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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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ignorierte. Dann Verachtung, dann leichte Enttäuschung; und schließlich Schweigen. Fire wartete. Die Minuten verstrichen und ihr Gespür für Murgda schwand, als zöge Murgda ihre Gefühle zurück und igelte sich ein.
    Weitere Minuten verstrichen. Fire fing schon an, einen neuen Plan auszuhecken, als sie plötzlich spürte, wie sich Murgda durch ihr Zimmer auf den Balkon zubewegte. Fire schob Gentian zu einem Platz im Hof, von dem aus er Fire nicht sehen konnte, aber einen unverstellten Blick auf Murgdas Balkontür hatte. Dann trat Fire in den Schein der Kerzen auf ihrem Geländer.
    Murgda blieb hinter ihrer Balkontür stehen und blickte durch die Glasscheibe hindurch zu Fire hinüber. Sie sah genauso aus, wie Fire sie in Erinnerung hatte: eine kleine Frau mit unscheinbarem Gesicht, straffen Schultern und robustem Aussehen. Ihr starker und entschlossener Anblick gefiel Fire auf eigenartige Weise.
    Murgda trat nicht auf den Balkon hinaus; sie öffnete die Tür noch nicht mal einen Spaltbreit. Aber Fire hatte auch nichts anderes erwartet, es war das Beste, auf das sie zu hoffen gewagt hatte, und es genügte, denn Gentian dort unten erblickte Murgda.
    Seine Reaktion erreichte Fire klar wie ein Eimer Wasser, der ihr ins Gesicht geschüttet wurde. Sein Vertrauen wuchs. Seine Nerven waren deutlich beruhigt.
    Sie verstand jetzt, warum Gentian Murgda nicht ausspionierte und warum Lord Mydoggs Verbündeter Hauptmann Hart so viel über Gentian gewusst hatte. Sie verstand eine ganze Menge Dinge, sogar, warum Murgda hergekommen war. Sie war gekommen, um Gentian dabei zu helfen, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Denn irgendwann hatten sich Mydogg und Gentian gegen den König verbündet.
    Und Fire las noch etwas in Murgda, etwas weniger Überraschendes. Ob Gentian es wusste oder nicht, seine Verbündete war auch noch aus einem anderen Grund gekommen. Das las Fire in Murgdas Augen, die über den Hof hinweg zu ihr hinüberstarrten, und in dem Gefühl, zu dem Murgda ihr jetzt ungewollt Zutritt verlieh: Verblüffung, Staunen und Begierde, allerdings nicht die Begierde, die Fire gewohnt war. Diese Begierde war heftig und berechnend und politisch. Murgda wollte sie entführen. Mydogg und Murgda wollten sie selbst als Monsterwerkzeug haben – hatten sie vom ersten Augenblick haben wollen, als sie sie letzten Frühling gesehen hatten.
    Wissen – selbst das Wissen, dass sich ihre Feinde miteinander verbündet hatten und in der Überzahl waren – machte sie stark. Fire erkannte jetzt deutlich, was sie tun musste. Was sie tun konnte , wenn sie vorsichtig war und alle Fäden in der Hand behielt. Sehen Sie? , sagte sie charmant in Gedanken zu Murgda. Sie haben Ihr Gesicht gezeigt und sind noch am Leben.
    Murgdas Verstand schärfte und verschloss sich. Sie sah Fire mit gerunzelter Stirn an und legte die Hand auf ihren Bauch – auf eine interessante Art, die Fire verstand, weil sie das schon mal gesehen hatte. Murgda drehte sich um und verschwand aus ihrem Sichtfeld, ohne dass sie Gentian bemerkt hatte, der sich unten immer noch den Hals nach ihr verdrehte.
    Fire trat zurück in die Schatten. Nüchtern, ohne Dramatik, teilte sie den anderen alles mit, was sie erfahren hatte. Sie waren überrascht; entsetzt; nicht überrascht; erpicht darauf, weiterzumachen. Sie antwortete so gut sie konnte auf Fragen, die sie wahrscheinlich hatten.
    Ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, Lady Murgda aus ihren Räumen zu locken , dachte sie. Ich weiß nicht, ob Murgda heute Nacht sterben wird. Aber Lord Gentian wird tun, was immer ich von ihm verlange, und wahrscheinlich werde ich auch mit Gunner fertig. Lasst uns mit den beiden anfangen. Lord Mydoggs Verbündete können uns Lord Mydoggs Pläne verraten.

Fire wollte, dass Gentian und vor allem Gunner sie deutlich sahen. Daher ging sie zu den königlichen Wohnräumen, die im zweiten Stock lagen und auf den Innenhof hinausführten, und trat auf den Balkon hinaus. Sie sah Gentian und Gunner, den sie so postiert hatte, dass er sie genau im Blick hatte, direkt in die geblendeten Gesichter, lächelte Gunner verführerisch an und machte ihm schöne Augen, was lächerlich und peinlich war, aber den erwünschten Effekt hatte. Und dann kam Nash auf den Balkon gestürmt, sah, mit wem sie flirtete, warf Gentian und Gunner einen bösen Blick zu, nahm Fire am Arm und zog sie zurück

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