Die florentinische Prinzessin
fieberglänzende Augen. » Ma petite, du hast das Parfüm gewechselt.«
»Ich habe es selbst hergestellt.« Ich hielt ihm mein Handgelenk hin. »Essenz von Jasmin, Ambra und Rose.«
Er lächelte matt. »Es ist sehr französisch. Wenn du dir etwas vornimmst, gibst du niemals auf. Ich bewundere deine Hartnäckigkeit. Vielleicht wird es dir auch bald gelingen, mir einen Enkel zu schenken, hm?«
»Ja«, wisperte ich. Ich ließ mir meine Angst nicht anmerken, obwohl ich wusste, dass er mit diesen Worten eine Warnung ausgesprochen hatte. Eines Tages würde er sterben, und ich würde allein an dem feindseligen Hof zurückbleiben. Ich musste die Valois-Nachfolge durch einen Stammhalter sichern und mich als würdig erweisen, Königin zu sein.
Ich hielt seine Hand, während er einschlief. Ich hätte tief betrübt darüber sein müssen, dass dieses glorreiche Wrack eines Mannes, der mich so großmütig unter seine Fittiche genommen hatte, sich dem Ende seines Lebens näherte.
Doch alles, woran ich denken konnte, war die unüberwindliche Aufgabe, die meiner harrte.
Als es Sommer wurde, hatte François sich erholt, und es kam zum Krieg um das Herzogtum Mailand mit dem Habsburger Kaiser Karl V. Diesmal führten der zum Marschall ernannte Konnetabel, sein Neffe Coligny und mein Gemahl unsere Truppen an, während der Hof sich in Saint-Germain aufhielt, in der Nähe von Paris, das Sicherheit bot.
Sobald ich die Zeit fand, stahl ich mich hinaus, um Cosimo zu besuchen. Er war überglücklich, mich zu sehen, und führte mich in seine Mansarde, die er mit Regalen voller Phiolen, Tiegeln und Büchern angefüllt hatte, ganz ähnlich wie die Studierstube seines Vaters in Florenz; von den Dachbalken hingen Vogelkäfige herab.
»Madama«, sagte er und verbeugte sich mit übertriebener Unterwürfigkeit, »Ihr ehrt mich mit Eurem Besuch.«
Ich musterte ihn. »Cosimo, du siehst aus, als hättest du seit Wochen nichts gegessen oder die Sonne gesehen. Ich hoffe, du igelst dich hier nicht ein. Du kannst nicht bloß von Magie leben.«
Während er Entschuldigungen murmelte und sein hageres Gesicht förmlich glühte vor Eifer, mir zu gefallen, fragte ich mich, ob es richtig gewesen sei, ihn aufzusuchen. Schließlich war er nur ein Diener, dessen Unterhalt ich finanzierte. Wie konnte er die Qualen begreifen, die ich durchmachte? Seit jenem schrecklichen Morgen, als ich die Fehlgeburt hatte, lebte ich in ständiger Furcht, aus Frankreich verbannt zu werden, weil ich meinem Gemahl keinen Erben schenken konnte.
Cosimo sah mich an, als läse er meine Gedanken. »Madama, Ihr seid besorgt«, sagte er. »Ihr seid zu mir gekommen, weil Ihr Angst habt. Ihr könnt Euch mir ruhig anvertrauen. Ich würde eher sterben, als Euch zu verraten.«
Ich erschrak unter seinem durchdringenden Blick und dachte zurück an all das Blut, an das Nachthemd und die Lappen, die im Kamin zu Asche wurden. Es drückte mir das Herz ab.
»Ich … ich darf nicht versagen«, flüsterte ich. »Ich muss ein Kind bekommen.«
Er nickte ernst. »Wir werden zusammen die Vorzeichen deuten. « Ehe ich mich’s versah, holte er eine Turteltaube aus einem der aufgehängten Käfige und drehte ihr den Hals um. Er legte den zuckenden weißen Vogelkörper auf den Tisch und schnitt ihm die Eingeweide heraus. Ich schauderte beim Anblick der Gedärme und des dunklen Blutes, das seine Hände befleckte, als er die Organe begutachtete. Nach einer gründlichen Untersuchung blickte er lächelnd zu mir auf: »Ich sehe keinerlei Hindernis für Euch, Kinder auszutragen.«
Die Knie wurden mir weich vor Erleichterung. Seufzend lehnte ich mich gegen den Tisch. Dann hörte ich ihn noch sagen: »Der Verlust eines Ersten heißt nicht, dass es keine anderen geben kann.«
Ich sah ihn verdutzt an. »Du … weißt es? Du hast es gesehen? «
Er zuckte die Schultern. »Es ist meine Gabe. Ich sehe, was andere nicht sehen können. Und ich muss Euch auch zur Geduld raten, Madama, denn Eure Zeit ist noch nicht gekommen. «
Ich lachte bitter auf. »Wie viel geduldiger muss ich denn noch werden? Ich bin jetzt sieben Jahre in Frankreich und habe noch immer nichts vorzuweisen. Es ist diese Frau da, die ist schuld; sie weiß, wie ich leide, und ergötzt sich noch daran. Wenn es mit rechten Dingen zuginge, müsste sie sterben.« Ich zog die Phiole unter meinem Kragen hervor. »Hier habe ich das Mittel dazu, das dein Vater mir einst gab. Ich brauche nur noch eine Gelegenheit.«
Er hob die Brauen. »Das dürft Ihr
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