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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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spürte sie, wie feuchtkalte Seile sie umschlangen und in die Tiefe zogen. Sie mühte sich verzweifelt; zunächst einfach, um es zu fassen zu bekommen; dann, um es in etwas Sanftes und Warmes zu verwandeln. Ein Kätzchen. Ein Baby.
    Um Cansrels Bewusstsein zu erwärmen, waren Unmengen an glühender Energie nötig. Dann Ruhe, um seinen endlosen Appetit zu besänftigen, und schließlich begann Fire, mit aller Kraft gegen seine Natur anzugehen, Gedanken zu formen, die Cansrel selbst nie gehabt hätte. Mitleid mit einem eingesperrten Tier. Respekt für eine Frau. Zufriedenheit. Es kostete sie ihre ganze Kraft. Ein glattes, grausames Bewusstsein widersetzt sich der Veränderung.
    Cansrel hatte es nie gesagt, aber Fire glaubte, dass es seine Lieblingsdroge war, wenn sie sich in seinem Bewusstsein befand und ihn zur Zufriedenheit zwang. Er war an Nervenkitzel gewöhnt, aber Zufriedenheit war etwas Neues für ihn, ein Zustand, den er offenbar nur mit ihrer Hilfe zu erreichen vermochte. Wärme und Sanftheit – zwei Dinge, die er selten verspürte. Cansrel verweigerte Fire kein einziges Mal den Zutritt. Er vertraute ihr, weil er wusste, dass sie ihre Macht zum Guten nutzte und nie zum Bösen.
    Er bedachte allerdings nicht, dass die Trennlinie zwischen Gut und Böse längst zerstört war.
    Heute fand sie keinen Weg in Archers Bewusstsein. Er schloss Fire aus. Nicht, dass ihr das viel ausmachte, da sie in Archers Bewusstsein nie eindrang, um es zu verändern, sondern immer nur, um seine Stimmungslage zu erspüren, und an seiner heutigen Stimmung hatte sie kein Interesse. Sie würde sich nicht entschuldigen und sie würde auch seinem Wunsch nach einem Streit nicht nachgeben. Obwohl sie sich keine große Mühe geben müsste, um etwas zu finden, das sie ihm vorwerfen konnte. Arroganz. Herrschaftsgehabe. Sturheit.
    Sie saßen mit Roen und einer Reihe von Roens Spionen an einem quadratischen Tisch und sprachen über den Bogenschützen, der bei Fire eingedrungen war, über die Männer, die der Bogenschütze erschossen hatte, und den Mann, den Fire am Vortag in den Räumen des Königs gespürt hatte.
    Â»Da draußen gibt es eine Menge Spione und eine Menge Bogenschützen«, sagte Roens oberster Kundschafter, »wenn auch vielleicht nur wenige, die so geschickt sind, wie Ihr mysteriöser Bogenschütze es offenbar ist. Lord Gentian und Lord Mydogg haben sich ganze Schwadronen aus Bogenschützen aufgebaut. Und einige der besten Bogenschützen des Königreichs stehen im Dienst von Tierschmugglern.«
    Ja, daran erinnerte Fire sich. Cutter, der Schmuggler, hatte mit seinen Bogenschützen geprahlt. So kam er an seine Ware, mit in Betäubungsmittel getränkten Pfeilen.
    Â»In Pikkia gibt es auch gute Bogenschützen«, sagte ein anderer von Roens Männern. »Wir mögen sie ja für klüngelhaft und schlicht halten und glauben, dass sie sich nur für Schiffbau, Tiefseefischen und das gelegentliche Plündern unserer Grenzstädte interessieren – aber sie verfolgen unsere Politik. Sie sind nicht dumm und sie stehen nicht auf der Seite des Königs. Schließlich sind es unsere Steuern und Handelsbestimmungen, die sie die letzten dreißig Jahre über in Armut gehalten haben.«
    Â»Mydoggs Schwester Murgda hat gerade einen Mann aus Pikkia geheiratet, der für die Marine die östlichen Meere erforscht«, sagte Roen. »Und wir haben Grund anzunehmen, dass Mydogg in letzter Zeit Soldaten aus Pikkia für seine dellianische Armee rekrutiert hat. Und zwar mit einigem Erfolg.«
    Fire erschrak; das waren Neuigkeiten für sie, und zwar keine guten. »Wie groß ist Mydoggs Armee inzwischen?«
    Â»Sie ist noch nicht so groß wie die königliche Armee«, sagte Roen mit fester Stimme. »Mydogg hat mir gesagt, er hätte über fünfundzwanzigtausend Soldaten, aber unsere Spione auf seinem Anwesen im Nordosten sprechen nur von ungefähr zwanzigtausend. Brigan hat allein zwanzigtausend, die in den vier Abteilungen unterwegs sind, und dann noch mal fünftausend in den Hilfstruppen.«
    Â»Und Gentian?«
    Â»Wir sind nicht sicher. Grob geschätzt, etwa zehntausend, die alle in Höhlen unter dem Winged River in der Nähe seines Gutes leben.«
    Â»Lassen wir die Zahlen mal beiseite«, sagte der oberste Kundschafter. »Sie alle verfügen über Bogenschützen und Spione.

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