Die Flipflop-Bande
wie Memolis waren, flackerten nervös. Und Liev? Die starrte nur auf den Boden des Hochsitzes. Keine sagte ein Wort.
Da riss sich Lotte das Flipflop-Abzeichen von ihrem T-Shirt und warf es Fritzi vor die Füße. Ohne noch ein Wort zu verlieren, bückte sie sich nach dem Kletterseil, ließ es über den Rand hinab und hangeltesich nach unten. Sie hatte Tränen in den Augen. Und wegen dieser Tränen sah sie nicht, dass am Waldrand noch jemand auftauchte. Erst als sie den wütenden Schrei von Fritzi hörte, kapierte sie, was los war.
»Die Wölfe! Da sind sie!«
In dem Moment, wo Lottes Füße den Boden berührten, sprinteten Frederik, Erkan und Anna-Lena auch schon los, quer über die Lichtung. Lotte hielt sich vor Schreck am Seil fest, obwohl das sinnlos war. Sie hätte wieder hochklettern müssen oder weglaufen! Denn die Wilden Wölfe sahen richtig gefährlich aus. Sie schwangen Peitschen aus Weidenzweigendurch die Luft und stießen tiefe, wilde Urlaute aus, wie das nur Wölfe können. In ihren braun bemalten Gesichtern glitzerten die Augen voller Angriffslust.
»Der Hochsitz! Das ist ihr Quartier! Und da ist Lotte!« Anna-Lenas Stimme klang plötzlich schrill. »Die kriegen wir!« Sie rannte so schnell, dass ihre rotblonden Locken flatterten. Schon hatte sie Frederik und Erkan überholt. Noch vier, fünf Meter, dann hatte sie Lotte erreicht. Ihre Weidenpeitsche sirrte durch die Luft.
Doch einer war schneller als die Angreifer. Und das war Memoli. »Komm, Lotte!«, rief er. Mit drei Schritten war er bei ihr, nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich. »Komm schnell!«
Lotte hatte keine Sekunde Zeit zu zögern. Sie rannte los, einen halben Meter hinter Memoli, auf den Wald zu. Nur weg von den Wilden Wölfen! Und weg von den Freundinnen, die auf dem Hochsitz alles mit ansahen und schrien, als wäre ein Feuer ausgebrochen. Nur einmal noch schaute sich Lotte um. Die Flipflop-Mädchen standen mit hoch erhobenen Armen da und bewarfen die Angreifer von oben mit den Bonbons, die sie Liev geschenkt hatte.
»Verschwindet, haut bloß ab!«, hörte Lotte Fritzi brüllen, und sie wusste nicht, wen sie damit gemeint hatte.
Lotte und Memoli rannten, so schnell sie konnten.Sie zwängten sich zwischen den dunklen Tannen hindurch, sodass ihnen die Zweige nur so in die Gesichter schlugen. Sie stolperten einen Abhang hinunter, sprangen über Steine und Wurzeln und liefen einen schmalen Waldweg entlang. Hinter ihnen knackten die Zweige und Blätter raschelten. Lotte vernahm das Gegröle der Wilden Wölfe und die Schreie der Flipflop-Mädchen. War jemand hinter ihnen her? Konnte man nicht schon die Schritte der Verfolger hören? Sie wagte nicht, sich umzudrehen.
Nach Luft schnappend blieben sie schließlich hinter einer dicken Eiche stehen und pressten sich gegen den Stamm.
»Kommen sie uns nach?«, wisperte Lotte.
»Ich kann Erkan und Frederik hören«, antwortete Memoli leise. »Und Anna-Lena …«
In diesem Moment klingelte Lottes Handy. Erschrocken riss sie es aus der Hosentasche. Oh, Mann, das war ja laut wie eine Sirene! Sie schaltete es hastig aus, und fast wäre es ihr aus den Fingern gerutscht, als Memoli sie anstieß.
»Sie haben uns entdeckt. Dahinten kommen sie. Wir müssen hier weg«, zischte er.
»Wir kriegen euch! Wir kriegen euch!« Die Stimmen wurden lauter.
Eine Sekunde sah Lotte Memoli an. Und schon rannten sie wieder los, immer tiefer in den Wald hinein.Irgendwie mussten sie die Verfolger abschütteln. Irgendwo mussten sie sich verstecken, vor den Wölfen und vor den Flipflops und vor der ganzen feindlichen Welt.
Die Sache mit den Banden
Als der Forst so dicht und undurchdringlich wurde, dass es keinen Weg mehr gab, hielten sie an. Memoli ließ sich auf den weichen Boden plumpsen und Lotte lehnte am Stamm einer Buche. Sie lauschte in den Wald hinein. Nur ihr und Memolis Atem war zu hören, während im Hintergrund der Wind in den Bäumen rauschte und die Vögel zwitscherten. Lottes wild schlagendes Herz beruhigte sich langsam.
»Wir haben sie abgehängt«, japste Memoli. Über sein gerötetes Gesicht ging ein Grinsen. »Mensch, Lotte, du bist das schnellste Mädchen, das ich kenne.«
Aber Lotte war gar nicht zum Lachen zumute. Sie setzte sich neben Memoli auf den von Bucheckern übersäten Boden und schlang die Arme um die Knie.Die Brust tat ihr weh, und das kam nicht nur vom Laufen. Denn jetzt, wo sie den schrecklichen Wilden Wölfen entkommen waren, war sofort der Kummer wieder da. Die Flipflops
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