Die Flieger von Antares - 08
Sterne ansprechen konnte. »Ich wollte euren Bann nicht brechen«, sagte ich entschlossen. »Ich gedachte zu meinen Freunden zu stoßen, die nach mir gesucht haben. Sie merken bestimmt nichts, denn dieses Flugboot werde ich im Nebelmeer versenken.« Ich schlug mit der Faust auf die holzverkleidete Außenhülle. »Wenn ich das verfluchte Ding überhaupt wieder in die Luft bekomme!«
Der Gdoinye schnarrte: »Wir haben Arbeit für dich, Dray Prescot!«
»Nein«, sagte ich. Ich sprach ganz ruhig. Immerhin war ich einige irdische Jahre lang König gewesen. »Nein, ich kann euch erst wieder helfen, wenn ich meine Freunde gesehen habe.«
»Du kannst dich mit den Herren der Sterne nicht auf Diskussionen einlassen, Dray Prescot!«
»Versuchen werde ich's jedenfalls!«
Der rotgoldene Vogel plusterte das Gefieder auf und bohrte die mächtigen Klauen tiefer in das Tamiyan-Holz.
»Wenn du dich weigerst, könnte das den Zorn der Herren der Sterne erregen!«
Neben Nahrungsmitteln und anderen Waffen lag ein Bogen in meinem Flugboot. Ich hob die Waffe, spannte sie mit geübter Bewegung und legte einen Pfeil auf die Sehne. Dann richtete ich die Stahlspitze auf den Gdoinye.
»Wenn ich schieße, würde der Pfeil dich töten, Gdoinye; oder träfe er nur auf Luft? Gibt es dich überhaupt?«
»Es gibt Arbeit für dich! An einem Ort, der dich interessieren dürfte! Dieser Voller – und andere ... erinnerst du dich an Tyr Nath Kynam ti Hippax?«
»Und ob!« knurrte ich. Die Erinnerung war noch immer schmerzlich. Tyr Nath Kynam war ein getreuer Helfer beim Wiederaufbau Djanduins gewesen. Coper, der Pallan der Voller, hatte Nath Kynam ein nagelneues Boot beschafft – allerdings ein kleines Modell. Doch der Voller hatte versagt, und der Pilot war bei dem Absturz umgekommen. O nein, Tyr Nath Kynam ti Hippax würde ich so schnell nicht vergessen.
»Was geht das die Herren der Sterne an?«
»Ein Jahr, Dray Prescot, du Onker aller Onker. Die Everoinye verlangen ein einziges Jahr von dir!«
Wenn ich auch begriff, was der Raubvogel von mir wollte, gedachte ich diese schreckliche Erkenntnis doch nicht zuzugeben.
»Die Herren der Sterne stehen so hoch über dir wie du über einem Calsany stehen magst. Sie haben dich dennoch mit einem Interesse beobachtet, das du verdienst – vielleicht aber auch nicht. Nimm dich in acht, damit du bei ihnen nicht in Ungnade fällst!«
Fast hätte ich den Pfeil abgeschossen. Doch im letzten Augenblick hielt ich ihn fest.
»Bei Makki-Grodnos stinkender Achselhöhle! Sag mir die Wahrheit, du Yetch!«
»Ein Jahr, Prescot!« Der Vogel streckte die herrlichen Flügel und schwang sich mit einem kleinen Sprung in die Luft. »Ein einziges Jahr. Anschließend darfst du dich eine Zeitlang als frei betrachten.«
Mit einen Schrei, in dem ich einen spöttischen Unterton auszumachen glaubte, flatterte das Geschöpf durch den blauen Himmel davon.
Ich senkte den Bogen.
Ein verdammt hochmütiger Vogel!
Sinkie hatte geweint, als ich mich von ihr und ihrem Manne verabschiedete – Ortyg Coper, der nun Regent des Königs von Djanduin war.
Dabei konnte sie gar nicht wissen, welche Gefahren, welche Schrecken mich in der herrlichen und doch feindseligen Welt Kregen erwarteten.
Doch kein blauer Skorpion erschien vor meinen Augen, keine Strahlung hüllte mich ein und zog mich in die Leere. Bedenken Sie bitte, daß seit dem letzten Ruf der Herren der Sterne ganze zehn Jahre vergangen waren. Damals hatten die übernatürlichen Wesen ihr Ziel eindeutig verfehlt. Sie hatten mich zwar am richtigen Ort abgesetzt, an der Kreuzung vor der Schänke, doch einige Zeit nach dem Augenblick, da ich dort gebraucht wurde. Wir hatten später erfahren, daß einer der Leemköpfe in Ketten am Baum aufgehängt worden war. Meine Beobachtungen der ersten Minuten fanden also ihre Bestätigung – das reparierte Dach, eine andere Jahreszeit. Jetzt mochten die Herren der Sterne auf die lauten Proteste warten, die sie von mir gewöhnt waren. Vielleicht wurden sie durch meine unbeherrschten Ausbrüche auf geheimnisvolle Weise in ihrer Orientierung behindert.
War es möglich, daß ein einfacher Sterblicher sich nicht nur verstohlen gegen die Everoinye zur Wehr setzen konnte, wie ich es getan hatte, sondern auch in einem offenen Willenskampf? Kaum anzunehmen.
»Worauf wartet ihr, ihr allmächtigen Herren der Sterne?« brüllte ich unter dem Tamiyan-Baum in meinem defekten Voller. »Wo ist euer mächtiger blauer Skorpion?«
Im nächsten
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