wirbel des Kampfes auf die ganze Haut seines Oberkörpers verteilt hatte, half ihm dabei.
     
    So sehr Thorleif auch zudrückte, durch Drehen und Winden seines schlanken Körpers gelang es Lars, erst einen und dann alle beide Arme aus der Umklammerung zu ziehen. Verzweifelt versuchte er, dem Gegner mit den freien Händen an die Kehle zu gehen.
     
    „Kein Würgen!“ schrie Högni und riss die zupackenden Hände vom Nacken Thorleifs. „Und keine Faustschläge auf dem Mund. Die Regel will, dass die Zähne geschont werden...!“
     
    So sehr Lars in Bedrängnis war, er wusste doch, dass Högni mit seinem Ruf Recht hatte und Sigurd ihm diesmal nicht beispringen konnte. Zwar hatte er nun die Hände frei und krallte sie verzweifelt in die Schultern des Gegners. Doch Thorleifs Muskeln traten wie mächtige Taue unter der Haut hervor und Lars glaubte, mächtige Ankertrossen unter seinen Fingern zu verspüren. Immer mehr wurde sein Brustkorb zusammengedrückt. Immer wieder holte Thorleif tief Luft und verstärkte den Druck. Lars wurde krebsrot im Gesicht und schnappte verzweifelt nach Luft.
     
    Ganz still war es in der Halle geworden. Fasziniert starrten die Männer von Ringan auf dieses ungleiche Kämpfer-paar, das in diesem Augenblick einer aus Stein gehauenen Skulptur glich. Nur das Zucken der Muskeln unter der Haut, das Knirschen der Zähne und der pfeifende Atem zeigte die ungeheure Anstrengung des Kampfes. Niemand wagte es mehr, einen der Kämpfer anzufeuern. Wenn ein Mann um sein Leben kämpft, dann benötigt er nicht die Begeisterung der Menge. Die Angst vor dem Tode lässt ihn mit jeder Faser seines Körpers um den Sieg ringen.
     
    Jeder in der Halle erkannte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Lars Wolfssohn mit eingerücktem Brustkorb ohnmächtig den Händen des hünenhaften Gegners entglitt. Sollte es jedoch dem sehnigen Jüngling gelingen, sich vollständig aus dieser tödlichen Umarmung herauszuwinden, dann konnte er nicht nur das Leben, sondern auch den Sieg gewinnen.
     
    Denn jeder sah, dass die ungeheure Kraft, mit der Thorleif zudrückte, die letzten Reserven erschöpfte. Aber noch sah es so aus, als

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