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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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er herausplatzte: »Mein Vater hat nach mir geschickt. Er fordert, dass wir ein Kind zeugen. Es sei von äußerster Dringlichkeit, sagt er, angesichts der schwächlichen Konstitution meines Bruders, des dauphin. «
    Ich verriet meine Überraschung nicht. Obgleich er hier war, wie ich gehofft hatte, war mir nicht bewusst, wie es um den dauphin stand, der schwache Lungen hatte so wie Madeleine. Er war so unsichtbar am Hofe – beschränkte sich auf seinen eigenen Haushalt und Zeitvertreib –, dass ich seine Existenz manchmal ganz vergaß.
    Henri ging ruhelos auf und ab, den Becher in der Hand. »Die Leibärzte meines Vaters geben ihm nicht mehr lange, also müssen wir beide die Thronfolge sichern.« Er nahm einen langen Schluck und wandte sich dem Krug zu, um den Becher erneut zu füllen. Ich sah, dass seine Hand zitterte.
    Ich saß still und verbarg meinen Schock. Wenn der dauphin starb, würde Henri den König beerben. Eines Tages würden wir König und Königin sein. Mir schwindelte bei dem Gedanken. So weit hatte ich noch nie vorausgeschaut. Stets und ständig mit der Verteidigung meiner Position bei Hof beschäftigt, hatte ich mir nie überlegt, weshalb François mich eigentlich so standhaft beschützte. Sah er mich schon als Frankreichs zukünftige Königin?
    Gerade eben war ich aus meinem Inseldasein in die große Welt der Unklarheit hinausgetreten.
    Ich hörte Henri sprechen und schreckte aus meiner Geistesabwesenheit auf. Er stand dicht vor mir. »Diesmal werde ich sanfter sein, versprochen.« Ich hob den Blick zu ihm; er lächelte zögernd, und ich merkte, dass er sich schämte. Das letzte Mal hatte er mich absichtlich brutal behandelt, zur Strafe.
    Ich stand auf und ging in mein Schlafgemach. Selbst wenn es wehtat, sagte ich mir, würde es ja nicht lange dauern. Und diesmal würde ich ein Kind empfangen und mich des königlichen Vertrauens würdig erweisen. Doch als ich die Bettdecke zurückschlug, empfand ich Furcht und wusste, es hatte nichts mit dem zu tun, was er mir antun würde. Was, wenn es nicht seine Schuld war? Was, wenn alles, was am Hofe getuschelt wurde, stimmte – was, wenn ich tatsächlich unfruchtbar war?
    Lucrezia war vorhin durch die Seitentür hereingeschlüpft und hatte den Raum vorbereitet. Eine Kerze brannte am Bett, die Vorhänge waren aufgezogen, Schatten flackerten über die Decke. Als ich das Rascheln von abgelegter Kleidung hinter mir hörte, nestelte ich mit bebenden Händen an meinem Gürtel.
    »Cathérine.« Sein Mund war an meinem Ohr. Er fasste mich bei den Schultern und drehte mich um. Mächtig stand er vor mir, die breite Brust mit schwarzen Haaren bedeckt, Arme und Beine muskelbepackt. Er trug nur seine Unterhose. Ich konnte seine Erregung unter dem dünnen Leinen sehen.
    Ohne Vorwarnung wallte Hitze in mir auf. Ich versuchte, sie zu unterdrücken. Ich wollte nicht einen Mann begehren, der mich nur als Gefäß für seinen Samen ansah. Ich versuchte, die Wut wieder anzufachen, die ich empfunden hatte, als ich ihn mit seiner Hure sah, die Verachtung für ihn als Schutzwall zu nutzen. Doch nichts von alledem zählte noch, als er mich auf das Bett legte und mir das Nachthemd hochzog, nach und nach meine Nacktheit offenbarend. »Du bist schön«, murmelte er, als ob er es nicht erwartet hätte, und blickte mir in die Augen. Zum ersten Mal in unserer Ehe hatte ich das Gefühl, dass er mich sah, wie ich war, und nicht als die Frau, die er nie gewollt hatte. Hastig zog er die Kordel seiner Unterhose auf, ungeduldig, sich zu befreien.
    Er schien unmöglich riesenhaft. Und doch drang er mit solcher Vorsicht in mich ein, dass meine Augen sich mit Tränen füllten und ich dankbar war für das flackernde Licht, das mein Gesicht halb verbarg.
    Diesmal schrie ich fast auf vor schmerzvoller Lust, als er mich ganz und gar ausfüllte und mein ganzes Dasein zum Gefühl seiner Bewegung in mir wurde, der immer schnelleren Bewegung, während sein Atem immer heftiger ging und ich ihm die Hüften entgegenbog, um seine Stöße aufzufangen, und meine Hände seine Brust streichelten, sich in dem groben Haar verfingen.
    Ein Schauer durchlief ihn. Ich wisperte seinen Namen. Er hielt inne, verharrte angespannt, als sträubte er sich gegen etwas, dann stöhnte er auf und stieß noch tiefer, und ein Beben durchfuhr mich in tausend tanzenden Kreisen, bis auch ich aufschrie und ihm die Finger ins Fleisch grub, die Beine fest um seinen Rücken geklammert.
    Er ließ sich keuchend an meine Seite fallen. Ich

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