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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Ich neigte den Kopf und ging voran.
    Während ich durch das Kirchenschiff schritt, hörte ich, wie die Höflinge zu tuscheln begannen.

    Die vierzigtägige Trauerzeit zog sich hin. Von jedem Zeitvertreib ausgeschlossen, da der König sich in Klausur begeben hatte, kehrten meine Ängste zurück, sodass ich bei Nacht kaum Ruhe fand, von Schreckensvisionen meines Exils heimgesucht. Wegen der Trauer um seinen Bruder blieb Henri meinem Bette fern; steif und starr wie die Ölgötzen saßen wir nebeneinander bei dem ersten offiziellen Anlass, der unser Erscheinen verlangte, als König James V. aus Schottland auf Brautschau anreiste, um die Allianz zwischen beiden Ländern mittels Heirat zu festigen.
    Keiner hätte gedacht, dass es von all den Damen, die ihm vorgeführt wurden, ausgerechnet die scheue Madeleine war, die James’ Herz eroberte. Es war natürlich eine ideale Verbindung, und ich fragte mich, ob François sie trotz seiner Trauer nicht schon geplant hatte, wohl wissend, wie erzürnt der streitsüchtige Henry VIII. von England darüber sein würde, dass sein schottischer Nachbar eine neue französische Königin im Bett hatte.
    Wenige Wochen nach James’ Ankunft standen wir in Madeleines Gemächern und nahmen die letzten Veränderungen an ihrem Brautgewand vor. Ich zupfte den Schleier um ihr Diadem zurecht und drehte sie zum Spiegel hin. Sie schaute ein wenig enttäuscht.»Cathérine, ich sehe so blass aus. Ob ich nicht lieber etwas von dem Rouge auftrage, das Ihr mir geschenkt habt?«
    »Heute nicht«, sagte ich. »Bräute sollen blass aussehen.«
    Sie umklammerte meine Hände. »Ist es nicht seltsam, wie das Leben sich plötzlich verändern kann? Gestern noch haben wir zusammen die Schulbank gedrückt. Jetzt seid Ihr Kronprinzessin, und ich werde Königin von Schottland.« Wieder musterte sie ihr Spiegelbild. »Ich hoffe, ich werde ihm eine gute Ehefrau. Meine Ärzte finden, dass es mir besser geht.« Sie rieb sich den Arm. Ich hatte die blauen Flecken darauf gesehen, Resultat wochenlanger Aderlässe, die ihr die Ärzte aufgezwungen hatten. »Doch es heißt, die schottischen Winter greifen die Lungen an«, fügte sie hinzu, »und meine sind immer schwach gewesen.«
    »James hat genug Schlösser, um Euch warmzuhalten.« Ich löste meine Finger aus ihren. »Nun macht Euch mal keine Sorgen. Schließlich ist es Euer Hochzeitstag.«
    Die Frauen schrien auf, als François den Raum betrat, von Kopf bis Fuß in Goldbrokat schimmernd. »Aber Papa«, schalt ihn Marguerite, »es bringt Unglück, wenn man die Braut sieht, bevor sie in die Kirche kommt.«
    »Pah! Unglück dem Ehemann, vielleicht, aber niemals dem Vater.« Er trat zu Madeleine. »Dein Bräutigam wartet. Bist du bereit, ma chère ? «
    Während sie ihn unterhakte, warf er mir einen besorgten Blick zu. Der Tod seines Ältesten hatte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, und ich wusste, dass er Angst um Madeleine hatte. Schottland war berüchtigt für sein raues Klima und die rauen Sitten seines Adels; wie würde es unserer zarten Madeleine so fern von den Bequemlichkeiten Frankreichs ergehen?
    »Ihre Hoheit«, sagte ich, »hat uns gerade erzählt, wie glücklich sie ist. Es ist gewiss ein großer Freudentag für Frankreich, Eure Majestät.«
    »Wohl wahr«, murmelte er, »so freudig wie deine eigene Ankunft, ma petite. « Er wandte sich mit einem strahlenden Lächeln an Madeleine. »Auf nach Notre-Dame!«

    Nach wochenlangen Feierlichkeiten begleiteten wir die Frischvermählten nach Calais zu ihrer Abreise gen Schottland. Dann kehrten wir nach Fontainebleau zurück, wo François ohne Vorwarnung zusammenbrach.
    Seine Erkrankung stieß allseits auf Bestürzung. Die Höflinge tuschelten, der König sei ausgelaugt von den Feierlichkeiten, und sein altes Geschwür am Geschlechtsteil sei wieder aufgebrochen und erschwere ihm das Wasserlassen. Über Wochen hielt er sich in völliger Abgeschiedenheit hinter verschlossenen Türen auf und unterwarf sich einem Trommelfeuer von Allheilkuren, die ihn desorientiert und geschwächt zurückließen.
    Ich hielt Wache mit der Petite Bande. Wir wurden nicht zu ihm vorgelassen, und Madame d’Etampes lief ruhelos durch die Korridore, ohne dem Mann helfen zu können, von dem ihr gesamtes Leben abhing. Als gemeldet wurde, Seiner Majestät ginge es besser, hüllte sie sich in Seide und Juwelen und wartete auf seinen Ruf.
    Zu ihrer und meiner Überraschung war ich es, die François rufen ließ.
    In den Kissen ruhend, öffnete er

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