Die Flammende
überwältigen.«
»Vielleicht hatte er keine andere Wahl«, sagte Brocker.
»Trillings Leute sind zu voreilig.«
Brockers Gesicht hellte sich amüsiert auf. »Interessante Anschuldigung ausgerechnet von dir, mein Junge.«
»Ich bin voreilig mit der Zunge, Vater, nicht mit dem Schwert.« Archer warf Fire und ihrem schlafenden Kätzchen einen Blick zu. »Liebes, wie geht es dir?«
»Besser.«
»Unser Nachbar Trilling. Vertraust du ihm?«
Trilling gehörte zu den weniger dummen Männern, mit denen Fire regelmäÃig zu tun hatte. Seine Frau hatte Fire nicht nur als Musiklehrerin für ihre Söhne eingestellt, sondern auch, um ihnen beizubringen, wie sie ihr Bewusstsein gegen die Macht der Monster schützen konnten.
»Ich hatte bisher keinen Anlass, ihm zu misstrauen«, sagte sie. »Was ist passiert?«
»Er hat zwei tote Männer in seinem Wald gefunden«, sagte Archer. »Einer ist sein eigener Wachmann und es tut mir leid zu sagen, dass der andere ein weiterer Fremder ist. Beide mit Messerstichen und blauen Flecken, aber was sie getötet hat, waren Pfeile. Trillings Wachmann wurde aus groÃer Entfernung in den Rücken geschossen. Der Fremde aus der Nähe in den Kopf. Beide Pfeile waren aus demselben weiÃen Holz geschnitzt wie der, der deinen Wilderer getötet hat.«
Fires Verstand arbeitete auf Hochtouren, um die Zusammenhänge zu verstehen. »Der Bogenschütze hat sie kämpfen sehen, Trillings Wachmann aus der Ferne erschossen und ist dann zu dem Fremden gerannt, um ihn hinzurichten.«
Lord Brocker räusperte sich. »Möglicherweise eine ziemlich persönliche Hinrichtung. Vorausgesetzt, wir gehen davon aus, dass der Bogenschütze und der Fremde Gefährten waren, und es scheint doch wahrscheinlich, dass all diese gewalttätigen Fremden in unserem Wald irgendwie zusammenhängen, oder? Der Fremde von heute hatte tiefe Messerstiche an den Beinen, an denen er vielleicht nicht gestorben wäre, die es dem Bogenschützen aber sicher schwer gemacht hätten, ihn wegzuschaffen, nachdem Trillings Wachmann tot war. Ich frage mich, ob der Bogenschütze Trillings Wache erschossen hat, um seinen Gefährten zu beschützen, dann aber feststellte, dass der zu verletzt war, um ihn zu retten, und beschloss, sich seiner ebenfalls zu entledigen.«
Fire hob nachdenklich die Augenbrauen und tätschelte geistesabwesend das Katzenmonster. Wenn der Bogenschütze, der Wilderer und dieser neue tote Fremde wirklich zusammengearbeitet hatten, dann schien es die Aufgabe des Bogenschützen zu sein, aufzuräumen, damit niemand zurückblieb, der Fragen darüber beantworten konnte, warum sie überhaupt da waren. Und er machte seine Arbeit gut.
Archer starrte zu Boden und klopfte mit der Spitze seines Bogens auf das harte Holz. Er dachte nach. »Ich reite zu Königin Roens Festung«, sagte er.
Fire warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Warum?«
»Ich muss sie um mehr Soldaten bitten und will wissen, über welche Informationen ihre Spione verfügen. Sie hat vielleicht Hinweise darauf, ob diese Fremden etwas mit Mydogg oder Gentian zu tun haben. Ich muss herausfinden, was in meinem Wald vor sich geht, Fire, und ich will diesen Bogenschützen zu fassen kriegen.«
»Ich komme mit«, sagte Fire.
»Nein«, lehnte Archer kategorisch ab.
»Doch.«
»Nein. Du kannst dich nicht verteidigen. Du kannst noch nicht mal reiten.«
»Es ist nicht mehr als eine Tagesreise. Warte eine Woche. Gib mir Zeit, mich auszuruhen, dann komme ich mit.«
Archer hob eine Hand und wandte sich ab. »Du redest in den Wind. Warum sollte ich so was erlauben?«
Weil Roen aus unerfindlichen Gründen immer freundlich zu mir ist, wenn ich zu Besuch in ihrer Festung im Norden bin, wollte Fire sagen. Weil Roen meine Mutter gekannt hat. Weil Roen eine Frau mit starkem Geist ist und die Hochachtung einer Frau etwas Tröstliches hat. Roen begehrt mich nie, und wenn das doch einmal der Fall sein sollte, ist es nicht das Gleiche.
»Weil«, sagte sie laut, »Roen und ihre Spione mir vermutlich Fragen darüber stellen wollen, wie es war, als der Wilderer auf mich geschossen hat, und über das bisschen, das ich in seinem Bewusstsein spüren konnte. Und«, fügte sie hinzu, als Archer etwas entgegnen wollte, »weil du weder mein Ehemann noch mein Vater bist; ich bin eine
Weitere Kostenlose Bücher