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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Euch nach Paris kommen«, verkündete Jeanne zu meiner Überraschung. »Margot hat mich gebeten, ihr bei ihrer Brautausstattung zu helfen. Außerdem will ich noch meinem Sohn schreiben. Habt Ihr nicht den Wunsch nach einer Hochzeit im August geäußert?«
    Ich nickte. Vergeblich suchte ich in ihrem Gesicht einen Hinweis auf eine Täuschung. Sie war noch nie eine Meisterin im Verbergen ihrer Gefühle gewesen. »Ja, im August«, bestätigte ich mit einem erleichterten Aufatmen. »Wir werden die prachtvollste Hochzeit feiern, die Frankreich je gesehen hat.«
    »Nicht zu prachtvoll«, tadelte sie mich. »Mein Glaube verlangt Schlichtheit. Aber jetzt muss ich ruhen. Über die Einzelheiten können wir morgen sprechen. Wir können gemeinsam speisen. Al … Wie wird das in Italien genannt?«
    » Al fresco «, sagte ich. »Ja, das wäre sehr schön.«
    Während ich hinausging, konnte ich nicht aufhören, darüber zu staunen, wie das Schicksal, der höchste aller Narren, es angestellt hatte, ein solches Paar Schwiegermütter zusammenzubringen.

30
    Kaum hatte sie in meinem neu errichteten Palais Einzug gehalten, stürzte sich Jeanne in die Hochzeitsvorbereitungen, als wäre sie nie krank gewesen. Unermüdlich trieb sie mich durch Paris, um diesen Stoffballen, jenes Paar Kerzenständer oder ein bestimmtes Besteck zu inspizieren. In einem Laden am linken Seine-Ufer bewunderte sie mit Goldfransen besetzte, weiche italienische Lederhandschuhe so ausgiebig, dass ich ihr das Paar kaufte. Sie nahm das Geschenk mit kindlichem Entzücken an, was mir bewies, dass sie gegen Eitelkeit keineswegs gefeit war. Fasziniert beobachtete ich, wie sie sich zu der Frau entwickelte, die sie hätte sein können, hätte nicht ihre Frömmigkeit ihr Herz in Ketten gelegt.
    Sobald mich die Nachricht erreichte, dass ihr Sohn Nérac verlassen hatte, ließ ich das Aufgebot bestellen und lud halb Frankreich zu dem großen Ereignis nach Paris ein. Alles verlief nach Plan, bis mir eines Abends mitgeteilt wurde, dass Jeanne zusammengebrochen war.
    Sofort eilte ich mit Margot durch einen nasskalten Nebel zum Palais. Bei unserer Ankunft war der Saal im Erdgeschoss gedrängt voll mit Männern in dunklem Gewand, allesamt Hugenotten. Wie auf Befehl drehten sie sich zu uns um und verbeugten sich steif.
    Aus ihrer Mitte trat Coligny auf mich zu.
    Er wirkte gesünder als bei unserer letzten Begegnung; sein Gesicht schien runder und ruhiger, seine hagere Gestalt schwerer und seine Augen wachsam, durchdringend. Die Zeit mit seiner Frau in Châtillon hatte wahre Wunder an ihm gewirkt, und als er sich vor mir verbeugte, jagte ein eisiger Schauer durch meine Adern.
    »Ich wusste nicht, dass Ihr hier seid«, sagte ich. »Ihr hättet eine Nachricht schicken sollen, Seigneur.«
    »Verzeiht mir. Ich war gerade in meinem Stadthaus eingetroffen, als ich erfuhr, dass Ihre Gnaden von Navarra erkrankt ist. Da hielt ich es für ratsam, erst hierherzukommen und meine Dienste anzubieten.«
    In seiner Stimme entdeckte ich einen eigenartigen Unterton. Etwas stimmte hier nicht. Wie ernst war dieser Zusammenbruch der Königin? Sollten wir in Trauer gestürzt werden, bevor ihr Sohn am Hof eintraf?
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte Coligny: »Sie ist zu schwach, um nach unten zu kommen.«
    »Dann gehen wir zu ihr hinauf.« Ich bedeutete Margot, mir zu folgen. Coligny führte uns durch die Spalier stehenden Hugenotten, die alle in betontem Schweigen zurücktraten. Meine Nervosität nahm zu. Jeanne war mein Gast. Glaubten sie etwa, ich würde ihr etwas antun?
    Jeanne lag auf ihre Kissen gebettet. Ihr Gesicht war bleicher als die Laken, ihre Lebensgeister, die sie durch Paris getrieben hatten, hatten sich erschöpft.
    »Madame«, murmelte sie, »meine Stunde hat geschlagen.«
    »Unsinn.« Ich tätschelte ihr die Hand. Sie fühlte sich kalt und zerbrechlich an. »Ihr habt Euch überanstrengt. Aber bald werdet Ihr wieder auf den Beinen sein. Wir wollen doch eine Hochzeit feiern, wisst Ihr das nicht mehr?«
    Ihr Blick wanderte zu Margot. »Komm näher, meine Liebe. Ich muss dir etwas sagen.«
    Margot beugte sich über Jeannes farblose Lippen. Ich hörte sie flüstern. Meine Tochter nickte. »Ja«, sagte sie, »das werde ich. Ich verspreche es Euch.«
    Jeanne seufzte. Als sie erschöpft die Augen schloss, tauchten aus einer Nische ihre Pastoren auf. Ich wollte mich schon zum Gehen wenden, als mein Blick auf die Handschuhe mit den Goldfransen fiel, die ich ihr geschenkt hatte. Sie waren

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