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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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Sie? Die Frau würde doch nur vor ihm flüchten, wenn sie den Fehler nicht korrigieren will. Tickt Ihre Frau so?“
    „Nein.“
    „Sehen Sie! Der Schock hat Sie vorübergehend verwirrt. Schocks lähmen das Denken und können wichtige Handlungen wochenlang blockieren. Aber die Kraft dazu haben Schocks nur, wenn wir sie als Vorwand benutzen, um eine Handlung aufzuschieben.“
    „Dazu habe ich nicht genug Zeit, stimmt’s?“
    „Diese Zeit hat niemand auf der Welt“, sagte Andreas. „Weder die Bundeskanzlerin noch der US-Präsident noch Ihre Frau, noch Sie und selbst ich nicht. Wenn unser Leben ein fehlerhaftes Bild ist, entsteht nichts Gutes daraus. Jeder Mensch muss sein Lebensbild täglich korrigieren, damit es ihn zufrieden macht. Tun wir es nicht, leiden wir unter den Störungen.“
    „Aber dann müssten wir Menschen ja vieles radikal ändern.“
    „Ja, sofern wir Zufriedenheit erlangen wollen. Nehmen wir an, jemand fühlt sich unwohl mit seinem Partner. Die Liebe ist längst erloschen, aber man bleibt trotzdem bei ihm. Was sollte man tun?“
    „Die Störung erkennen und sie benennen?“
    „Genau. Daraufhin wird die Situation besser. Wer weiß, ob einem nicht schon Morgen der perfekte Partner über den Weg läuft, mit dem man nach kurzer Zeit eine Geflügelzuchtfarm führt, nach Indien auswandert oder einfach nur zuhause auf dem Sofa liegt und fern sieht.“
    „Gilt das wirklich für alle Bereiche?“
    „Natürlich. Stellen Sie sich einen modernen Manager vor, der sich unwohl und leer fühlt, und gleichzeitig unter dem Burn-Out-Syndrom leidet. Welchen Wink mit dem Zaunpfahl braucht dieser Mann, um zu erkennen, dass er nicht zufrieden ist – und zwei Wochen Ferien auf einem Luxuskreuzfahrtschiff den Lebensfehler nicht ausradieren können? Er muss sein Leben ändern, solange er noch die Gelegenheit dazu hat.“
    „Das ist aber schwierig“, warf Kai ein. „Manager können ihr Leben viel einfacher verändern als eine dreifache, alleinerziehende Mutter mit einem Ganztagsjob, der sie unzufrieden macht.“
    „Das sehe ich anders. Ich sage Ihnen: Das Leben dieser Mutter lässt sich zum Guten wenden. Sie muss nach den Störungen in ihrem Lebensbild suchen. Diese Störungen sind höchstwahrscheinlich Partnerlosigkeit, mangelnde Zeit für ihre Kinder sowie Überforderung. Anschließend braucht sie eine Vision. Vielleicht wäre dieselbe Frau zufrieden, wenn sie einen Mann hätte, der sie liebt. Vielleicht möchte sie mit ihm und ihren Kindern im Grünen leben und einen kleinen Tierhof betreiben. Genau wie die Damen in Bauer sucht Frau – oder die Käufer der Zeitschrift Landlust .“
    „Aber Träume sind doch Schäume…“
    „Nein“, sagte Andreas. „Die Frau sollte fest daran glauben, dass sie ihr perfektes Lebensbild bekommen kann. Sie muss es sich bildlich vorstellen. Dadurch wird sie alle ihre Handlungen auf dieses Ziel ausrichten. Schneller als vermutet, bietet sich die erste Chance. Vielleicht erzählt ihr plötzlich eine Mitarbeiterin in der Fabrik, wo die Frau täglich stundenlang schuftet, dass ihre alte Tante gestorben ist, die einen herunter gekommenen Tierhof auf dem Land betrieben hat. Das wird kein Zufall sein. Dadurch, dass die Frau an den Tierhof gedacht hat, ist er aufgetaucht. Das heißt, sie hat ihn bemerkt . Höchstwahrscheinlich ist er ihre erste Zutat zur Zufriedenheit. Nun sollte sich die Frau alles über den Tierhof erzählen lassen, vielleicht bei einem Feierabendbier. Sie sollte die Kollegin bitten, sich den Hof anschauen zu dürfen – auch, wenn sie dafür weit reisen muss. Mit ziemlicher Sicherheit wird er genau das sein, was sie in ihrer Vision gesehen hat. Kurz darauf zieht sie mit ihren Kids aufs Land…“
    „Ohne einen Cent in der Tasche?“
    „Natürlich fällt ihr das Glück nicht in den Schoß“, erklärte Andreas. „Sie muss auf die nächsten Zeichen achten – und aktiv sein. Am besten sollte die Frau all ihren Freunden und Kollegen erzählen, dass sie Geldprobleme hat, und den Tierhof trotzdem gern übernehmen möchte. Einer ihrer Gesprächspartner wird einen goldenen Tipp auf Lager haben – etwa, dass das Bundesland, indem der Tierhof liegt, eine Kita mit einem integrierten Tierterrain finanziell unterstützt, sofern die Frau einen guten Business-Plan erstellt. Damit ist ihre zweite Etappe der Zufriedenheit erreicht. Die Frau wird ihre Kinder um sich haben, eine Umschulung machen und in der Natur leben können.“
    „Und der fehlende Partner kommt zu ihr,

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