Die florentinische Prinzessin
Stadt blockiert und die Hugenotten vernichtend geschlagen. Sie sind um ihr Leben gerannt.«
»Goldene Rüstung«, flüsterte ich. »Henri hat eine goldene Rüstung. Ich habe sie ihm geschenkt. Dio mio , ist er …?«
»Ihm geht es gut. Er hat Coligny verfolgt. Meilenweit ist er ihm auf seinem Pferd nachgejagt. Er hat Guise gesagt, dass er das Euch gelobt hatte. Aber Coligny ist entkommen.« Charles starrte mich an. »Und Ihr habt es gesehen, nicht wahr? Habt Ihr auch den Konnetabel gesehen? Er ist tot. Er ist auf dem Schlachtfeld gefallen, als er kämpfte, um Henri zu schützen. Wir haben ihn in der Saint-Denis-Basilika in Papas Nähe bestatten lassen. Der Konnetabel hat Papa immer geliebt. Das war doch richtig von mir, dass ich diesen Ort gewählt habe, nicht wahr?«
Montmerency. Colignys Oheim. Ich sah ihn so vor mir, wie er damals gewesen war, als ich ihn in Marseille kennengelernt hatte: ein Hüne, der die Sonne verdeckt hatte. Er war mein Freund und mein Feind gewesen, ein Veteran dreier Herrscher und unerschütterlicher Verteidiger unseres Glaubens, den er über das eigene Leben gestellt hatte. Jetzt weilte er wie so viele andere nicht mehr unter uns. Ich konnte nicht behaupten, dass mich sein Tod sehr erschütterte, nicht nach all dem, was er als Mitglied des Triumvirats getan hatte. Doch wie noch nie zuvor spürte ich das Gewicht der Jahre. Jetzt war die letzte Verbindung mit meiner Vergangenheit zerschlagen, sodass ich auf einmal das Gefühl hatte, ganz allein dazustehen, beladen mit einem Übermaß an Erinnerungen, die niemand mehr mit mir teilte.
Von Müdigkeit überwältigt, murmelte ich: »Ja, du hast richtig gehandelt. Aber ich habe ihn nicht gesehen. Ich wusste es nicht.« Ich spürte, wie ich davonglitt. Diesmal versank ich in einem traumlosen Schlaf. »Vergib mir. Ich bin so müde.«
Charles küsste mich auf die Wange. »Dann schlaft. Aber macht Euch keine Sorgen. Der Krieg ist vorbei. Bald können wir eine Begnadigung ausrufen und in unser Leben zurückkehren, so wie wir es vorher geführt haben. Ach, fast hätte ich es vergessen. Alles Gute zum Geburtstag, Maman! Wir müssen ihn feiern, sobald Ihr Euch besser fühlt.« Damit wandte er sich ab und eilte hinaus.
Margot stand regungslos da und betrachtete mich mit einem fast ängstlichen Ausdruck in den Augen.
»Mein Geburtstag«, sinnierte ich. »Mein fünfzigster.«
Und ich glitt in den Schlaf, ohne mir darüber klar geworden zu sein, welche Gefühle die Nachricht, dass Coligny noch lebte, in mir ausgelöst hatte.
Sobald ich das Bett verließ, verkündeten wir eine Amnestie, was es den Hugenotten erlaubte, ihre Religion in bestimmten, ihnen zugewiesenen Städten auszuüben, darunter auch in La Rochelle. Die Begnadigung galt auch für alle Rebellenführer. Zugleich wählte ich diesen Anlass, um Birago für seine Bemühungen mit dem Titel des Kanzlers zu ehren.
Anschließend löste ich die Armee auf. Nun kehrte auch mein Sohn Henri von der Front heim. Er strotzte wie immer vor Kraft und war voll des Triumphs nach seinem ersten Vorstoß ins Mannesalter. Er kam in Begleitung des jungen Guise, jetzt breitschultrig und mit goldener Mähne wie ein Gott. Die beiden waren wie die zwei Seiten einer Münze: Der eine dunkel, der andere hell, und gemeinsam explodierten sie über dem Hof wie Kometen, um ihn von da an mit derben Possen heimzusuchen.
Ich freute mich. Meine Söhne hatten während meiner Krankheit die Initiative ergriffen und ihrem Namen als Sprösslinge der Valois’Ehre erwiesen. Niemand konnte behaupten, sie wären nicht all das, was einen französischen Prinzen ausmachte.
Was Coligny betraf, wusste niemand, wo er sich versteckt hielt. Ich nahm die auf seinen Kopf ausgesetzte Belohnung nicht zurück, ließ aber verlautbaren, dass auch er unter die Generalamnestie fiel, vorausgesetzt, er verzichtete auf jeden weiteren Verrat. Auch wenn er geschlagen worden war, genoss er immer noch die Achtung seiner Glaubensbrüder, und ich wollte mir nicht noch mehr Ärger mit ihm einhandeln.
Einstweilen bemühte ich mich einfach darum, eine Zukunft zu gestalten, in der kein Platz mehr für ihn war.
»Philipp lehnt Margot ab.« Ich überflog die soeben eingetroffene Nachricht. »Monseigneur behauptet, er hätte sein Möglichstes getan, um ihn umzustimmen, aber anscheinend ist Philipps Trauer um Elisabeth so tief, dass er momentan nicht in der Lage ist, sich mit Gedanken an eine neue Gemahlin zu befassen. Immerhin stimmt er jedoch
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