Die Flammende
siebzehnjährige Frau, ich habe meine eigenen Pferde und mein eigenes Geld, und ich entscheide selbst, wann ich wo hingehe. Es ist nicht an dir, mir etwas zu verbieten.«
Archer knallte die Spitze seines Bogens auf den Boden, aber Lord Brocker schmunzelte. »Diskutier nicht mit ihr, mein Junge. Wenn du es auf Informationen abgesehen hast, wärst du ein Narr, das Monster, das du zur Verfügung hast, nicht mitzunehmen.«
»Die StraÃen sind gefährlich«, sagte Archer, der vor Wut geradezu schäumte.
»Hier ist es auch gefährlich«, gab Brocker zurück. »Ist sie nicht dort am sichersten, wo dein Bogen sie verteidigen kann?«
»Am sichersten ist sie drinnen, in einem Raum, dessen Tür verschlossen und verriegelt ist.«
Brocker wandte seinen Rollstuhl zum Ausgang. »Sie hat herzlich wenig Freunde, Archer. Es wäre grausam von dir, dich zu Roen aufzumachen und sie hier zurückzulassen.«
Fire stellte fest, dass sie das Kätzchen festhielt und an ihre Brust presste, als schirmte sie es vor etwas ab. Davor, wie es sich anfühlte, dass zwei reizbare Männer über ihre Pläne, sogar ihre Gefühle diskutierten. Sie wünschte sich verrückterweise plötzlich, dieses kleine grünhaarige Wesen in ihren Armen wäre ihr eigenes Baby, das sie halten und anhimmeln und vor Leuten bewahren könnte, die es nicht verstanden. Blödsinn, dachte sie wütend. Denk nicht einmal daran. Wozu braucht die Welt noch ein Baby, das anderen den Verstand raubt?
Lord Brocker griff nach Archers Hand und sah ihm in die Augen, um seinen Sohn zu beschwichtigen und zu beruhigen. Dann rollte er hinaus und schloss die Tür hinter ihrem Streit.
Archer betrachtete Fire mit unsicherem Gesichtsausdruck. Und Fire seufzte und vergab ihrem sturköpfigen Freund und dem sturköpfigen Vater, der ihn adoptiert hatte. Sosehr ihre Auseinandersetzungen sie auch belasteten, im Grunde entsprangen sie zwei sehr groÃen Herzen.
Sie setzte das Kätzchen auf den Boden, stand auf und nahm Archers Hand so wie sein Vater. Archer blickte ruhig auf ihre verschränkten Hände hinab. Er hob Fires Finger an den Mund, küsste ihre Fingerknöchel und untersuchte ihre Hand, als hätte er sie noch nie gesehen.
»Ich packe meine Sachen«, sagte Fire. »Sag mir einfach, wann wir abreisen.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen, aber er fing sie ab und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sie lieà es einen kurzen Augenblick zu. Dann machte sie sich los und verlieà den Raum.
Fires Pferd hieà Small. Der Wallach war eins von Cansrels Geschenken gewesen. Sie hatte ihn aus allen Pferden ausgesucht, weil sein Fell graubraun und trist war und wegen der ruhigen Art, mit der er ihr an dem Tag, als sie zu einer von Cutters Vorführungen gegangen war, um ihn auszuwählen, hinter dem Weidezaun hin und her gefolgt war.
Die anderen Pferde hatten sie entweder ignoriert oder waren in ihrer Nähe nervös und aufgeregt geworden, hatten sich gegenseitig gestoÃen und nacheinander geschnappt. Small hatte sich abseitsgehalten, wo er in Sicherheit vor ihrem Gerangel war. Er war neben Fire hergetrottet, stehen geblieben, wenn sie stehen blieb, hatte sie hoffnungsvoll angeblinzelt; und immer, wenn sie sich vom Zaun entfernt hatte, hatte er an Ort und Stelle gewartet, bis sie zurückkam.
»Sein Name ist Small«, hatte Cutter gesagt, »weil sein Hirn so groà ist wie eine Erbse. Kann ihm nichts beibringen. Eine Schönheit ist er auch nicht gerade.«
Cutter war Cansrels Pferdehändler und sein liebster Monsterschmuggler. Er lebte in den westlichen Great Grays und führte seine Ware einmal im Jahr in einer langen Karawane durch das ganze Königreich, um sein Handelsgut herumzuzeigen und zu verkaufen. Fire mochte ihn nicht. Er war nicht gut zu seinen Tieren. AuÃerdem hatte er ein groÃes, lockeres Mundwerk und seine Augen musterten sie immer auf eine Art, die sich besitzergreifend und widerwärtig anfühlte, auf eine Art, die in ihr den Wunsch weckte, sich schützend zusammenzurollen.
Und er irrte sich, was Small anging. Fire kannte den Blick dummer Augen und wusste, wie sich ein beschränkter Verstand anfühlte, sowohl bei Tieren als auch bei Menschen, und bei Small hatte sie nichts davon gespürt. Stattdessen hatte sie bemerkt, wie der Wallach jedes Mal zitterte und scheute, wenn Cutter in seine Nähe
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