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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Charles’Verlöbnis mit seiner sechzehnjährigen Cousine zu, Isabell von Österreich.«
    Ich blickte triumphierend zu Birago auf. »Spanien wird also mit Frankreich verheiratet bleiben. Unser österreichischer Gesandter hat uns ein Miniaturporträt von Charles’ Braut geschickt, damit wir uns selbst ein Bild machen können. Ich darf annehmen, dass Ihr schon mit ihm gesprochen habt?«
    Birago wühlte in der mit Satin bezogenen Schachtel auf meinem Pult. Die auf seinen Schultern ruhende Goldkette des Kanzlers verlieh seinem von jahrelangem unermüdlichem Dienst gezeichneten, knochigen Gesicht zusätzliche Autorität. Doch während er mir das winzige, in Gold gerahmte Gemälde präsentierte, plagten mich plötzlich Gewissensbisse. Mein treuer italienischer Landsmann war nie von meiner Seite gewichen, und dafür hatte er seinen Preis zahlen müssen. Allzu oft vergaß ich, dass er selbst nie geheiratet hatte, dass ich nichts über sein Privatleben wusste. Was mich betraf, lebte er in einer geschäftigen Welt, geprägt von Pergament und Feder, in der er zuverlässig seine Pflichten erfüllte und dazu ein riesiges Netz von Spionen und Spitzeln beaufsichtigte, immer nach Kräften darum bemüht, mir und Frankreich Sicherheit zu gewährleisten.
    »Was für eine weiße Haut und welch blondes Haar«, sinnierte er. »Sie wird eine wunderschöne Braut abgeben.«
    »Allerdings«, erwiderte ich. »Nun, da wir Charles versorgt haben, sollten wir vielleicht daran gehen, auch für Euch eine Braut zu finden, nicht wahr? Am Hof gibt es doch bestimmt eine Dame, die Euch gefällt.«
    Mit einem wehmütigen Lächeln entblößte er seine bräunlichen Zähne.»Ich fürchte, für derlei Dinge bin ich zu alt.« Ich hörte einen melancholischen Unterton heraus, doch bevor ich ihm widersprechen konnte, fuhr er fort: »Ich habe schon mit Charles über die Hochzeit gesprochen, und er hatte nur eine Bedingung, auf die er aber großen Wert legt: dass die Braut nicht anmaßend ist. Mit anderen Worten: diejenige von allen Kandidatinnen, die am wenigsten mit seiner Schwester Margot gemeinsam hat.«
    Ich lachte auf. »Dabei betet Charles Margot an! Aber in einem gebe ich ihm recht. Sie allein genügt vollauf. Nun, laut unserem Gesandten dürfte Isabell seinen Ansprüchen genügen. Sie ist eine Habsburgerin mit besten Anlagen, tugendsam und fromm. Sie wird ihm nicht nur keinen Ärger bereiten, sondern darüber hinaus viele gesunde Söhne gebären, so Gott will.«
    Während Birago das Bildnis wieder in der Satinschachtel verstaute, schaute ich durchs Fenster auf die Tuilerien hinaus, wo Arbeiter damit beschäftigt waren, in der kargen Erde eine italienische Grotte auszuheben. Vom etwas weiter entfernten Hôtel de Cluny scholl gedämpftes Hämmern herüber. Ich hatte seinen Abriss befohlen, um Platz für ein neues Palais zu schaffen: mein Hôtel de la Reine, das Palais der Königin. Das Bauen war zu meiner neuesten Leidenschaft geworden. Seit meiner Krankheit war ich geradezu besessen davon. Birago meinte, das liege daran, dass die Architektur die Seele anrege, aber ich glaube eher, dass sie mir etwas Greifbares vermittelte, an dem ich mich erfreuen konnte, eine Zurschaustellung meiner Macht.
    »Was ist mit Prinzessin Margot?«, fragte Birago und richtete sich mit schmerzhaft verkniffener Miene auf. »Es ist eine Enttäuschung, dass Philipp sie nicht haben will, aber es gibt natürlich immer andere Allianzen.«
    Ich nickte versonnen, dann ließ ich mich auf meinem Stuhl nieder, um die alte Muet zu streicheln, die trotz ihrer zwölf Jahre immer noch recht beweglich war. Während sie an meiner Hand schnupperte, hatte ich jäh wieder Nostradamus’ Stimme im Ohr: Ihr und er seid die zwei Hälften eines Ganzen. Ihr braucht einander, um euer Schicksal zu erfüllen .
    Ich zögerte. Ganz schüchtern schlug mein Herz einen Purzelbaum. »Was ist eigentlich mit dem jungen Navarra?« Ich blickte Birago an, der mich anstarrte, als hätte ich in einer fremden Sprache gesprochen. Vor Aufregung redete ich immer schneller. »Margot und er werden doch bald achtzehn. Sie würden ideal zueinander passen. Wenn Jeanne stirbt, wird er zum König von Navarra, und vergesst nicht: Coligny hat ihn als Retter der Hugenotten gepriesen. Aber wenn wir ihn mit Margot verheiraten, kann er nicht mehr gegen uns in den Krieg ziehen, und ihre persönliche Verbindung bedeutet auch die Vereinigung von Hugenotten und Katholiken. Und nicht zuletzt sind sie Verwandte. Dank Jeannes Mutter, die die

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