Die fliegenden Staedte von Antares
wußte, daß ihr Zustand dies verhindern würde, eine Tatsache, die sie nicht bestreiten konnte. Trotzdem erhob sie Widerspruch.
»Aber wenn der kleine Bursche nun mitten auf dem Schlachtfeld geboren wird, unter einer wehenden Zeltbahn, umgeben von Leichen?« fragte ich.
Sie lachte mich an. »Oh, Dray!« sagte sie spöttisch. »Meinst du nicht, daß das der passende Ort für einen Sohn von dir wäre?«
»Delia!« rief ich aufgebracht. »Du scheinst zu glauben, ich liebe die blutigen Schlachten über alles ...«
Ihre warmen braunen Augen sahen mich zärtlich an. »O nein mein Schatz. Aber du hast nun mal ein kämpferisches Leben geführt, daran kann man nicht vorbeisehen, so gut deine Gründe auch gewesen sein mögen.«
Ich zögerte.
»Turko der Schildträger wird dich beschützen. Versprich mir, daß du ihm nicht entwischst, daß du dich nicht gleich wieder blindlings in den Kampf stürzt, wie du es immer tust!«
Noch während ich ihr das Versprechen gab, ging mir der Gedanke durch den Kopf, daß ich in der Hitze des Gefechts wahrscheinlich doch wieder ganz instinktiv handeln würde. Und auch sie begriff das, denn sie sagte: »Nun, dieses Versprechen werde ich nicht weiter ernst nehmen. Aber Dray! Nimm dich in acht, hörst du?«
Ich küßte sie zärtlich und verabschiedete mich von den Zwillingen und den anderen Mitgliedern meines Haushalts und den Freunden im Schloß. Die Remberees nahmen zwei Burs in Anspruch.
Schließlich erreichte ich die Galleone, und wir stachen in See. Pandahem war unser Ziel.
Einige hochstehende Edelleute und Pallans hatten in letzter Minute den Versuch unternommen, die Expedition doch noch zu verhindern. Angeführt von Kov Lykon und der Kovneva-Witwe Natyzha, brachten sie vor allem ein Argument vor, das mir Kopfzerbrechen bereitete. »Wenn wir eine Streitmacht nach Pandahem entsenden, die dort gegen die Hamaler kämpfen soll, während wir uns mit Hamal noch gar nicht offiziell im Kriegszustand befinden, läuft diese Aktion nicht auf eine Kriegserklärung unsererseits hinaus – wird das die Hamaler nicht erst wirklich auf den Gedanken bringen, uns zu erobern?«
Natürlich hatte ich diese Frage schon bedacht und mir auch eine klare Antwort zurechtgelegt: »Eine heute beschlagene Zorca bedeutet die Rettung der Herde von morgen«, was zwar stimmte, aber doch nicht ausreichte. Wir mußten den Versuch machen, die Hamaler aufzuhalten, so groß das Risiko auch sein mochte.
Einer der Berater des Herrschers aus dem Presidium, ein großer hagerer Mann mit narbigem Gesicht, ein gewisser Nath Ulverswan, Kov des Singenden Waldes, der sonst eher schweigsam war, ergriff überraschend das Wort. »Du handelst schlecht, Majister, wenn du deinem halsstarrigen Schwiegersohn gestattest, ehrliche Vallianer jenseits des Meeres in den Tod zu führen. Wir sind ein Meeresvolk und verlassen uns auf unsere Galleonen. Wirb Söldner an, die für uns kämpfen sollen, wie es früher geschehen ist.« Er machte den Mund zu und setzte sich wieder.
Ich stand auf und sagte: »Kov Naths Worte entsprechen durchaus der Wahrheit. Aber die Zeiten haben sich geändert. Jedenfalls wird es so aussehen, als bestünde unsere Expedition ausschließlich aus Söldnern. Wir werden keine vallianische Kleidung tragen und auch unsere Fahnen nicht zeigen. Wir kämpfen gegen Bezahlung, auf der Seite des Kov von Bormark. Das dürfte keine negativen Auswirkungen für uns haben.«
Mir war bewußt, daß dieser Plan nur eine Art Notanker war, doch man nahm meine Argumente hin. Die Macht des Herrschers reichte aus, um eine solche Entscheidung gegen die Opposition seiner Feinde im Presidio durchzudrücken.
So stachen wir denn in See, an den Masten Pandos Farben, den goldenen Zhantil auf blauem Untergrund.
Entsprechende Befehle waren mit einem Voller an Ortyg Coper und Kytun Dorn im fernen Djanduin gegangen. Wenn meine wilden Djankrieger mit ihren Flutduinregimentern zu uns stießen, würden auch sie die blaue Flagge mit dem goldenen Zhantil zeigen. Ich nahm an, daß Ortyg Coper Djanduin in meiner Abwesenheit als ziviler Herrscher leitete, während Kytun mit den Kriegern an meine Seite eilen würde – und darin irrte ich nicht.
Kytun Kholin Dorn, dessen kupferrotes Haar wild wie immer um seinen Kopf wehte, sprang mit weit ausgebreiteten Armen aus dem ersten Voller, der vor unserem Lager in einer kleinen Bucht im Nordosten Tomborams landete. Wir befanden uns hier nur wenige Dwaburs westlich von Jholaix; die hamalische Armee drängte aus
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