Die fliegenden Staedte von Antares
machten einen großen Bogen um sie.
»Ich werde mir den Admiral Constant mal ansehen«, sagte Seg. »Vielleicht kann ich die Burschen aus ihren Löchern treiben.«
»Aye«, sagte ich. »Nimm dich aber in acht.«
Er marschierte los, begleitet von einer Gruppe Wächter in Zivil – verkleidet als eine Schar Zecher, die eine Taverne für den Abend suchte. Kornan der Dieb schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Dürfte ich erfahren, was ...?«
»Nein, Kornan«, unterbrach ich ihn freundlich. »Es ist für deine Gesundheit am besten, wenn du keine Fragen stellst.«
Sein Lächeln erstarrte etwas, aber dann nickte er und murmelte, er wisse ja ohnehin nichts, bei Diproo dem Langfingrigen. Kaum hatte er gesprochen, fluchte er leise auf sich selbst.
Wir standen am unteren Tor, überragt von den düsteren Mauern Esser Rariochs, umgeben von Wachfeuern, die da und dort brannten. Am Himmel schimmerten die Sterne Kregens, und die Frau der Schleier schwamm in ihrem goldenen Dunst. In diesem Augenblick kam Kov Lykon die schmale Steintreppe herab und näherte sich uns. Er hatte den anmutigen, doch zugleich entschlossenen Schritt des Mächtigen. In seiner Begleitung befanden sich zwei Chail Sheom, arme Mädchen, kaum bekleidet und nach widerlicher hamalischer oder hyrklanischer Sitte in Sklavenketten gelegt.
Lykon Crimahan wurde ferner von einem jungen Numin begleitet, der ungeheuer muskulöse Arme und Beine und einen Stiernacken hatte und den kleinen runden Kopf des Kämpfers; dieser Mann trug weiche Lederkleidung, Rapier und Dolch. Seine Nase war gebrochen und ziemlich gerade wieder angewachsen, verlieh seinem eckigen Löwengesicht aber einen Ausdruck der Wildheit, der gut zu seinem stolzen Gehabe paßte.
»Was ist hier los, ihr Cramphs?« wollte der Kov wissen, noch ehe er ganz ins Licht der Fackeln getreten war; offensichtlich hatte er mich gar nicht bemerkt.
»Eine reine Routinesache, Kov«, erwiderte Jiktar Exand leise.
»Reine Routine, soso? Ihr seht aber alle ziemlich mürrisch aus.«
»Es geht sicher um ein Mädchen!« warf der muskulöse Numin ein und ließ sein Rapier hochzucken. »Die nachlässigen Burschen verschwenden ihre Zeit, anstatt uns zu bewachen. Ich würde sie bis zum letzten Mann auspeitschen lassen!«
So sprach Ortyg Handon, ein junger Mann aus Crimahans Gefolge. Wir alle wußten, was er war: ein berufsmäßiger Raufbold, ein Mann, der den Kov bei Laune halten sollte, ein Mann, dem es Spaß machte, andere herumzuschubsen, die es mit ihm weder an Muskelkraft noch an Geschicklichkeit mit der Waffe aufnehmen konnten. Ich mußte den widerlichen Kerl in meinem Schloß dulden – um seines Kov willen, der im Rat meines Schwiegervaters eine wichtige Rolle spielte.
Ich wollte schon vortreten, um an dem Gespräch teilzunehmen, als ich einen Schatten wahrnahm, der im Licht der letzten Fackeln auftauchte, die den Weg vom Kyro der Dreizacke herauf beleuchteten. Der deformierte Umriß sprang über die Stufen, im nächsten Augenblick erschien ein junger Mann im Flammenschein. Ich sah ihn an und hatte sofort ein seltsames – ein unheimliches! – Gefühl. Ich hatte den Burschen noch nie gesehen, das war mir sofort klar. Aber er hatte irgend etwas an sich: die Art und Weise, wie er den Kopf zurückwarf, das ehrliche Lächeln auf dem gutaussehenden Gesicht, die entspannte Kraft seines Körpers – dies alles schien mir ein Signal zu setzen. Ich blieb im Schatten stehen, starrte den jungen Mann an und ließ mich von einer unheimlichen Vorahnung überschwemmen, die mir ganz und gar nicht gefiel.
»Lahal!« rief der Fremde. Er trug einen Bart, der mir etwas zu lang vorkam; die Schnurrbartspitzen ragten arrogant auf beiden Seiten vor. Er war mit Rapier und Dolch bewaffnet, seine Kleidung war alt und heruntergekommen, aber sehr sauber. Die Füße steckten nicht in Stiefeln, sondern in Sandalen.
»Lahal«, sagte Jiktar Exand, den es zweifellos erleichterte, nicht mehr mit Raufbold Handon sprechen zu müssen, der noch immer sein Rapier schwenkte.
»Ich habe in der Feste etwas zu erledigen«, sagte der Neuankömmling.
»Du heißt?«
»Zando ...«
Ehe er weitersprechen konnte, meldete sich Kov Lykon mit zorniger Stimme zu Wort.
»Wir sprechen über deine Pflichtvergessenheit, Jiktar! Sag diesem Abschaum, er soll verschwinden, ehe er behandelt wird, wie es seinesgleichen verdient!«
Ich schaltete mich noch immer nicht ein.
»Mein Anliegen ist sehr dringend«, beharrte Zando. Sein Gesicht lag zum
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