Die Flammende
Stimme eines Mannes: »Oberbefehlshaber, wir sind so weit.«
»Ich komme«, sagte Brigan über die Schulter. »Warten Sie drauÃen auf mich.«
Der Mann ging.
Geh , sagte Fire in Gedanken zu Brigan. Lass sie nicht warten.
So werde ich dich nicht zurücklassen, dachte er.
Ich werde dich nicht angucken , dachte sie und presste sich ungeschickt mit ihren verbundenen Händen an die Wand. Ich will deine frischen Kampfwunden nicht sehen.
Er kam zu ihr in die Ecke, seine sture Stetigkeit unverändert. Er berührte ihre rechte Schulter mit der Hand und beugte sein Gesicht zu ihrem linken Ohr. Seine Bartstoppeln waren rau und sein Gesicht kalt an ihrem, und es war ihr so schmerzlich vertraut, wie er sich anfühlte, dass sie sich plötzlich mit dem Rücken an ihn lehnte, ihre Arme unbeholfen um seinen linken Arm schlang, der steif war von der Lederrüstung, und ihn um sich zog.
»Du bist diejenige mit den frischen Narben«, sagte er ganz leise, so dass nur sie es hören konnte.
»Geh nicht«, sagte sie. »Bitte geh nicht.«
»Nichts würde ich lieber tun. Aber du weiÃt, dass ich gehen muss.«
»Ich will dich nicht lieben, wenn du dann doch nur stirbst«, rief sie und vergrub das Gesicht an seinem Arm. »Ich liebe dich nicht.«
»Fire«, sagte er. »Würdest du etwas für mich tun? Schickst du mir Nachrichten an die Nordfront, damit ich weiÃ, wie es dir geht?«
»Ich liebe dich nicht.«
»HeiÃt das, du schickst mir keine Nachrichten?«
»Nein«, sagte sie verwirrt. »Ja. Ich schicke dir Nachrichten. Aber â¦Â«
»Fire«, sagte er sanft und begann sich langsam aus ihrer Umarmung zu lösen. »Du musst fühlen, was du fühlst. Ich â¦Â«
Eine andere Stimme, scharf vor Ungeduld, unterbrach ihn von der Tür her. »Oberbefehlshaber! Die Pferde stehen bereit.«
Brigan wirbelte zu dem Mann herum und fluchte so verzweifelt und wütend, wie Fire noch nie jemanden hatte fluchen hören. Der Mann huschte erschrocken davon.
»Ich liebe dich«, sagte Brigan ganz ruhig zu Fires Rücken. »Ich hoffe, das wird dich in den kommenden Tagen trösten. Und ich bitte dich um nichts, als dass du versuchst zu essen, Fire, und zu schlafen, egal, wie du dich fühlst. Iss und schlaf. Und schick mir Nachrichten, damit ich weiÃ, wie es dir geht. Sag mir, wenn es irgendjemanden oder irgendetwas gibt, das ich dir schicken kann.«
Pass auf dich auf. Pass auf dich auf , rief sie ihm in Gedanken zu, als er das Gebäude verlieà und sein Trupp durchs Tor preschte.
Einen alberneren, nichtssagenderen Satz konnte man wohl niemandem mit auf den Weg geben.
Fire nahm an, dass es in Fort Flood für jemanden ohne Hände wenig zu tun gab. Clara war mit Brigans Hauptleuten und einem konstanten Botenstrom beschäftigt und Garan lieà sich fast nie blicken, und wenn, guckte er wie üblich mürrisch. Fire ging ihnen aus dem Weg, und sie mied auch den Raum, in dem endlose Reihen Soldaten lagen und litten.
Es war ihr nicht gestattet, die Mauern der Festung zu verlassen. Sie teilte ihre Zeit zwischen zwei Orten auf: dem Schlafzimmer, das sie sich mit Clara, Musa und Margo teilte, wobei sie immer, wenn Clara eintrat, so tat, als schliefe sie, weil Clara zu viele Fragen über Archer stellte. Und dem schwer bewachten Dach der Festung, wo sie, in einen warmen Kapuzenmantel gehüllt und die Hände sicher in ihren Achselhöhlen geborgen, Zwiesprache mit dem groÃen grau gescheckten Pferd hielt.
Die Stute â denn Fires Verstand war inzwischen klar genug, um zu wissen, dass es eine Stute war â lebte auf den Felsen nördlich des Gebäudes. Sie hatte sich von Fires Gruppe getrennt, als sie sich der Festung genähert hatten, und lieà sich trotz aller Versuche des Stallmeisters nicht zu den anderen Pferden in den Stall bringen. Fire erlaubte nicht, dass irgendjemand sie mit Betäubungsmitteln gefügig machte, und auch Fire selbst würde das Pferd nicht zwingen, sich einsperren zu lassen. Der Stallmeister hatte empört die Arme gehoben. Dieses Pferd war ganz offensichtlich ein ungewöhnlich edles Tier, aber er hatte mit verletzten Pferden, verlorenen Hufeisen und kaputten Feldharnischen genug zu tun und konnte keine Zeit an ein widerspenstiges Tier verschwenden.
Und so lebte die Stute in Freiheit auf den Felsen, aÃ, was man für sie hinstellte, suchte sich ihr
Weitere Kostenlose Bücher