Die fliegenden Staedte von Antares
überraschend in Streit geraten waren. Ein Rapier-und-Dolch-Mann gegen einen Kämpfer mit Schwert und Schild. Balass war ein Hyr-Kaidur, Handon ein Bravokämpfer, ein erfahrener Schwertfechter. Bei dem Kampf ging es um weit mehr als nur das Ergebnis – wenn Balass versagte, hatte mein Plan keine Chance mehr.
Um die Gegner bis auf die Waffen gleichzustellen, trugen sie keine Rüstung, sondern waren bis auf die Lendentücher nackt. Balass war es gewöhnt, als Gladiator zu kämpfen. Er trug den Schild, mit dem er schon im Jikhorkdun von Huringa gekämpft hatte, der Hauptstadt Hyrklanas. In seiner Hand ruhte sein Thraxter, eine hervorragende Waffe, die von Naghan der Mücke für ihn angefertigt worden war. Das gerade Schwert war zwar gut ausbalanciert, wirkte neben Handons schmalem Rapier aber schwer und behäbig. Und die Main-Gauche gegen einen Schild? Nun, es hängt immer davon ab, wie man seine Waffen einsetzt.
Balass trug einen roten Lendenschurz, während Handons goldenes Numim-Fell hell von einem weißen Hüfttuch abstach – ein Gegensatz, wie er meinem Auge gefiel, ganz abgesehen von meiner alten Sympathie für die rote Farbe.
Der Kampf wurde regelgerecht vorbereitet. Man wartete, bis der Herrscher und sein Gefolge eingetroffen waren, zu dem auch Kov Lykon gehörte. Er setzte große Summen auf seinen Mann. Ich hatte Panshi den Auftrag gegeben, möglichst günstige Quoten für Balass herauszuholen. Wie sehr mich das alles an meine Zeit in Ruathytu erinnerte!
Der Herrscher nickte, und Jiktar Exand, der als Schiedsrichter fungierte, ließ das rote Tuch fallen. Sofort sprang Handon vor. Sein wildes Numim-Schnauben ertönte, seine goldene Mähne schimmerte im Licht der Sonnen.
Balass der Falke war ein raffinierter alter Kämpfer. Er wich zurück, und sein Schild erdröhnte unter den Hieben des Rapiers. Schließlich schob er seinen Gegner mit dem Schild zur Seite. Die Main-Gauche prallte gegen den Thraxter, doch im nächsten Augenblick zuckte der gekrümmte Schild wie eine Ramme vor und stieß den Numim um sechs Fuß zurück. Handon verlor das Gleichgewicht nicht, doch er grollte tief im Hals und packte seine Waffen fester. Und wieder ging er zum Angriff über, sich hin und her duckend, fintend, bemüht, seine Rapierspitze an dem hinderlichen Schild vorbeizulenken.
Ich konnte mich nicht ganz auf den Kampf konzentrieren, wollte ich doch die Gesichter meiner valkanischen Kämpfer beobachten. In diesen Gesichtern spiegelte sich jede Wende des Kampfes! Natürlich waren sie ausnahmslos für Balass, der immerhin Kamerad ihres Strom war, während es sich bei Handon um den Gefolgsmann des eingebildeten Kov Lykon handelte. Sie jubelten und brüllten, und ich beobachtete sie in der Hoffnung, daß sie die wahre Geschicklichkeit des Schildkämpfers zu würdigen wußten.
Der Kampf hätte ziemlich lange dauern können, doch Handon glaubte sich einwandfrei überlegen. Er wich zurück, ließ sein Rapier über den Kopf wirbeln, woraufhin Balass' Schild vorgereckt wurde – doch dann stieß die Rapierspitze blitzschnell zu – ein Rapier ist wirklich schneller als der Thraxter – zuckte vor wie eine Risslacazunge und traf hoch über dem Schildrand ins Ziel. Balass machte drei hastige Schritte rückwärts, und das Rapier kam frei; die Spitze war drei Zoll breit mit Blut befleckt.
»Erster Blutstropfen!« rief Jiktar Exand ohne Begeisterung.
»Bis zum Tode!« brüllte Kov Lykon.
Offenbar sollte mein Freund Balass in den nächsten Murs sein Ende erleben – vor meinen Augen!
8
Kov Lykon war außer sich vor Begeisterung. Er zog an den Silberketten, mit denen seine beiden Chail Sheom gefesselt waren.
»Seht ihr, meine Hübschen? Seht euch den großartigen Numim an. Den werde ich heute abend zu euch schicken, zu unserer aller Freude!«
Die beiden Mädchen rasselten mit ihren Ketten und stießen falsche Freudenlaute aus; ihre Liebe und Hingabe für den Mann waren offensichtlich nur gespielt. Ich wandte mich ab. Frauen anzuketten und zu bedrohen – das war nichts für einen Menschen. Mir wurde speiübel, wenn ich Sklaverei sah.
Balass hielt den Schild nun höher. Sein Thraxter bewegte sich in kurzem, gefährlichem Bogen herum, ein verwischtes Aufzucken von Stahl, und Handon taumelte kreischend zurück. Sein Rapier und sein Dolch fielen aus gefühllosen Fingern. Eingeweide quollen aus seinem aufgeschlitzten Bauch.
Ich sank erleichtert zurück. Der Ausgang des Kampfes war ungewiß gewesen, doch Balass der Falke war eben
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