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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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habt Papa, zwei Söhne und viele Freunde verloren. Es ist Zeit, dass Ihr Eure Bürde abgebt. Jetzt bin ich der König. Habt Ihr das nicht immer gewollt? Einen Sohn, der das Land, für das Ihr so viel geopfert habt, regieren kann?«
    Ich nickte benommen, den Kelch, von dem ich nicht getrunken hatte, in der einen Hand, die andere in der seinen.
    »Ich weiß, wovor Ihr Euch fürchtet«, sagte er. »Ich weiß, dass das der Grund ist, warum Ihr Navarra habt entkommen lassen. Ihr wolltet, dass er in Sicherheit ist, falls wir scheitern sollten. Solange er mit Margot verheiratet ist, besteht weiter Hoffnung, dass er doch wieder konvertiert, sollte das Erbe an ihn fallen.«
    Ich wollte aufbegehren, doch er legte mir die Finger auf die Lippen. »Leugnet es nicht. Ich mache Euch keine Vorwürfe. Ihr liebt Frankreich, und meine älteren Brüder sind beide ohne Erben gestorben. Hercule ist für das Amt nicht geeignet, und Ihr glaubt jetzt, ich würde meinen Pflichten nicht nachkommen. Aber Ihr braucht Euch nicht zu sorgen. Ich habe nicht die Absicht, meine Vernunft von meiner Liebe zu Guast trüben zu lassen. Mehr noch, ich werde so bald wie möglich heiraten und meine Gemahlin schwängern, um jeden Zweifel an meiner Manneskraft von vornherein auszuräumen. Denn ich bin ein Mann, gleichgültig, was die Leute denken mögen. Ich habe die gleichen Werkzeuge wie jeder andere.«
    Wieder einmal hatte er mich durchschaut. Ich hatte versucht, die Wahrheit mit Intrigen und Lügen zu verschleiern, doch letztlich war ihm nichts verborgen geblieben. Das Einzige, was ich ihm hatte vorenthalten können, war Margots schreckliche Rache an uns.
    »Stellt Euch das nur vor!« Er lächelte. »Ihr werdet einen Enkelsohn von unserem Fleisch und Blut haben, nicht irgendeinen Mischling mit einem Häretiker als Vater. Ich habe auch schon meine Braut ausgesucht: Ich werde Louise de Lorraine-Vaudémont heiraten.«
    »Aber sie ist eine Guise!«, rief ich. »Du kannst doch nicht ihre Familie in unser Leben zurückbringen!«
    »Sie ist keine Guise. Sie stammt aus dem Haus Lothringen und ist die Nichte des Ehemanns meiner Schwester Claude. Sie lebt seit ihrem zwölften Jahr in Lothringen und kennt die Guises so gut wie gar nicht.« Er verstärkte den Druck seiner Hand und erstickte so erneut meinen Protest. »Und sie versteht mich. Wir haben in Savoyen viel Zeit miteinander verbracht, sie weiß über mich Bescheid. Sie hat mir gesagt, dass ich ihr eine große Ehre erweise, wenn ich sie zu meiner Königin mache, und dass sie alles tun wird, um ihren Wert zu beweisen. Aber sie braucht nichts anderes zu tun, außer mir einen Sohn zu gebären. Und man kann über die Sippe Guise-Lorraine sagen, was man will, an Kindern hat es dort noch nie gemangelt.«
    Er hatte also schon mit Louise gesprochen. Er hatte all das schon vor seiner Ankunft geplant. Mir drehte sich der Kopf. Ich fühlte mich, als wäre ich über den Rand eines Abgrunds getreten. Instinktiv wusste ich, dass ich nur sein Misstrauen wecken würde, wenn ich jetzt versuchte, ihm sein Vorhaben auszureden. Diese Eröffnung war seine erste Amtshandlung als König, und ich musste sie respektieren, so schwer mir das auch fallen mochte.
    Ich stellte den Kelch ab, dann umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen und schwelgte in seinem Moschusgeruch, gemischt mit dem teuren Ambra, das er für seine Haare verwendete.
    »Bist du dir bei diesem Mädchen wirklich sicher?«, fragte ich.
    Er nickte. »Werdet Ihr Euch darum kümmern, Maman? Werdet Ihr mir die Ehre erweisen, meine Hochzeit in die Wege zu leiten? Ich wüsste niemanden, der besser für diese Aufgabe geeignet ist als Ihr.«
    Ich blickte ihm in die Augen, die so dunkel und gefühlvoll waren wie meine eigenen in meiner Jugend, dass ich mir fast so vorkam, als schaute ich in einen Spiegel. »Ja«, versprach ich, »ich werde mich darum kümmern. Ruh dich jetzt aus. Geh zurück zu deinem Guast.«
    Er küsste mich, dann stand er auf. Als ich mich meinerseits hochstemmte und nach der Mappe griff, die meine Empfehlungen für seinen Kronrat enthielt, sagte er: »Lasst sie liegen. Ich sehe sie später durch.«
    Mit einem Lächeln verließ ich ihn, nur um mich sofort direkt zu Birago zu begeben. Er saß auf seinem Diwan, seine Kappe auf dem mit Leberflecken übersäten, kahlen Schädel, vor sich sein tragbares Pult und wie immer in Arbeit vertieft.
    Ich erzählte ihm alles. Als ich endete, schwieg er noch eine ganze Weile, ehe er schließlich murmelte: »Vielleicht

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