Die Flammende
die in Gray Haven gewesen waren, schienen Fire jetzt mit so etwas wie Verehrung zu begegnen; und genau das war der Grund, warum Archer sie nicht wollte. Einige von ihnen hatten Fire heute aufgesucht, waren vor ihr auf die Knie gefallen, hatten ihre Hand geküsst und sie um Schutz gebeten.
»Nun gut«, sagte Archer mürrisch, ein wenig beschwichtigt, wie Fire vermutete, weil Roen sie als seine Lady bezeichnet hatte. Fire fügte Unreife zu den Dingen hinzu, die sie ihm vorwerfen könnte in dem Streit, den sie nicht führen würden.
»Lassen Sie uns die Begegnungen noch einmal durchgehen«, sagte der oberste Kundschafter. »Jede einzelne, Minute für Minute. Lady Fire? Bitte fangen Sie im Wald an.«
Fire wünschte, sie könnte sich auf dem Tisch ausstrecken und die Augen schlieÃen, während Roens Heilerin Salbe in ihren Nacken einmassierte und der oberste Kundschafter mitschrieb, wenn sie schon alles noch einmal durchgehen musste. Sie seufzte, berührte ihre empfindliche Kopfhaut und fing wieder im Wald an.
Eine ganze Woche später, als die Greifvögel weg waren, genau wie ein GroÃteil ihrer Schmerzen, und ihre Abreise kurz bevorstand, sprach Archer endlich wieder mit ihr. Sie saÃen am Tisch in Roens Wohnzimmer und warteten darauf, dass Roen zum Abendessen zu ihnen stieÃ. »Ich ertrage dein Schweigen nicht länger«, sagte Archer.
Fire musste sich das Lachen über die Komik daran verkneifen. Sie bemerkte die beiden Diener, die neben der Tür standen, ihre Gesichter absichtlich ausdruckslos, während ihre Gedanken aufgeregt umherwirbelten â vermutlich in der Hoffnung auf Klatsch, den sie mit in die Küche nehmen konnten.
»Archer«, sagte sie, »du bist derjenige, der so getan hat, als gäbe es mich nicht.«
Archer zuckte mit den Achseln. Er lehnte sich zurück und betrachtete sie mit einem herausfordernden Ausdruck in den Augen. »Kann ich dir je wieder vertrauen? Oder muss ich immer mit dieser Art heroischen Wahnsinns rechnen?«
Darauf hatte sie eine Antwort, aber die konnte sie nicht laut aussprechen. Sie beugte sich vor und fixierte ihn. Es war nicht die erste Wahnsinnstat, die ich für dieses Königreich begangen habe. Vielleicht hätte es dich nicht so sehr überraschen sollen, wo du doch die ganze Wahrheit kennst. Brocker wird nicht so überrascht sein, wenn wir ihm davon erzählen.
Einen Moment darauf senkte er den Blick. Seine Finger rückten die Gabeln auf dem Tisch zurecht. »Ich wünschte, du wärst nicht so furchtlos.«
Darauf hatte sie keine Antwort. Sie tat vielleicht manchmal unüberlegte und ein wenig verrückte Dinge, aber sie war nicht furchtlos.
»Willst du mich ohne mein Herz hier in dieser Welt zurücklassen?«, fragte Archer. »Denn das ist es, was du beinahe getan hättest.«
Sie betrachtete ihren Freund, der mit den Fransen der Tischdecke spielte und vermied, sie anzusehen, sein Tonfall bewusst beiläufig, als spräche er über eine Kleinigkeit, die ihn geärgert hatte, wie eine vergessene Verabredung.
Sie streckte ihm über den Tisch hinweg ihre Hand entgegen. »Lass uns Frieden schlieÃen, Archer.«
In diesem Augenblick kam Roen hereingerauscht und lieà sich auf einen Stuhl zwischen ihnen sinken. Sie wandte sich verärgert und mit zusammengekniffenen Augen an Archer. »Archer, gibt es auch nur ein Dienstmädchen in meiner Festung, das du nicht mit in dein Bett genommen hast? Kaum verkünde ich, dass ihr abreist, da gehen sich binnen kürzester Zeit zwei gegenseitig an die Gurgel und eine dritte heult sich in der Spülküche die Augen aus. Also wirklich. Du bist gerade mal neun Tage hier gewesen.« Sie warf einen Blick auf Fires ausgestreckte Hand. »Aber ich habe euch unterbrochen.«
Archer betrachtete einen Augenblick den Tisch, dabei strichen seine Finger über den Rand seines Glases. Ganz offensichtlich war er mit seinen Gedanken woanders. Er seufzte auf seinen Teller.
»Frieden, Archer«, wiederholte Fire.
Archers Blick fand Fires Gesicht. »Einverstanden«, sagte er widerstrebend und nahm ihre Hand. »Frieden, weil Krieg unerträglich ist.«
Roen schnaubte. »Ihr zwei habt wirklich die eigenartigste Beziehung in den gesamten Dells.«
Archer lächelte. »Sie will keine Ehe daraus machen.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie davon abhalten könnte. Ich nehme nicht an,
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