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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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weil er der verwitwete Vater eines Kindes ist, das sie in ihrer Tierhofkita betreut?“
    „Zum Beispiel. Wer jetzt sagt, das ist alles utopisch – der lässt sich nicht auf die Idee ein. Aber ich verspreche Ihnen: Wenn Sie die Fehler in Ihrem Lebensbild eliminieren, haben Sie auch die Kraft dafür, um alle weiteren Etappen Ihrer Vision erreichen zu können.“
    „Also muss ich…?“
    „Gestehen Sie sich Ihre Wünsche ein, schreiben Sie sie auf und glauben Sie daran, dass sie erfüllt werden. Beachten Sie Ihre inneren Eingebungen und folgen Sie Ihrer Intuition. Seien Sie aktiv. Jeder kann sein Leben an jedem Tag zum Guten ändern – wenn er moralisch gut handelt und uneingeschränkt ehrlich zu sich selbst ist. Was ist Ihre Vision, Herr Bergmann?“
    „Karoline in den Armen zu halten, von ihr beschützt zu werden, und glücklich in den Himmel aufzusteigen“, sagte Kai.
    „Sie wissen nun, wie Sie das bekommen“, antwortete Dr. Albers.
     
    Trixie Klatsch und ihre zwei Töchter posierten geduldig für die Kamera. Doch der Filmdreh musste unzählige Male wiederholt werden. Einmal stimmte das künstliche Licht nicht, ein anderes Mal spiegelte sich der Kameramann im Fenster des Sterbezimmers.
    „Ist eben nicht das Adlon “, brüskierte sich Otto G. Klatsch. „Trixie, wenn Du auf mich zukommst, zieh’ mal das Taschentuch, bitte!“
    Lustlos wiederholte die Gattin des Showmasters ihr Eintreten. Sie weinte eine echte Träne.
    Die Stimme ihres Gatten riss sie zurück in die Wirklichkeit: „Trixie! Klimpere nicht zu viel mit Deinen Wimpern. Wir müssen uns später noch dramaturgisch steigern können. Alles nach Drehbuch! Hast Du das nicht gelesen? Morgen sprechen wir uns aus, übermorgen weinen wir gemeinsam, und dann arrangierst Du heimlich einen Empfang meiner Freunde. So sieht es das Skript doch vor.“
    „Und wie wird Ihre Sterbe-Doku-Soap heißen?“, fragte Klatsch’ s Assistentin den Entertainer.
    „ Allgemeinzustand sterblich “, antwortete Otto G., der stets ein großes Geheimnis darum gemacht hatte, wofür das G stand. „ Allgemeinzustand sterblich ist der offizielle Vermerk in Krankenhausakten, wenn ein Patient seine Hoffnung aufgrund der Diagnosen von Ärzten verliert und sich in einen Palliativpatienten verwandelt. Das hat der ARD-Film Blaubeerblau , der kürzlich im Fernsehen lief, toll illustriert.“
    „Aber welcher Sender soll Ihre Sterbe-Doku zeigen, Otto?“
    „Ich werde sie RTL anbieten“, sagte Klatsch geschäftstüchtig, „oder SAT.1 oder einem von den kleineren Privatsendern.“
    „Totale Bombe, Vater“, entgegnete Klatsch’ s älteste Tochter. „Wir müssen unbedingt aus Deinem vermeintlichen Sterbezimmer twittern, Pics posten und ein Live-Finale einplanen. Das ist Primetime! Und am Ende lassen wir die TV-Zuschauer abstimmen, ob Du nach L.A. fliegst oder ein Makeover in Deutschland bekommst.“ Flüsternd fügte er hinzu: „In Wahrheit natürlich eins von amerikanischen Ärzten.“
    „So machen wir’s“, antwortete der Entertainer. „Hugh, meine Tochter hat gesprochen.“
    Er richtete sein Wort an die Stylistin.
    „Trixies Make-up ist nach dem Heulen ziemlich stark verwischt. Aber mit der nächsten Einstellung haben wir’s – das spüre ich.“
     
    Karoline Bergmann setzte sich auf die Bettkante ihres müden Mannes. „Wie geht es Dir, mein Schatz?“
    „Ich habe einen Entschluss gefasst, Karoline“, antwortete Kai. „Wir müssen uns der Situation stellen, und darüber reden, wie Du damit klar kommst, dass ich hier bin.“
    „Es ist das Beste“, erwiderte seine Frau. „Das Beste in Anbetracht der Tatsache, dass Du Krebs hast.“
    „Und? Fehlt bei dem Satz nicht noch etwas?“
    „… dass Du Krebs hast und ich vorerst mit allem allein klar kommen muss – mit dem Kummer Deines Vaters, mit der Verantwortung für Leon und vor allem mit der Sorge um Dich.“
    „Was ist Deine größte Sorge, Karoline?“
    „Ich habe Angst, das s Du nicht wieder gesund wirst.“
    „Und was wäre dann?“
    Entgeistert sah ihn seine Frau an.
    „Ich wäre allein! Mein Herz würde brechen. Wir waren immer zusammen – seit dem Studium!“ Karoline Bergmann schluchzte hilflos.
    „Karoline, hör mir gut zu. Unser Leben ist perfekt. Wir haben Leon, der mir alles bedeutet. Wir haben den gleichen Humor. Unser Haus ist voller Tiere aus der Sesamstraße . Mein Herz ist voller Erinnerungen. All das wird Dir Kraft geben, wenn ich sterben muss. Zuerst wollte ich darüber nicht mit Dir reden,

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