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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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flüsterte ich: »Ich, Caterina de Medici, beschwöre für dich, Margot de Valois, meinen Herzenswunsch herauf. Du hast keinen Willen als den meinen. Du wirst Jeanne von Navarra all das sagen, was sie hören will, und nichts, was Zweifel auslösen könnte.«
    Ich öffnete ein Auge. Nichts war zu spüren von der Gegenwart eines im Verborgenen wirkenden Wesens, keine Veränderung der Atmosphäre, kein Schauer, der mir über die Haut jagte, wie mir das immer dann geschehen war, wenn meine besondere Gabe über mich gekommen oder ich Nostradamus begegnet war. Wenn ich zur Magie befähigt war, zeigte sie sich mir heute nicht. Noch einmal ergriff ich die Puppe, wiegte sie in den Händen und wiederholte meine Beschwörung. Dann fiel mir ein, dass ich einmal etwas über die Notwendigkeit von Blut bei Zaubersprüchen gelesen hatte. Ich öffnete die Schachtel, nahm eine Nadel heraus und stach mir damit in den Finger. Ein dunkelroter Tropfen quoll aus der Wunde. Ich verfolgte, wie er über den Fingernagel rann und auf das Gesicht der Puppe tropfte. Ich erstarrte. Angestrengt lauschte ich nach einem Poltern über mir, das von Margots Sturz auf den Boden gekündet hätte.
    Nichts.
    Noch einmal flüsterte ich meinen Spruch, nahm das Amulett aus dem Innern meines Mieders und presste es gegen die Puppe. Böses gegen Böses, hatte Cosimo gesagt. Danach wartete ich und hielt mir vor, dass Zaubersprüche genauso wie Gerüche und Getränke Zeit benötigten, um zu reifen und sich im richtigen Verhältnis zu mischen, ehe sie die gewünschte Wirkung entfalten konnten. Dann auf einmal befiel mich Panik. Entsetzt riss ich mir das Amulett vom Hals und verbarg es neben Maestro Ruggieris altem Flakon in der Schachtel. Mit wenigen Schritten war ich bei den Vorhängen, zog sie zurück, öffnete das Fenster und setzte mich an mein Pult. Kurz entschlossen strich ich einen frischen Bogen Pergamentpapier glatt und tauchte meine Feder ins Tintenfass.
    Und das war der Moment, in dem ich diese Bekenntnisse begann.
    Die Stunden flogen vorüber, während ich meiner Vergangenheit einen Besuch abstattete und Seite um Seite mit Erinnerungen füllte. Als Margot anklopfte, blickte ich wie betäubt auf. Gleich darauf trat sie auch schon ein. »Die Königin möchte Euch sprechen.«
    Hastig verstaute ich die Blätter in einer Mappe. Aber als ich mich in Jeannes Gemächer begab, spürte ich eine eigenartige Ruhe. Ich traf sie am vergoldeten Pult mit einer Feder in der Hand an. Als Erstes stachen mir ihr blauer Umhang und ihre Perlen ins Auge – ein bei ihr ungewöhnlicher Luxus. Sie wirkte heiter, als hätte sie einen Verjüngungstrunk eingenommen. Wenn das an meinem Zauberspruch lag, zeigte er eine unerwartete Wirkung.
    »Madame, ich weiß nicht, wie Euch das gelungen ist, aber noch nie hatte ich das Vergnügen, eine so tugendhafte Prinzessin wie Eure Tochter kennenzulernen.« Sie reichte mir einen Bogen Papier. »Hiermit erteile ich meine Zustimmung. Unter der Voraussetzung, dass Ihr die zwischen uns erörterten Bedingungen einhaltet, glaube ich, dass sie meinem Sohn eine vortreffliche Gemahlin sein wird. Sie sagt, dass sie sich kein größeres Glück vorstellen kann, als Navarras Königin zu sein und in unserem Reich zu leben.«
    Ich hatte nicht geglaubt, dass mein Spruch wirken würde. Wie konnte ein derart lächerliches Ritual das Unmögliche zustande bringen? Und doch war anscheinend genau das geschehen, obwohl ich wirklich äußerst vage geblieben war. Jetzt hing alles davon ab, dass Margot und Navarra in Frankreich lebten; unter keinen Umständen durfte er in sein Land zurückkehren, wo er nur wieder von Protestanten umgeben wäre, die unentwegt Warnungen vor uns ausstießen.
    »Sie sagt, dass sie meinen Glauben nicht annehmen kann«, fuhr Jeanne fort, »aber als ich ihr erklärte, dass es der Wunsch meines Sohnes wäre, die Kinder als Protestanten zu erziehen, hat sie mir geantwortet, dass sie ihm als seine Gemahlin unbedingten Gehorsam schuldet.«
    Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht höhnisch zu lachen. Margot war in jeder Hinsicht meine Tochter. Sie hatte es vermieden, Jeannes Misstrauen zu wecken, doch gleichzeitig hatte sie vermocht, ihr etwas zu versprechen, wovon sie wusste, dass ich es nie dulden würde. Der Verlust des jungen Guise brannte nach wie vor in ihr, und bestimmt war sie bereit, alles zu tun, um meine Pläne zu durchkreuzen, aber die Hochzeit würde stattfinden, und Navarra wäre bald unter meiner Kontrolle.
    »Ich werde mit

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