Die florentinische Prinzessin
vorbereitete.
»Sei’s drum«, murmelte ich und riss die Tür auf. »Aber was immer du empfindest, du wirst tun, was ich sage.«
Sturmwolken hingen über Chenonceau, und ein wütender Wind zerrte an unseren Standarten und Kleidern, während wir auf Königin Jeannes Gefolge warteten.
Meine Hände waren in ihren mit Luchsfell gefütterten Handschuhen völlig taub. Wenige Fuß von mir entfernt stand Margot in ihrem mit Primeln gemusterten Samtumhang und einer achtlos auf den Kopf gedrückten Zobelhaube. Ihre Blutergüsse waren verblasst, aber sie sprach nicht mit uns; ihr Gesicht war eine Maske steinerner Gleichgültigkeit.
In der Ferne bliesen Herolde eine schrille Fanfare. Wenige Augenblicke später tauchte Navarras Gefolge auf. Mein Blick wanderte über die Reihen und blieb bei einer kleinen Schar von schwarz gewandeten Fürsten hängen, die zu Pferde eine Kutsche eskortierten. Ich trat vor, um die Tür zu öffnen. »Madame, ich bin so erfreut …«
Der Gruß erstarb mir in der Kehle.
In einen Pelzumhang gehüllt, hockte Königin Jeanne zusammengesunken zwischen ihren Kissen. Sie war nur noch Haut und Knochen, das kupferfarbene Haar strähnig, die Augen waren tief eingesunken.
Einer ihrer Männer schob mich beiseite, um ihr herauszuhelfen. Auf seinen Arm gestützt, trat sie mir gegenüber. Dabei wirkte sie so zerbrechlich, dass man meinen konnte, der Wind würde sie gleich davonwehen. Doch trotz ihrer Schwäche hatte sie nichts von ihrer Unverschämtheit eingebüßt. Sie bedachte mich mit einem gespenstischen Lächeln und flüsterte : »Falls Ihr Euch fragt, Madame de Medici, die Antwort lautet: Nein, mein Sohn kommt nicht.«
Jeanne saß aufrecht in der geräumigen, mit blauem Samt verhängten Suite, die ich ihr zur Verfügung gestellt hatte. Seit Wochen hatte sie das Zimmer nicht mehr verlassen. Mich bedrängte die grässliche Vorstellung, dass sie sterben würde, bevor wir eine Einigung erzielt hatten. Allein schon deshalb ließ ich sie von meinen besten Ärzten pflegen. Immerhin sah sie nun etwas besser aus, und auf ihre bleichen Wangen war eine zarte Farbe zurückgekehrt. Der trockene Husten und ihre Halsstarrigkeit hielten sich jedoch hartnäckig.
»Ich habe nein gesagt. Ich hole meinen Sohn erst dann nach, wenn ich restlos zufrieden bin.«
Ich verlor die Geduld und begann, im Zimmer auf und ab zu marschieren. »Was wollt Ihr denn noch von mir?«, schrie ich. »Erst besteht Ihr auf einer Trauung, die weder in der Form noch im Ritual katholisch ist, und ich habe Euch zugesichert, dass sie vor der Notre-Dame-Kathedrale getraut werden können und Euer Sohn und sein Hofstaat danach an einem hugenottischen Gottesdienst teilnehmen können, während wir die katholische Messe feiern. Dann habt Ihr mich gebeten, Euch Schutz durch meine Truppen zu gewährleisten, falls Spanien Navarra bedroht, und ich habe zugestimmt. Und zuletzt habt Ihr gefordert, dass die Ehe auch von Coligny befürwortet werden muss, woraufhin ich Euch auch das zugesichert und Euch seinen Brief gezeigt habe.«
»Ich habe seine Unterschrift auf einem Brief gesehen, das ja, aber woher weiß ich, dass der Brief von ihm ist?«
»Natürlich ist er von ihm!« Ich senkte die Stimme. »Ich würde doch kein falsches Spiel mit Euch treiben. Ich habe es Euch schon einmal gesagt: Unsere Kinder müssen heiraten. Sie sind wie bestimmt füreinander, und gemeinsam werden sie der Welt zeigen, dass wir zwar vielleicht nicht auf dieselbe Weise die Messe feiern, aber doch nicht wegen der Unterschiede zwischen uns in den Krieg ziehen müssen.«
»Und wann genau habt Ihr beschlossen, dass wir in Frieden leben können?«, fragte Jeanne spitz. »Nachdem oder bevor Ihr das Kopfgeld auf Coligny ausgesetzt und La Rochelle zerstört habt? Oder war es an dem Tag, als Ihr mit spanischer Verstärkung gegen uns vorgerückt seid?«
Ich ballte wütend die Fäuste. »Seid Ihr den weiten Weg hierhergekommen, um mir Vorwürfe zu machen?«
Ein rasselndes Lachen schüttelte sie. Sie geriet ins Keuchen und presste sich ein Taschentuch an den Mund. Als sie es wieder wegnahm, war es blutig. Doch sie schob es in den Ärmel, als hätte das nichts zu bedeuten.
»Ich wollte Euch wieder treffen«, sagte sie. »Ich wollte mir persönlich ein Bild davon machen, ob all das, was über die berüchtigte Cathérine de Medici gesagt wird, wirklich zutrifft, ob man Euch deshalb Madame Schlange nennt,weil Euer Biss wie der einer Schlange Eure Feinde tötet.«
Ich kochte vor Wut. Wie
Weitere Kostenlose Bücher