Die Flammende
dass du mal in Betracht gezogen hast, etwas weniger generös mit deiner Liebe zu sein?«
»Würdest du mich heiraten, wenn ich nur noch in deinem Bett schliefe, Fire?«
Er kannte die Antwort darauf bereits, aber es konnte nicht schaden, ihn daran zu erinnern. »Nein, und mein Bett käme mir dann ziemlich beengt vor.«
Archer lachte und küsste ihre Hand, dann lieà er sie mit groÃer Geste los und Fire nahm lächelnd Messer und Gabel auf. Roen schüttelte ungläubig den Kopf und wandte sich einem Diener zu, der sich mit einer Nachricht näherte. »Ah«, sagte sie stirnrunzelnd, als sie sie gelesen hatte. »Es ist gut, dass ihr abreist. Lord Mydogg und Lady Murgda sind unterwegs.«
»Unterwegs?«, fragte Fire. »Soll das heiÃen, sie kommen hierher?«
»Nur zu Besuch.«
»Zu Besuch! Ihr besucht euch doch nicht etwa gegenseitig?«
»Oh, das ist alles nur Fassade«, sagte Roen und winkte müde ab. »Ihre Art zu zeigen, dass sie keine Angst vor der königlichen Familie haben, und unsere Art vorzugeben, dass wir gesprächsbereit sind. Sie kommen her und ich muss sie reinlassen, denn wenn ich mich weigere, wird das als feindliche Geste interpretiert und sie haben einen Grund, mit ihrer Armee wiederzukommen. Wir sitzen uns gegenüber, trinken Wein, sie stellen mir neugierige Fragen über Nash, Brigan und die königlichen Zwillinge, die ich nicht beantworte. Dann erzählen sie mir Geheimnisse, die ihre Spione angeblich über Gentian herausgefunden haben, Informationen, die ich entweder schon habe oder die erfunden sind. Sie tun so, als wäre Gentian der wahre Feind des Königs, und Nash solle sich doch mit Mydogg gegen Gentian verbünden. Ich tue so, als wäre das eine gute Idee, und schlage vor, dass Mydogg als Vertrauensbeweis seine Armee Brigan unterstellt. Mydogg lehnt das ab; wir sind uns einig, dass wir in einer Sackgasse stecken; Mydogg und Murgda verabschieden sich und stecken ihre Nase auf dem Weg nach drauÃen in so viele Räume wie möglich.«
Archer hatte skeptisch die Augenbrauen hochgezogen. »Sind diese Spielchen das Risiko, das sie für alle mit sich bringen, wert?«
»Sie kommen zu einem günstigen Zeitpunkt â Brigan hat mir gerade all diese Soldaten hiergelassen. Und solange sie hier sind, werden wir alle ununterbrochen dermaÃen streng bewacht, dass ich glaube, keine der beiden Seiten würde je aus der Rolle fallen, aus Angst, dass wir alle dabei umkämen. Ich bin so sicher wie immer. Aber«, fügte sie hinzu und musterte sie beide ernst, »ihr müsst morgen bei Tagesanbruch abreisen. Ich will nicht, dass ihr sie trefft â es gibt keinen Grund, dich und Brocker in Mydoggs Unsinn zu verwickeln, Archer. Und ich möchte nicht, dass sie Fire zu Gesicht bekommen.«
Beinahe wäre es ihnen gelungen. Fire, Archer und ihre Wachen waren bereits ein ganzes Stück von Roens Festung entfernt und wollten gerade auf einen anderen Weg abbiegen, als sich die Reisegesellschaft aus dem Norden näherte. Zwanzig ziemlich furchteinflöÃende Soldaten â ausgewählt, weil sie mit ihren kaputten Zähnen und Narben aussahen wie Piraten? Einige von ihnen groà und blass, vielleicht aus Pikkia. Dazu ein Mann und eine Frau, die zäh wirkten und die Aura eines Wintersturms hatten. Sie waren leicht als Bruder und Schwester zu erkennen, beide gedrungen und schmallippig und mit eisiger Miene, bis ihre Blicke Fires Gruppe musterten und schlieÃlich mit aufrichtiger und unbeabsichtigter Ãberraschung an Fire selbst hängenblieben.
Die Geschwister sahen sich an und zwischen ihnen herrschte stillschweigendes Einverständnis.
»Kommt«, murmelte Archer und machte seinen Wachen und Fire ein Zeichen weiterzureiten. Die Gruppen zogen mit klappernden Hufen gruÃlos aneinander vorbei.
Eigenartig aufgewühlt berührte Fire Smalls Mähne und streichelte sein struppiges Fell. Bisher waren der Lord und die Lady nur Namen gewesen, ein Fleck auf der Landkarte der Dells mit einer gewissen Anzahl Soldaten. Jetzt waren sie wirklich und konkret und kalt.
Es gefiel Fire nicht, wie sie sich bei ihrem Anblick angesehen hatten. Genauso wenig wie das Gefühl der harten Blicke in ihrem Rücken, als sie auf Small davongeritten war.
Es geschah erneut: Nur wenige Tage nach Fires und Archers Rückkehr wurde wieder ein Mann gefunden, der unbefugt Archers Wald betreten
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