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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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krampfte die Muskeln zusammen und hoffte mit aller Kraft, sein Samen möge in mir anwachsen. Als ich mich zu ihm umwandte, am ganzen Leibe pulsierend, stand er vom Bett auf. Ich hörte ihn seine Kleider auflesen und Hose und Wams mit solcher Hast anziehen, dass ich mich schämte.
    »Bleib bei mir heute Nacht«, flüsterte ich.
    »Das kann ich nicht«, entgegnete er sanft.
    Ich fuhr auf. »Warum? War ich Euch nicht angenehm?«
    Er wandte die Augen ab. »Doch … das wart Ihr. Seid Ihr. Aber ich werde woanders erwartet.«
    Ich konnte meinen Zorn nicht zurückhalten. »Es ist diese Frau, nicht wahr? Ihr verlasst mich für sie. Bedeutet sie Euch so viel, dass Ihr mich vor dem ganzen Hof demütigen würdet? «
    »Sie bedeutet mir alles.« Er begegnete meinem Blick mit ernster, fast trauriger Miene. »Ich will Euch nicht wehtun. Aber Ihr müsst hinnehmen, was ich geben kann und was nicht. Sobald Ihr ein Kind habt, wird es Euch nicht mehr so schwerfallen. Ihr werdet stattdessen unseren Sohn lieben.«
    Ich ließ die Hände auf den Bauch sinken und spürte den Schmerz seiner Worte, als ob er mich geschlagen hätte. Ich wollte brüllen, dass es mir immer schwerfallen würde. Ich war diejenige, die seine Liebe verdiente, nicht diese Statue, die ihn in ihrem Bann hielt. Doch ich schwieg, denn ich begriff jetzt, was ich nicht hatte wahrhaben wollen, als ich mir einbildete, ich könnte einen Sinneswandel bei ihm bewirken.
    Wenn es nicht sie gewesen wäre, dann eben eine andere. Aber nicht ich. Niemals ich.
    Ich wandte mich ab. »Dann geht doch. Geht zu ihr.«
    Wortlos verließ er mich und schloss leise die Tür.

    Drei Monate später wachte ich mit Krämpfen auf. Ich kroch aus dem Bett und wankte zu meinem Abtritt, voller Verzweiflung, dass meine Monatsblutung zurück war. In letzter Zeit hatte ich solchen Heißhunger, dass ich im Stillen zu hoffen begonnen hatte, ich könnte schwanger sein, nachdem meine letzten Menses nur schwach und sporadisch gewesen waren, lange nicht so heftig wie sonst. Doch als Lucrezia angestürzt kam, um mir beizustehen, durchfuhr mich ein noch bösartigerer Krampf, und ein Blutsturz besudelte mein Nachtgewand. Ich starrte entsetzt auf die grausige Pfütze zu meinen Füßen. Dann gaben meine Beine nach, und mit einem erstickten Ächzen brach ich in die Knie.
    Lucrezia vertauschte mein blutiges Nachthemd mit dem Schlafrock und führte mich zu meinem Sessel. Ich stöhnte, hielt mir den Bauch und schwankte. »Nein, lieber Gott, nein …«
    Erschüttert sah ich zu, wie Lucrezia das Blut aufwischte und die fleckigen Tücher in den Kamin hängte. Dann wisperte ich: »Keiner darf davon erfahren. Es wäre mein Ende.«
    Sie nickte. »Ich werde alles verbrennen, auch das Nachthemd. Ruht Euch jetzt aus.«
    »Wie kann ich jetzt ruhen?« Ich zitterte am ganzen Leibe. »Ich werde nie wieder Ruhe finden. Ich habe sein Kind verloren. Was soll ich jetzt machen? Wie kann ich das überleben? «
    »Ihr werdet darüber hinwegkommen.« Sie blickte mich unverwandt an. »Ihr seid jung. Viele Frauen verlieren ihr Erstes. Er wird wieder zu Euch kommen. Er braucht den Sohn ebenso wie Ihr.«
    Meine Augen füllten sich mit Tränen, während sie die Glut schürte und neues Holz auflegte, um ein Feuer anzufachen, das den Beweis meiner Unfähigkeit zu Asche werden ließ.

    Zwei Tage später starb der dauphin.

9
    Am Hof legten wir weiße Kleider an.
    An der Seite der Prinzessinnen in der königlichen Krypta der Kathedrale von Saint-Denis sah ich zu, wie der schmale Sarg des dauphin in die Gruft hinabgelassen wurde. Obgleich der Älteste des Königs nie bei guter Gesundheit gewesen war, hatte niemand gedacht, dass er nicht einmal das zwanzigste Lebensjahr erreichen würde, und François war am Boden zerstört von dem Verlust. Bleich und eingefallen kniete er nieder, um die gravierte Marmorplatte zu küssen, die das Grab seines Sohnes bedeckte, bevor er langsam durch den Mittelgang des Kirchenschiffs schritt, gefolgt von Henri. An dem kurzen Seitenblick, den mein Gemahl mir im Vorübergehen zuwarf, war zu erkennen, wie überwältigt er von seinem Aufstieg zum Thronerben war, und mich schauderte bei dem Gedanken, dass der ganze Hof mich nun mehr denn je auf erste Anzeichen eines Sohnes belauern würde, den ich empfangen musste.
    Die Prinzessinnen erhoben sich. Ich wollte Madeleine den Vortritt lassen, doch sie murmelte: »Nein, Ihr müsst vorgehen. Ihr seid jetzt die Gemahlin des Kronprinzen.«
    Ich sah Marguerite an; sie nickte traurig.

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