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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Futter selbst, wenn man es nicht tat, und kam Fire besuchen, wann immer diese sie rief. Sie fühlte sich seltsam und wild an, ihr Bewusstsein war etwas Wunderbares, Ursprüngliches, das Fire berühren und beeinflussen, aber nie vollständig verstehen konnte. Sie gehörte einzig zu den Felsen, frei und, wenn nötig, auch gefährlich.
    Und doch war da auch Liebe in ihren Gefühlen für Fire – die sie auf eine Art doch einschränkten. Dieses Pferd hatte nicht die Absicht, Fire zu verlassen.
    Sie verbrachten viel Zeit in Sichtweite, ihre Gefühle vom Band aus Fires Kraft miteinander verflochten. Die Stute war schön, ihr Fell mit zarten grauen Flecken und Kreisen, ihre Mähne und ihr Schweif, dicht und lang, zerzaust und dunkelgrau wie Schiefer. Ihre Augen waren blau.
    Fire wünschte, man würde sie aus der Festung lassen. Sie wäre gern zu dem Pferd auf die Felsen gegangen, um auf seinen Rücken zu steigen und sich wegtragen zu lassen, wohin auch immer das Pferd wollte.
    Eines Morgens, als Fire unter der Decke zusammengerollt versuchte, gegen das Brennen ihrer Hände abzustumpfen, und vorgab zu schlafen, kam Garan in ihr Schlafzimmer marschiert. Er stand über ihr und sagte ohne Vorrede: »Steh auf, Fire. Wir brauchen dich.«
    Er sagte es nicht ärgerlich, aber es fühlte sich auch nicht an wie eine Frage. Fire blinzelte zu ihm hoch. »Meine Hände sind nicht zu gebrauchen.«
    Â»Für das, war du tun sollst, brauchst du keine Hände.«
    Fire schloss die Augen. »Du willst, dass ich jemanden befrage. Tut mir leid, Garan. Mir geht es nicht gut genug.«
    Â»Es würde dir besser gehen, wenn du aufstehen und aufhören würdest, in Selbstmitleid zu zerfließen«, sagte er unverblümt, »und im Übrigen ist es auch keine Befragung, wofür wir dich brauchen.«
    Fire war wütend. »Du hast Archer nie gerngehabt. Es kümmert dich überhaupt nicht, was geschehen ist.«
    Â»Du kannst mir nicht ins Herz blicken, sonst würdest du so einen Unsinn nicht sagen«, gab Garan zurück. »Ich werde das Zimmer nicht verlassen, bevor du aufstehst. Keinen Steinwurf von hier entfernt tobt ein Krieg und es gibt genug, das mir auf der Seele liegt, auch ohne dass du hier dahinsiechst wie eine ichbezogene Göre. Soll ich Brigan, Nash und Brocker eines Tages eine Nachricht senden, dass du einfach so ohne Grund gestorben bist? Du machst mich krank, Fire, und ich flehe dich an, wenn du nicht deinetwegen aufstehst, dann tu es meinetwegen. Ich bin nicht wild darauf zu sterben.«
    Fire hatte sich während dieser bemerkenswerten Rede aufgesetzt und ihre Augen waren jetzt offen und sahen ihn an. Garans Haut war verschwitzt und er atmete schnell. Er war noch dünner als vorher, falls das überhaupt möglich war, und in seinem Gesicht blitzte Schmerz auf. Fire streckte die Hand nach ihm aus, bekümmert jetzt, und forderte ihn mit einer Geste auf, sich hinzusetzen. Als er saß, strich sie ihm mit ihrem verbundenen Handklumpen das Haar glatt. Sie half ihm, seine Atmung zu beruhigen.
    Â»Du hast abgenommen«, sagte er schließlich zu ihr, sein unglücklicher Blick auf ihr Gesicht gerichtet. »Und du hast so einen schrecklichen leeren Blick in deinen Augen, dass ich dich am liebsten schütteln will.«
    Fire strich erneut seine Haare glatt und wählte ihre Worte sorgsam, um nicht zu weinen. »Ich glaube nicht, dass ich in Selbstmitleid versinke«, sagte sie. »Ich bin irgendwie nicht ganz bei mir, Garan.«
    Â»Du bist stark«, sagte er. »Ich kann deine Macht spüren. Du hast mich sofort beruhigt.«
    Sie fragte sich, ob man mächtig sein konnte und dabei gleichzeitig im Innern zerbrochen und immerzu zitternd.
    Sie musterte ihn erneut. Er sah wirklich nicht besonders gut aus. Er trug zu viel auf seinen Schultern.
    Â»Was ist das für eine Arbeit, für die du mich brauchst?«, fragte sie.
    Er sagte: »Wärst du bereit, den Schmerz der sterbenden Soldaten hier in der Festung zu lindern?«
    Das Lazarett der Festung war in dem riesigen Trakt im Erdgeschoss eingerichtet worden, in dem zu Friedenszeiten fünfhundert Soldaten untergebracht waren. Die Fenster hatten kein Glas und die Fensterläden waren geschlossen, damit die Wärme nicht entwich, die die Kamine an den Wänden und ein Feuer mitten auf dem Fußboden spendeten. Der Rauch stieg in mäandernden Schwaden zu einem offenen

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