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Die Flipflop-Bande

Die Flipflop-Bande

Titel: Die Flipflop-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Franz
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hatten sie aus der Bande geworfen! Wie gehässig sie gewesen waren. Fritzis Blick war so kalt und abweisend gewesen, dass er ihr wie ein Messer ins Herz gestochen hatte. Mit einem schweren Seufzer versuchte Lotte, den eisernen Ring zu sprengen, der sich um ihre Brust gelegt hatte.
    »Lotte«, sagte Memoli. »Ich wollte dir doch nur deinen Schlüssel bringen. Ich wusste ja nicht, dass die anderen mir nachgegangen sind. Jetzt hab ich euer Geheimversteck verraten.« Er gab ihr den Schlüsselbund mit dem Glücksschweinchen, das er die ganze Zeit über fest in der Faust gehalten hatte. Ganz schmuddelig und verschwitzt war das rosa Schweinchen, aber Lotte war trotzdem froh, es wiederzuhaben.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist jetzt auch egal. Diese ganze Sache mit den Banden ist sowieso nur dumm.« Sie drückte sich mit dem Rücken gegen den Buchenstamm und seufzte noch einmal tief.
    »Ja«, sagte Memoli. »Das ist sowieso nur dumm.« Er saß Lotte im Schneidersitz gegenüber, die Arme über der Brust verschränkt. Mit seinem braun gebrannten Gesicht und den dunklen zerzausten Locken sah er fast wie ein Pirat aus. Er hatte die Stirn in Falten gelegt, als dachte er über etwas nach.
    »Weißt du was«, sagte er, »wir könnten unsere eigene Bande gründen. Nur du und ich. Das ist dann nicht mehr dumm, finde ich.« Seine Wimpern flatterten, aber jetzt traute er sich, Lotte anzuschauen.
    Lotte schob die Unterlippe vor. »Nee«, antwortete sie. »Ich will keine Bande mehr.« Immer noch nagte das Unglücklichsein in ihr wie ein kleines böses Tier.
    Da legte Memoli ihr die Hand aufs Knie. Die Wärme, die davon ausging, strömte Lotte durch den ganzen Körper. »Okay«, sagte er. »Hauptsache, du bist nicht mehr sauer auf mich wegen eurer Abschiedsfeier.«
    »Bin ich nicht mehr«, antwortete Lotte. Und das stimmte. Sie war froh, dass Memoli da war. Es ging ihr so, wie es ihr schon immer gegangen war: Wenn sie Memoli anschaute, wenn er ihr nah war, dann wurde ihr Herz weich.
    »Es war eine richtig blöde Mutprobe und ich wollte sie gar nicht machen. Ich hätte lieber Schokocreme mit Senf gegessen«, meinte Memoli. »Aber irgendwie …« Er stockte.
    Lotte wusste, was er sagen wollte. Irgendwie ist es gar nicht so einfach, sich gegen die anderen durchzusetzen, wenn man dazugehören will. »Ist schon gut«, sagte sie, »ganz ehrlich.«
    Jetzt lächelte Memoli sein allerschönstes Memolilächeln. Er rutschte zu ihr rüber und lehnte sich ebenfalls gegen den Stamm der Buche. Schulter anSchulter saßen sie da und schwiegen. Die Sonnenstrahlen pinselten helle Flecken auf die Blätter und den Boden. Lotte schaute ihnen zu, wie sie flimmernd hin und her tanzten, weil der Wind die Zweige der Bäume schüttelte. Ganz ruhig fühlte sie sich auf einmal, gerade so, als wäre dieses Fleckchen Wald ihr Zuhause.

Was für ein Schreck!
    Wer hatte nun eigentlich recht? Lottes Mutter, die der Meinung war, dass man sich mit zehn Jahren noch nicht verlieben kann? Oder ihr Vater, der doch behauptet hatte, das Alter würde bei der Liebe keine Rolle spielen?
    Für Lotte waren solche Überlegungen überflüssig wie ein Berg Schularbeiten. Es war einfach wunderschön, mit Memoli zusammen durch den Wald zu streifen. Sie sammelten wilde Erdbeeren und Brombeeren, untersuchten einen verlassenen Fuchsbau und fanden einen versteckt liegenden Weiher, auf dem sie Borkenboote fahren ließen. Und dazu hatten sie sich jede Menge zu erzählen. Eine halbe Ewigkeit lagen sie auf einem Bett aus Moos und redeten über die Schule und darüber, wie großartiges wäre, wenn sie nach den Sommerferien beide in dieselbe Klasse kämen. Über das Dorf in der Türkei sprachen sie, wo Memoli Lotte irgendwann einmal die Segelboote im Hafen zeigen wollte. Und über die Eltern und über Memolis große Schwester Gülgen und darüber, dass Lotte nur zu gerne eine Schwester gehabt hätte.
    »Deswegen ist es auch so grässlich, dass Fritzi mich nicht mehr mag«, sagte sie und erzählte ihm mindestens zum dritten Mal von ihrem Streit mit den Flipflops. »Fritzi ist doch meine allerbeste Freundin, fast so, als wäre sie meine Schwester.«
    »Aber Geschwister streiten sich auch oft«, meinte Memoli.
    »Genau wie Eltern«, murmelte Lotte. Plötzlich sah sie gar nicht mehr glücklich aus. »Weißt du, Memoli«, sagte sie, »wenn ich jetzt nicht mehr nach Hause käme, dann würden sie sich bestimmt Sorgen machen. Gemeinsam. Und dann würden sie mich suchen und vielleicht allen Streit

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