Die fliegenden Staedte von Antares
überzeugt, daß dies kein raffinierter Betrugsversuch war. Kein Fremder konnte von meiner Verbindung zu den Krozairs wissen – dieser Orden war hier praktisch unbekannt.
»Du mußt verstehen, ich darf dir nichts sagen, Dray Prescot.«
»Hm«, sagte ich. »Na, schön. Du brauchst meine Hilfe noch heute abend?«
»So schnell wie nur irgend möglich.«
Ich klingelte nach Panshi, der lächelnd ins Zimmer eilte und eine neue Flasche Jholaix mitbrachte. »Panshi«, sagte ich, »gib dem jungen Mann alles, was er haben will – ohne Einschränkung.« Zando leerte sein Glas mit einem Zug. Er war offensichtlich sehr erleichtert. »Was den Voller angeht, so ist das allerdings eine problematische Bitte. Eigentlich brauchen wir jedes Flugboot, das wir bekommen können.«
»Das verstehe ich durchaus. Ich appelliere an deine Güte.«
»Hm«, sagte ich noch einmal und wandte mich wieder an Panshi. »Hikdar Vangar ti Valkanium soll ein erstklassiges Flugboot bereitstellen, das beste, das wir haben. Wenn er Schwierigkeiten macht, sag ihm, ich bestünde auf der Durchführung dieses Befehls.«
Panshi verbeugte sich, stellte die Flasche ab und verließ das Zimmer. Ein stiller, abgeklärter Mann war Panshi, mein Kammerherr: ihm traute ich es zu, im wildesten Orkan des Äußeren Ozeans ein Bankett mit zwölf Gängen zu arrangieren und anschließend noch für eine Theateraufführung zu sorgen.
Zando warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Du stellst die richtigen Fragen und verhältst dich genau so, wie ich es erwartet habe. Bei Zair, Dray Prescot! Ich preise vor Opaz den Tag, an dem ich dich kennenlernte ...«
»Du schwörst auf Zair«, sagte ich scharf, »und tust gut daran, Opaz für das zu danken, was ich dir gebe. Wirst du mir einen Teil meines Staatsschatzes belassen?«
»Tausend Talens müßten genügen.«
Es bereitete mir eine gewisse Freude, mein Gesicht starr zu halten und ihn auf diese Weise durch meinen Mangel an Reaktion aufzustacheln. Doch er lachte nur.
»Dray Prescot, deine Selbstbeherrschung ist ebenfalls sehr erfrischend!«
Ich wußte, daß er sich über mich lustig machte, wie es mir bei vielen meiner Freunde geschah.
Meine Stimme hatte ihre Schärfe noch nicht verloren, als ich nun sagte: »Wenn du zum Abflug bereit bist, gib mir Bescheid, damit ich ...«
»Wenn es dir recht ist, nehme ich das Geld und die Vorräte und fliege sofort ab.« Er stand auf. »Wenn du mir den Weg zeigen ließest ...«
Er wußte, was er wollte, das mußte ich ihm lassen. Ich gab die nötigen Anweisungen und streckte ihm schließlich impulsiv die Hand hin, zum vallianischen Gruß, bei dem das ganze Handgelenk umfaßt wird. Er zögerte. Als er schließlich zugriff, spürte ich, daß sein Arm zitterte. »Remberee, Dray Prescot«, sagte er. »Möge Zair dich beschützen.«
»Remberee, Zando. Und sag deinem geheimnisvollen Freund, dem Krozairbruder, daß Krozairschwüre gehalten werden.« Ich fügte einige Worte hinzu, von denen ich nicht annahm, daß Zando sie verstehen würde, die einen Krozair jedoch mit Freude erfüllen mochten. Gleich darauf war Zando gegangen.
Die Episode beunruhigte mich nicht wenig. Ich sammelte meine Gedanken und kehrte in das Chavonth-Zimmer zurück, fest entschlossen, Kov Lykon ein paar unangenehme Minuten zu bereiten. Doch der Mann war so klug gewesen, sich zu Bett zu begeben.
7
Die Zwillingssonne schimmerte strahlend am Himmel, als ich mit Delia in einen eingefriedeten Garten der Feste Esser Rarioch hinaustrat. Es war nicht der Garten, in dem wir von den Stikitches überrascht worden waren, sondern eine noch abgeschiedenere Anlage, gesichert von einer dicken Lenkholztür, zu der nur Delia und ich einen Schlüssel hatten.
Drak und Lela tobten im hohen Gras herum, begleitet von Kardo und Shara, zwei winzigen Menschenjäger-Zwillingen.
Neben Delia und mir ging Melow die Geschmeidige. Sie hatte sich in vallianisches Leder gehüllt, das allerdings mit allerlei Farbtupfern versehen worden war; ihr gelbes Haar war säuberlich zurückgekämmt. Im Grunde war es noch immer ein seltsames Gefühl, den gefährlichen Menschenjäger bei uns zu wissen – doch Delia hatte die Jikla und ihre Neugeborenen mit offenen Armen aufgenommen.
Meine Gedanken galten allerdings anderen Dingen.
Wir machten eine besondere Phase durch, über die es viel zu erzählen gibt: im Vordergrund standen meine Versuche, das Vallianische Reich dazu zu bewegen, sich auf den Kampf gegen Hamal vorzubereiten. Ich kann nur in
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