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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Rest des Brotes, das die Kinder ihr gebracht hatten, ohne große Hoffnung, dass ihr Magen sich damit einverstanden erklären würde. Sie trank Wasser aus einem halb gefrorenen Bach. Und sie versuchte nicht über die Nacht nachzudenken, die auf diesen Tag folgen würde, denn sie hatte keinen Feuerstein und noch nie ein Feuer ohne einen entfacht. Sie hatte noch nie ein Feuer außerhalb eines Kamins entfacht. Sie hatte ein verwöhntes Leben geführt.
    Vor Kälte zitternd wickelte sie den Schal um ihren Kopf ab und band ihn sich erneut um, so dass er nicht nur ihr immer noch leicht feuchtes Haar, sondern auch ihr Gesicht und ihren Hals bedeckte. Sie tötete ein Greifvogelmonster, bevor es sie tötete, ein scharlachrotes Tier, das plötzlich kreischend am Himmel auftauchte, aber sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, das Fleisch mitzunehmen, da der Geruch seines Blutes nur noch mehr Monster anlocken würde.
    Das erinnerte sie an etwas. Der Ball hatte in der zweiten Januarhälfte stattgefunden. Fire war sich nicht sicher, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, aber es war bestimmt längst Februar. Ihre Blutung war überfällig.
    Fire verstand mit ihrer neu erwachenden Logik, die unverblümt und mitleidlos war, dass sie bald sterben würde, woran auch immer. Sie dachte auf ihrem Pferd darüber nach. Es war tröstlich. Es erlaubte ihr, aufzugeben. Tut mir leid, Brigan, dachte sie bei sich. Tut mir leid, Small. Ich habe es versucht.
    Aber dann rissen sie eine Erinnerung und eine Erkenntnis aus diesem Zustand. Menschen. Wenn andere ihr halfen, konnte sie überleben, und hinter ihr waren Leute, an der Stelle, wo Rauch aus den Felsen aufstieg. Dort war es auch warm.
    Ihr Pferd stapfte immer noch zielstrebig Richtung Südwesten. Nur angetrieben von dem düsteren Pflichtgefühl, nicht zu sterben, wenn es sich vermeiden ließ, wendete Fire das Tier.
    Als sie den gleichen Weg zurückritt, fing es zu schneien an.
    Fires Körper schmerzte von ihren klappernden Zähnen, ihren klappernden Gelenken und Muskeln. In Gedanken spielte sie Musik, die allerschwierigste Musik, die sie je einstudiert hatte, und zwang sich, sich an die Feinheiten komplizierter Passagen zu erinnern. Sie wusste nicht, warum sie das tat. Irgendein Teil ihres Bewusstseins hatte das Gefühl, das sei nötig, und ließ sie nicht damit aufhören, obwohl ihr Körper und der Rest ihres Bewusstseins darum flehten, in Ruhe gelassen zu werden.
    Als sich ein goldenes Greifvogelmonster kreischend durch den fallenden Schnee auf sie stürzte, bekam sie den Bogen nicht schnell genug zu fassen und schaffte es nicht, den Pfeil vernünftig einzulegen. Das Pferd tötete den Vogel, ohne dass Fire wusste, wie es das angestellt hatte. Sie war von seinem sich aufbäumenden Rücken gerutscht und lag im Schnee, als es passierte.
    Etwas später rutschte sie erneut vom Rücken des Pferdes. Sie wusste nicht, warum. Sie nahm an, der Grund war ein weiteres Greifvogelmonster, und wartete geduldig, aber beinahe sofort begann das Pferd sie mit der Schnauze anzustoßen, was Fire verwirrte und was sie hochgradig ungerecht fand. Das Pferd blies ihr wütend ins Gesicht und stupste sie immer wieder an, bis sie sich geschlagen gab und sich zitternd wieder auf seinen dargebotenen Rücken zog. Dann wurde ihr klar, warum sie heruntergefallen war. Ihre Hände hatten ihr den Dienst versagt. Sie konnte sich nicht mehr an der Mähne des Tieres festhalten.
    Ich sterbe, dachte sie desinteressiert. Nun gut. Dann sterbe ich eben auf dem Rücken dieses wunderbaren Apfelschimmels.
    Als sie das nächste Mal fiel, war sie zu benommen, um zu merken, dass sie auf warmem Stein landete.
    Sie war nicht ohnmächtig. Sie hörte die Stimmen, schrill, drängend und besorgt, aber sie konnte nicht aufstehen, als sie sie dazu aufforderten. Sie hörte ihren Namen und begriff, dass sie wussten, wer sie war. Sie merkte, dass ein Mann sie aufhob und unter die Erde brachte und dass Frauen sie und sich selbst auszogen und sich zusammen mit ihr in viele Decken wickelten.
    Ihr war noch nie im Leben so kalt gewesen. Sie zitterte so stark, dass sie glaubte, sie würde zerspringen. Sie versuchte, die warme, süße Flüssigkeit zu trinken, die eine Frau ihr vors Gesicht hielt, aber sie hatte den Eindruck, dass sie den größten Teil davon über ihren Bettgenossinnen verspritzte.
    Nachdem sie eine Ewigkeit lang gekeucht und

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