Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
Vom Netzwerk:
nicht glauben , sagte sie in Gedanken zu ihm, nachdem er ihr wieder einmal etwas erzählt hatte, das Cansrel getan hatte. Aber ich weiß, dass es stimmt, weil Cansrel mir diese Geschichten selbst erzählt und er sich nie schämt. Für ihn sind es Lehrstücke, mit denen er mich anleiten will. Es macht ihm Sorgen, dass ich meine Macht nicht als Waffe einsetze.
    Â»Versteht er, wie sehr du dich von ihm unterscheidest?«, fragte Brocker dann. »Sieht er nicht, dass du aus völlig anderem Holz geschnitzt bist?«
    Fire konnte die Einsamkeit nicht beschreiben, die sie verspürte, wenn Brocker so redete. Wie sehr sie gelegentlich wünschte, dass ihr ruhiger, unansehnlicher und guter Nachbar ihr leiblicher Vater wäre. Sie wünschte sich, so zu sein wie Brocker, aus dem gleichen Holz geschnitzt wie er. Aber sie wusste, was sie war und wozu sie fähig war. Auch nachdem sie alle Spiegel abgeschafft hatte, sah sie es in den Augen anderer, und sie wusste, wie einfach es wäre, ihr freudloses Leben nur ein kleines bisschen angenehmer zu machen, so wie Cansrel es dauernd tat. Sie erzählte niemandem, noch nicht einmal Archer, wie sehr sie sich für diese Versuchung schämte.
    Als sie dreizehn war, brachten die Drogen Nax um, und ein dreiundzwanzigjähriger Nash wurde der König eines Landes, das im Chaos versank. Cansrels Wutanfälle wurden immer häufiger, genau wie seine melancholischen Anwandlungen.
    Als sie fünfzehn war, öffnete Cansrel die Tür zu dem Käfig seines mitternachtsblauen Leopardenmonsters und verließ Fire ein letztes Mal.

Erst, als sie wieder aufwachte und sah, wo sie sich befand, merkte Fire, dass sie in Lord Brockers Bibliothek eingeschlafen war. Brockers Monsterkätzchen, das am Saum ihres Kleides hing wie ein Mann an einem Seil, hatte sie geweckt. Sie blinzelte, bis sich ihre Augen an das trübe Licht gewöhnt hatten, und nahm das Bewusstsein des jungen Monsters in sich auf. Es regnete immer noch. Sonst war niemand im Zimmer. Fire massierte die Schulter ihres verletzten Arms und rekelte sich in ihrem Sessel, steif und unter Schmerzen, aber ausgeruhter.
    Das Kätzchen kletterte an ihrem Rock hoch, bohrte ihr die Krallen ins Knie und musterte sie. Es wusste, was sie war, denn der Schal um ihren Kopf war einen Fingerbreit verrutscht. Die beiden Monster schätzten sich gegenseitig ab. Das Kätzchen war leuchtend grün mit goldenen Pfoten und sein einfältiger kleiner Verstand griff nach ihrem.
    Natürlich konnte kein Tiermonster Fires Bewusstsein unter seine Kontrolle bringen, aber das hielt einige der beschränkteren nicht davon ab, es zu versuchen. Das Kätzchen war zu klein und dumm, um auch nur daran zu denken, sie zu fressen, aber es wollte bestimmt spielen, an ihren Fingern knabbern, ein bisschen Blut lecken, und Fire konnte auf die Kratzer eines Katzenmonsterspiels gut verzichten. Sie hob das Tier auf ihren Schoß, kraulte es hinter den Ohren und murmelte Unsinn darüber, wie stark und groß und intelligent es war. Zusätzlich sandte sie ihm einen Impuls geistiger Schläfrigkeit. Das Kätzchen drehte sich auf ihrem Schoß einmal um sich selbst und ließ sich nieder.
    Hauskatzenmonster waren beliebt, weil sie den Mausmonsterbestand klein hielten und den Bestand an normalen Mäusen ebenfalls. Dieses Katzenjunge würde zu einem dicken, fetten Kater heranwachsen, ein langes zufriedenes Leben führen und wahrscheinlich Dutzende von kleinen Katzenmonstern zeugen.
    Menschliche Monster dagegen lebten normalerweise nicht lange. Zu viele Raubtiere, zu viele Feinde. Es war gut, dass Fire das einzige war, das noch existierte; und sie hatte schon vor langer Zeit, sogar noch bevor sie Archer mit in ihr Bett genommen hatte, beschlossen, dass sie das letzte sein würde. Keine weiteren Cansrels.
    Sie spürte Archer und Brocker im Flur vor der Tür zur Bibliothek und dann hörte sie ihre Stimmen. Scharf, aufgebracht. Eine von Archers Launen – oder war etwas Neues passiert, während sie geschlafen hatte? Sie berührte das Bewusstsein der Männer, um sie wissenzulassen, dass sie wach war.
    Einen Augenblick später öffnete Archer die Tür zur Bibliothek und hielt sie seinem Vater auf. Sie waren mitten im Gespräch, wobei Archer wütend mit seinem Bogen in die Luft stach. »Verflucht sei Trillings Wachmann dafür, dass er versucht hat, den Mann allein zu

Weitere Kostenlose Bücher