Die florentinische Prinzessin
seines Lebens in seinem Schloss unter Arrest gestellt.«
»Wann hat sich ein Guise je von Drohungen abschrecken lassen? Die sind doch alle genauso schlimm wie Coligny.«
Ich sah, wie sich seine Miene verfinsterte, und das beunruhigte mich. Seine plötzliche Abneigung gegen Guise gefiel mir nicht, denn bis zu dem Streit wegen Margot waren sie enge Freunde gewesen. Und das war mir auch lieber gewesen. Guise war jemand, den ich nicht sich selbst überlassen sehen wollte. Schließlich war kein anderer als le Balafré sein Vater gewesen.
»Wie auch immer«, brummte ich, »ich werde nicht zulassen, dass Guise oder sonst wer uns diese Hochzeit verdirbt. Sieh nur, ist das nicht dein Freund Guast dort drüben bei den jungen Burschen? Warum schließt du dich ihm nicht an?«
»Ich habe Guast satt. Er ist schrecklich gierig. Immer bittet er mich um etwas! Jetzt will er einen Affen von mir haben, als ob ich sie in meinen Gemächern auf Bäumen züchten würde.«
»Schenk ihm doch deinen Bruder Hercule«, scherzte ich und brachte Henri damit zum Lachen. »Maman, Ihr seid zu boshaft!« Er gab mir einen Kuss und schlenderte zu seinem begehrlichen Freund hinüber.
Ich seufzte. Das Bein tat mir weh. Ich wollte mich nur noch ins Bett legen. Ich stand auf, ging durch die Menge und quälte mich dann die Treppe hinauf. Im letzten Moment beschloss ich, bei Margot nach dem Rechten zu sehen.
Das Mondlicht fiel durch das Kassettenfenster ins Gemach. Immer noch in ihre Robe gehüllt, saß meine Tochter davor, während der gespenstische Schein sich in den Perlen in ihrem Haar spiegelte. Bei ihrem Anblick schmolz mir das Herz. Sie wirkte so klein und allein. Ich hielt mir vor Augen, dass sie erst neunzehn Jahre alt war, in so vielerlei Hinsicht noch ein Mädchen …
»Du wirst morgen müde aussehen, wenn du nicht ein wenig schläfst«, mahnte ich freundlich.
»Wen kümmert denn schon mein Aussehen? Wenn ich wach bleiben will, dann tue ich das auch. Oder wollt Ihr mir auch das verweigern?«
Ich trat dicht an sie heran. »Mein Kind, du hast so vieles im Leben noch vor dir. Versuche, nicht vor der Zeit bitter zu werden. Dieser erste Liebeskummer … weißt du, er vergeht mit der Zeit. Er lässt nach, und wir vergessen ihn.«
»Woher wollt Ihr das wissen? Ihr habt nie einen Mann geliebt! «
»Das stimmt nicht!«, entfuhr es mir, und plötzlich fühlte ich mich unglaublich alt, unendlich müde. »Du glaubst, mich zu kennen, aber du weißt nichts von mir. Ich habe gelernt, dass wir akzeptieren müssen, was das Leben uns beschert, sonst sterben wir. So einfach ist das.«
»Dann möchte ich lieber sterben.«
»Das wirst du nicht.« Ich beugte mich über sie und presste ihr einen Kuss auf die trockene Wange. »Du wirst leben. Du kannst nicht anders. Du bist meine Tochter.«
Der Tag der Hochzeit nahte. Über Biragos Spione behielt ich unterdessen Navarra im Auge. Dass er die Ablenkungen, die Paris bot, begeistert annahm, freute mich. Falls er um seine Mutter trauerte, verstand er es meisterhaft, das zu verbergen. Mit seinen hugenottischen Freunden trank er in unseren Tavernen bis in die frühen Morgenstunden und trieb es mit jeder Hure, die ihm über den Weg lief. Überall tauchte er auf, nur nicht in Colignys Nähe, was mich über alle Maßen freute – bis Birago zu mir kam.
»Es geht um Seine Majestät«, begann er. »Einer meiner Spione hat ihn in einem Umhang mit Kapuze durch den Gesindeflügel aus dem Palast huschen sehen. Da er den Palast oft auf diese Weise verlässt, um draußen seinen Vergnügungen nachzugehen, hielt das zunächst niemand für erwähnenswert. Erst als er vor zwei Tagen wieder so aus dem Palast schlich, hat mein Mann es mir gemeldet.«
»Ist er ihm gefolgt?«, wollte ich wissen.
»Ja. Seine Majestät hat Navarra getroffen, und sie …« Er hustete umständlich in die Hand.
»Ich kann es mir gut vorstellen«, bemerkte ich trocken. »Hoffentlich war es wenigstens ein teures Bordell.«
»Nein, Madama.« Birago blickte mich bekümmert an. »Sie sind nicht in ein Bordell gegangen, sondern in Colignys Stadthaus in der Rue de Béthisy.«
Ich saß wie vom Donner gerührt da. Schließlich brachte ich hervor: »Wisst Ihr, was sie dort gemacht haben?«
»Leider nein. Meine Spione sind zwar gewissenhaft, aber es ist mir nicht gelungen, bis in Colignys Privatgemächer vorzudringen. Immerhin konnte ich einen seiner Köche bestechen, aber der hat natürlich nichts gehört.«
Plötzlich hatte ich das Gefühl, keine Luft
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