Die florentinische Prinzessin
Paris gefeiert wurde. Die Roben der Adeligen funkelten im Schein der Kerzen, und die Brise, die durch das offene Portal von Notre-Dame wehte, ließ die festlich drapierten Seidenbanner flattern. Auch wenn die Staatskasse leer war, wollten wir für dieses wichtige Ereignis doch keine Ausgabe scheuen.
Ich war voller Sorgen, als François und seine Braut vor dem Altar knieten. Eigentlich war ich ja gegen diese Ehe gewesen; mein Sohn war vierzehn, ein Alter, in dem die meisten Prinzen fleischliche Gelüste entwickelten, aber er war immer noch von chronischen Ohrentzündungen geplagt, die kein Mittel zu lindern vermochte, und er wirkte kindlich und fragil in seinen juwelenbesetzten Gewändern. Zwar schien er sehr verliebt in Mary, behandelte sie jedoch mehr wie eine angebetete Schwester. Henri fand, ein wenig Bettgymnastik könne unserem Sohn nur guttun, doch ich fürchtete, es fehlte ihm an der nötigen Reife, und ich gab Diane die Schuld daran, seine Entwicklung durch ihre unentwegte Bemutterung verzögert zu haben. Sie hatte ihn allzu sehr verhätschelt, zu seinem Schaden, um ihn unter Kontrolle zu halten.
Nichtsdestotrotz vereinte diese Hochzeit Schottland und Frankreich; und die Wappen der Valois’und der Stuarts prangten gemeinsam auf den Sänften, die uns zum Louvre zurückbrachten, wo wir an Tischen mit Decken dinierten, die mit den heraldischen Disteln und Lilien geschmückt waren.
Mary und mein Gemahl eröffneten den Tanz, während ich auf dem Podest saß und mich daran erinnerte, wie ich als junge Braut zum ersten Mal neben meinem Schwiegervater zur Schau gestellt wurde.
Henri trug pflaumenfarbenen, perlenbesetzten Samt. In seinem neununddreißigsten Lebensjahr war er seinem Vater ähnlicher geworden, obwohl er sich zurückhaltender gab, stets seiner Königswürde bewusst. François hatte zu laut gelacht und zu viel getrunken. Henri rührte kaum noch Wein an, und wenn er lächelte, dann unter seinem Bart nahezu unmerklich.
Und die Braut – wie sehr unterschied sie sich von dem naiven Ding, das ich gewesen war! Mit dem aschblonden Haar, das ihr bis über die Taille fiel, und meinen sieben grauen Perlen um ihren schlanken Hals sonnte sie sich in ihrer eigenen Schönheit und warf Henri schamlos kokette Seitenblicke zu. Ich beneidete sie um ihre sorglose Jugend und Lebensgier und wandte meinen Blick unseren Gästen zu.
Am Tisch der Guise-Lorraine saß stolz die alte Herzogin, flankiert von ihrer Lieblingsschwiegertochter, der Frau des Balafré, inmitten der Vettern aus Lothringen, und beäugte wohlgefällig ihre königliche Enkelin; am Tisch der Kinder gesellte sich ihr Nachwuchs zu dem meinen.
Darunter stach vor allem le Balafrés Sohn Henri hervor, ein engelsgleicher Junge mit weißblondem Haar und fein gemeißelten Zügen. Er saß neben meinem sieben Jahre alten Henri, der ungeduldig den juwelenbesetzten Anhänger, den ich ihm geschenkt hatte, an seiner Kette zwirbelte, denn er war ein guter Tänzer und wollte seine Anmut zeigen. Der Bräutigam, François, wandte keinen Blick von Mary, während mein zweiter Sohn, der fast achtjährige Charles, auf ihn einschwatzte. Daneben saß meine älteste Tochter, Elisabeth, still und gleichmütig in schimmerndem Karneolbraun, und beaufsichtigte die jüngeren Geschwister. Die zehnjährige Claude spielte mit der fünfjährigen Margot, und der vierjährige Hercule spielte mit dem Essen.
Wie François würden auch sie eines Tages heiraten und mich verlassen. Ich musste für sie da sein, solange ich konnte, ihre Zukunft planen und dafür sorgen, dass sie glücklich wurden.
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und griff nach meinem Weinglas, als ich das strenge Antlitz der Königin Jeanne von Navarra an dem Tisch rechts neben dem Podest gewahrte. Ihre Augen blickten kalt, mit der gleichen Intoleranz, die sie vor Jahren schon gezeigt hatte, als sie nach Amboise kam und meinen katholischen Glauben schmähte. Ihre Mutter, François’ Schwester Marguerite, war vor einigen Jahren gestorben, kurz nachdem Jeanne den Prinzen Antoine de Bourbon geheiratet hatte. Als uraltes Adelsgeschlecht aus dem dreizehnten Jahrhundert waren die katholischen Bourbonen die Nächsten in der Thronfolge nach meinen eigenen Söhnen. Jeanne und Antoine waren ein glanzvolles, aber wohl kein glückliches Paar. Antoine, ein hübscher Lümmel in halb aufgeschnürtem Wams, trank unmäßig, und das dunkelblonde Haar stand ihm wirr um das gerötete Gesicht, während er einer bemalten Hofdame
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