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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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schwöre ich dir, dass du ihm dort Gesellschaft leisten wirst.«
    »Nein!« Hercule rappelte sich von dem Fenstersitz auf und warf sich mir zu Füßen. Verzweifelt klammerte er sich an meine Beine und begann zu schluchzen wie ein all seiner Illusionen beraubtes Kind, das er im Grunde auch war.
    Stockend sagte Margot: »Ich habe es Euch schon erklärt: Ich weiß nichts.«
    Daraufhin erwiderte ich nichts mehr. Stattdessen beugte ich mich über meinen Sohn und half ihm auf. Mit dem Ärmel meines Umhangs wischte ich ihm das tränenverschmierte Gesicht ab. »Nicht weinen. Ich passe auf dich auf. Aber du musst mir sagen, was Guise dir versprochen hat.«
    Seine Augen weiteten sich. »Ihr versprecht mir, dass Henri mich nicht in die Bastille sperrt?«
    »Ja. Also, was hat Guise gesagt?«
    »Er … er hat gesagt, dass Henri verflucht ist und dass er nie einen Sohn bekommen wird. Er hat gesagt, dass ich sein einziger Erbe bin, weil …« Er stockte und senkte die Augen.
    Ich umfasste sein Kinn. »Weil was? Was hat er noch gesagt? «
    »Navarra. Navarra und seine Ketzer: Guise sagt, dass sie sterben müssen. Und dann kann ich der König sein.«
    Jäh durchzuckte mich Angst. Seit dem Massaker war mir klar gewesen, dass Guise eines Tages gefährlich werden würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass er wie sein Vater über uns herfallen und verheerenden Schaden anrichten würde, nur um uns in einen Krieg gegen Navarra zu stürzen. Denn dass das seine Absicht war, daran bestand kein Zweifel: Er hatte versucht, die Schuld an Guasts Ermordung Navarra in die Schuhe zu schieben, um Misstrauen und Zweifel zu säen.
    »Danke, mon fils .« Ich zwang mich, Hercule auf die wulstigen Lippen zu küssen. »Aber vergiss nicht: Guise ist nicht dein Freund. Er ist niemandes Freund. Du darfst ihn nie mehr sehen.«
    Hercule nickte stumm und starrte Margot zutiefst niedergeschlagen an. Sie ihrerseits beobachtete mich. »Was werdet Ihr tun?«, fragte sie, und zum ersten Mal meinte ich, in ihrer Stimme einen Hauch von Unsicherheit zu vernehmen.
    »Überlass Guise mir«, knurrte ich. Und das war mein voller Ernst.

    Sobald ich die Meute in Chambord aufgelöst hatte (wofür ich meine Privatschatulle leeren musste), kehrte ich mit Hercule und Margot nach Paris zurück. Mein Plan reifte gegen Ende der Reise auf dem Weg durch die Stadt, wo der Schnee die zahllosen Kirchtürme zugedeckt und die Straßen in Rutschbahnen aus gefrorenem Matsch verwandelt hatte.
    Henri empfing mich im Louvre. Sein Aussehen gefiel mir ganz und gar nicht. Er war immer noch sehr mager und trug von Kopf bis Fuß Schwarz. Sein Ziegenbärtchen hatte er abgenommen, und seine eingefallenen Wangen betonten einen beinahe angsterregenden intensiven Ausdruck in den Augen. Aber wenigstens war er auf den Beinen. Birago hatte mir berichtet, dass er das Schlimmste wohl hinter sich hatte und jetzt auch wieder Louise besuchte. Als ich sie auf ihrem Hocker in der Ecke sitzen sah, fragte ich mich allerdings, was bei diesen Besuchen wirklich geschah.
    Kaum hatte mein jüngster Sohn die königlichen Gemächer betreten, warf er sich vor Henris regloser Gestalt auf die Knie und beichtete ihm alles. Als er geendet hatte, winkte Henri ihn wortlos hinaus. Schließlich sprach er mich an. Es erleichterte mich ungemein,wieder den alten Trotz aus seinem Ton herauszuhören. »So, so, mein verblödeter Bruder ist in die Irre geleitet worden, und Guasts wahrer Mörder ist Guise, der glaubt, ich wäre unfähig, zu herrschen und einen Erben zu zeugen.«
    »Es steckt noch mehr dahinter.« Ich sah ihm fest in die Augen. »Guise will, dass du in allen Belangen scheiterst. Er hat einen Dolch mit Navarras Emblem benutzt, um uns zu täuschen und dich gegen Navarra aufzubringen, damit wir uns in einen Krieg stürzen.« Ich hielt inne. Was ich als Nächstes zu sagen hatte, musste wohlüberlegt sein. »Ich glaube, wir sollten ein Abkommen mit Navarra schließen. Er ist auf Schutz gegen Spanien angewiesen. Und wir können ihm diesen Schutz geben. Er wird mit uns zusammenarbeiten.«
    An Henris Schläfe begann eine Ader zu pulsieren. Abrupt stand er auf und scheuchte Louise mit einer Handbewegung hinaus. Sie hastete sogleich aus dem Saal. Er stolzierte zu seinem Pult. »Einen Vertrag mit Navarra!« Er stieß ein bellendes Lachen aus, dann wandte er sich wieder mir zu. »Ich weiß, dass Guise mich hasst. Vielleicht sollte ich mir einfach Guises arroganten Kopf schnappen, statt auf eine Einigung mit Navarra

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