Die Flammende
Rändern verschwommen vom Schein der aufgehenden Sonne. Sie trugen etwas: eine Schüssel Wasser, einen Sack, ein kleines in Stoff gewickeltes Bündel. Eines brachte den Sack zu dem Pferd, setzte ihn in der Nähe des Tieres ab und faltete ihn auf. Das Pferd, das mit panischem Schnauben zurückgescheut war, näherte sich jetzt vorsichtig. Es steckte seine Schnauze in den Sack und begann zu kauen.
Die anderen beiden brachten das Bündel und die Schüssel zu Fire, setzten sie wortlos vor ihr ab und starrten sie mit weit aufgerissenen bernsteinfarbenen Augen an. Sie sind wie Fische, dachte Fire. Fremd und farblos und starrend, auf dem Meeresgrund.
Das Bündel enthielt Brot, Käse und gesalzenes Fleisch. Beim Geruch des Essens drohte Fires Magen sich umzudrehen. Sie wünschte, die starrenden Kinder würden weggehen, damit sie ihren Kampf mit dem Frühstück allein austragen konnte.
Sie wandten sich um und verschwanden in der Spalte, aus der sie gekommen waren.
Fire brach ein Stück Brot ab und zwang sich, es zu essen. Als ihr Magen offenbar entschied, dass er bereit war, es zu akzeptieren, bildete sie mit den Händen eine Schale und trank ein paar Schlucke Wasser. Es war warm. Sie betrachtete das Pferd, das das Futter aus dem Sack mampfte und mit der Nase vorsichtig in alle Ecken fuhr. Aus einer Ãffnung im Boden hinter dem Tier drang Rauch und leuchtete gelb in der Morgensonne. Rauch? Oder war es Dampf? Es roch eigenartig hier, nach Holzfeuer, aber auch noch nach etwas anderem. Fire legte ihre Hand auf den warmen Steinboden, auf dem sie saÃ, und ihr wurde klar, dass sich Leute darunter befanden. Ihr FuÃboden war die Decke von jemandem.
Sie verspürte die Anfänge einer matten Neugier, als ihr Magen beschloss, dass er ihr Brot doch nicht wollte.
Nachdem das Pferd sein Frühstück beendet und den Rest des Wassers getrunken hatte, kam es zu Fire, die zusammengerollt auf dem Boden lag. Es stupste sie an und kniete sich hin. Fire entrollte sich wie eine Schildkröte, die sich aus ihrem Panzer losreiÃt, und kletterte auf den Rücken des Pferdes.
Das Pferd schien sich wahllos über den Schnee nach Südwesten zu bewegen. Es durchquerte halb gefrorene Bäche und stieg über breite Felsspalten, die Fire Unbehagen bereiteten, weil sie ihren Grund nicht sehen konnte.
Später am Morgen spürte sie, wie sich jemand von hinten auf einem Pferderücken näherte. Erst interessierte sie sich nicht weiter dafür. Aber dann erkannte sie wieder, wie diese Person sich anfühlte, und war gezwungen, sich für sie zu interessieren. Es war der Junge.
Er ritt ebenfalls unbeholfen ohne Sattel und trieb sein armes geschundenes Pferd an, bis es ihn in Rufweite brachte. Wütend brüllte er: »Wo willst du hin? Und wieso sendest du deine gesamten Gedanken und Gefühle über diese Felsen? Das hier ist nicht Cutters Festung. Hier drauÃen gibt es Monster und wilde, unfreundliche Leute. Du wirst noch zu Tode kommen.«
Fire hörte ihn nicht, denn beim Anblick seiner verschiedenfarbigen Augen lieà sie sich unwillkürlich vom Pferd fallen und rannte mit einem Messer in der Hand auf ihn zu, obwohl sie bisher gar nicht bemerkt hatte, dass sie ein Messer besaÃ.
Sein Pferd wählte diesen Augenblick, um den Jungen abzuwerfen, genau auf sie zu. Er stürzte zu Boden, rappelte sich auf und rannte weg, um ihr zu entkommen. Es kam zu einer stolpernden Jagd über die Spalten und dann zu einem unschönen Handgemenge, das Fire nicht lange durchhielt, weil sie zu schnell ermüdete. Das Messer rutschte ihr aus der Hand und verschwand in einem breiten Riss in der Erde. Der Junge krabbelte von ihr weg, kam auf die FüÃe und schnappte nach Luft.
»Du hast den Verstand verloren«, sagte er, fasste mit der Hand an einen Schnitt an seinem Hals und starrte ungläubig auf das Blut an seinen Fingern. »Reià dich zusammen! Ich bin nicht den ganzen Weg hinter dir hergekommen, um gegen dich zu kämpfen. Ich versuche dich zu retten!«
»Deine Lügen funktionieren bei mir nicht«, rief sie. Ihre Kehle war rau und schmerzte vom Rauch und vom Flüssigkeitsmangel. »Du hast Archer umgebracht.«
»Jod hat Archer umgebracht.«
»Jod ist dein Werkzeug!«
»Ach komm, sei vernünftig«, sagte er und hob ungeduldig die Stimme. »Gerade du müsstest das doch verstehen. Archers Bewusstsein war zu stark. Ihr habt hier ein
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