Die fliegenden Staedte von Antares
zurückblieb!
Dann führte sicher kein Weg daran vorbei, daß die böse Königin in Hamun ham Farthytu, dem Amak des Paline-Tals, den wilden Leem Bagor ti Hemlad wiedererkannte, der sie gerettet, sich dann aber geweigert hatte, ihren Launen zu willfahren, und der eines schönen Tages einfach aus ihrem düsteren Palast verschwunden war.
Wie sie lächeln würde, wenn sie mich wieder in ihren Klauen hatte! Was war ich doch für ein leichtsinniger, gedankenloser Onker!
12
Während die widerwärtige, blutrünstige Szene ihren Fortgang nahm, begann ich mir meine Chancen auszurechnen. Ich brach zwar nicht gerade in Schweiß aus, doch wurde mir ziemlich warm. Ein zweites Opfer wurde den Menschenjägern überlassen. Die Jiklos erledigten den Mann katzenhaft-spielerisch und sehr schnell. Als er tot war, fraßen sie ihn nicht etwa auf, sondern stießen den verstümmelten Leichnam beiseite und hoben erwartungsvoll die Köpfe.
»Das hat die Armee nicht verdient!« hauchte ein Jiktar neben Rees.
»Die Armee hat den Kampf verloren«, erwiderte der Löwenmensch. »Wir wurden besiegt. Das ist eine persönliche Beleidigung für die Königin.«
Vorsichtig rückte ich ein wenig von Rees und Chido ab. Die Waffen waren uns abgenommen worden; dafür hatte man uns in schicke neue Uniformen gesteckt. Unser Gepäck, soweit es nach dem Kampf noch vorhanden war, befand sich in den Soldatenquartieren. Ich hatte das Langschwert in einige Decken gehüllt und das ganze Bündel in einen Militärmantel gerollt.
Der Griff dieser Waffe wäre mir jetzt eine große Beruhigung gewesen. Die Wächter in ihren Rüstungen, die Menschenjäger ... wenn ich hier kämpfen mußte, war es vermutlich der letzte Kampf meines Lebens. Es mußte eine bessere Möglichkeit geben, aus dieser Situation herauszukommen. Köpfchen, Köpfchen ...
Die Königin hätte sich bestimmt einen Spaß daraus gemacht, Bagor ti Hemlad – also mich – auf die grausamste Weise zu foltern, ehe sie ihn dem Tod überantwortete.
»Chuktar Hingleson«, sagte die Königin in diesem Augenblick, nachdem die ›Verbrechen‹ dieses Offiziers vorgelesen worden waren, »ich finde, du hast eine schwere Strafe verdient.«
»Wir haben gekämpft, Majestrix. Wir wurden besiegt.«
»Ich hätte nicht übel Lust, meine kleinen Jiklos auf dich loszulassen.«
»Wie es die Königin befiehlt.«
Er war ein mutiger alter Knabe, wenn ihm auch etwas an dem Wissen fehlte, das ein erfolgreicher Soldatenführer braucht. Er bewahrte Haltung in diesem schwarzen Saal des Schreckens, er wich seinem Schicksal nicht aus.
»Deinetwegen wurde meine Armee besiegt.«
Er wagte nicht, ihr zu widersprechen. »Die Armee war bereits besiegt, als ich das Kommando übernahm«, sagte er statt dessen. »Das schwöre ich, meine Königin, beim Lichte des Silbernen.«
Ich wußte sofort, wovon er sprach. – Lem der Silber-Leem!
Diese üble Religion setzte sich in der hamalischen Gesellschaft immer mehr durch und hatte inzwischen auch Einfluß auf die Königin gewonnen. Dieser Chuktar war ein Lem-Anhänger. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance, die Verhandlung lebendig zu überstehen. Fasziniert starrte ich die Königin an, die finster ihr Urteil bedachte.
»Du darfst rechts von der Tür Aufstellung nehmen, Chuktar Hingleson. Du meldest dich bei mir, sobald ich dich rufen lasse. Halte dich bereit.«
»Meine Königin!« bellte er, als befinde er sich auf dem Paradeplatz – seine Stimme riß mich aus meiner Träumerei. Mir wurde klar, daß ich etwas unternehmen mußte, wenn ich nicht als Opfer eines Menschenjägers enden wollte.
Der Chuktar stapfte zur Tür. Ein Jiktar stand als nächster auf der Liste, danach kam Rees. Wie egoistisch von mir, nur an meine eigene Haut zu denken, wo doch Rees und Chido bald vor ihrer Herrscherin stehen würden! Ich blickte dem Chuktar nach. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, als er kehrtmachte und sich tief verbeugte. Leise schob ich mich von der linken Seite auf die rechte Seite der Tür. Der Mann, neben den ich trat, ging in diesem Moment weiter nach vorn, um besser sehen zu können. »Er ist ein toter Mann«, murmelte er so leise, daß ich es kaum verstehen konnte.
Ich schwieg. Der Chuktar nahm wie befohlen auf der rechten Seite der Tür Aufstellung. In dem Gedränge verschmolz ich unauffällig mit der Gruppe der Freigesprochenen.
Als Rees an die Reihe kam, schickte ich ein Bittgebet an Zair.
Zair, die Gottheit, die in der roten Sonne Zim zu Hause ist, lächelte auf
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