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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Verdruss ihrer Hofdamen den Saal, denn ihnen blieb nichts anderes übrig, als sie zu begleiten.
    Navarra blickte ihr mit gewölbten Augenbrauen nach. »Die Nerven einer neuen Braut«, beschwichtigte ich mit einem Auflachen. »Sie ist überwältigt.«

    Kaum war das Festmahl beendet, erhob sich Charles wie immer abrupt und verließ den Saal. Navarra und ich hatten nicht miteinander sprechen können, denn Charles hatte die Konversation an sich gerissen und ihn vom Wetter in seiner Heimat bis zu seiner bevorzugten Jagdmethode über so gut wie alles ausgefragt. Mir fiel auf, dass Navarra freundlich Auskunft gab, aber nie mehr offenbarte als das, wonach er gefragt wurde. Und obwohl er unvorstellbar viel getrunken hatte, wirkte er immer noch vollkommen nüchtern. Bequem lümmelte er auf seinem Stuhl und verfolgte interessiert die Possen des Hofs. Auf seinem Sitz neben Charles’ leerem Thron säuberte sich Henri mit einem silbernen Zahnstocher die Zähne, während Hercule sich über ein ganzes Tablett voller gezuckerter Mandeln hermachte.
    Als Nächstes standen die Tänze an. Schon stellten sich die Höflinge für den Saltarello auf, einen ausgelassenen Tanz, der es den Damen erlaubte, ihre Beine zu zeigen, und den Männern, ihre Beweglichkeit zu beweisen. Eine Gruppe von stark geschminkten Damen – professionelle Kurtisanen mit ausgesprochen tiefen Dekolletés und knallroten Lippen – stolzierten vor dem Podest auf und ab; eine besonders dreiste Schönheit, die auf die Wange einen Diamanten geklebt hatte, blickte sich zwinkernd nach den Männern am Tisch um.
    Navarra richtete sich kerzengerade auf; sogar Hercule vergaß, seine Mandeln in sich hineinzustopfen.
    »Wer sind diese Frauen?«, fragte Navarra mit belegter Stimme.
    »Das sind Mitglieder unseres Hofs«, erklärte ich.
    »Das sind Angehörige Eures Hofstaats? Ich habe gehört, dass Ihr die vollendetsten Damen in Eure Dienste nehmt. Sie werden Die fliegende Schwadron genannt, weil sie bei der Jagd wie Amazonen reiten.« Er bekam glänzende Augen. »Ich liebe die Jagd. Ich liebe sie über alles.«
    Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie Henri sich die Hand auf den Mund presste, um nicht laut zu lachen.
    Tatsächlich hatte ich noch nie von dieser sogenannten »fliegenden Schwadron« gehört. Da andererseits viele Damen an unserem Hof von Männern ausgehalten wurden, war der Spitzname durchaus passend. Wozu sollten wir ihn unserem Gast also ausreden? Er sollte sich bei uns doch wie zu Hause fühlen.
    »Du solltest zu ihnen hinübergehen«, schlug ich vor. »Sie sind immer begierig darauf, neue Jagdkameraden zu finden.«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Schon stand er auf und strich sich sein zerknittertes Wams glatt. Henri und ich brauchten nur einen Blick zu wechseln und hätten beinahe gelacht. Jeanne hatte ihren Sohn mit Geschichten über unsere Zügellosigkeit vielleicht nur unterhalten wollen, tatsächlich aber hatte sie vor allem seine Neugier geweckt, denn jetzt glotzte er unsere angemalten Huren an, als wären sie delikate Rehkeulen.
    Ich schnippte mit den Fingern. »Hercule, begleite deinen Cousin.«
    Hercule sprang sofort an seine Seite. Und kaum hatten die beiden das Podest verlassen, eilten die Prostituierten auf sie zu und führten sie hinaus.
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Henri ließ sich neben mir nieder. »Fliegende Schwadron? Köstlich. Eure Idee, oder?«
    »Wohl kaum.« Ich kniff ihn in die Wange. »Wer weiß, was für Abscheulichkeiten Jeanne ihm noch über mich erzählt hat? Aber er hat soeben seine Mutter verloren, und wenn er weiblichen Trost so dringend nötig hat, wer bin ich, ihm das zu verweigern?«
    »Für einen solchen Dienst sind diese Schlampen bestimmt nicht geeignet. Fragt sich nur, was Margot davon halten wird.«
    »Ich bezweifle, dass es ihr etwas ausmacht«, murmelte ich und griff nach meinem Kelch. »Hast du sie nicht den Saal verlassen sehen, als trüge sie eine Dornenkrone? Man hätte meinen können, ich hätte sie mit dem Leibhaftigen verheiratet.«
    »Sie schmachtet nach Guise.« Henri ließ seinen Blick über den Saal schweifen. »Und er verzehrt sich offenbar nach ihr. Wie ich gehört habe, ist er außer sich vor Empörung, dass wir es wagen, Margot mit einem Ketzer zu verheiraten, und will die Hochzeit anfechten.«
    Ich blitzte ihn an. »Das sollte er besser bleiben lassen. Ich habe ihm verboten, an unseren Hof zu kommen, es sei denn, wir rufen ihn. Wenn er weiter Unruhe stiftet, wird er für den Rest

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