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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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schnell. »Er ist bekannt für seine Tugendhaftigkeit. «
    »Immerhin ist er König. Und viel älter, schon Witwer. Und einen Sohn hat er auch von seiner ersten Frau.« Ich sah sie verblüfft an, als sie hinzufügte: »Ich frage nur, weil ich mich unter diesen Umständen würdevoll verhalten möchte, so wie Ihr.«
    Ein Abgrund tat sich in mir auf. Ich ergriff ihre Hand. »Er wird dich lieben. Wie könnte es anders sein? Du bist jung, du bist schön; du bist alles, was ein König sich nur wünschen kann.« Ich wusste nicht, ob ich nur den Traum heraufbeschwor, der mir nie vergönnt war, doch sie lächelte und schlug das Heft zu, als hätte sie Trost in meinen Worten gefunden. »Werde ich hier heiraten oder in Spanien?«
    »Hier.« Es war, als spräche jemand anderer durch mich. »Wir werden alles in die Wege leiten.«
    »Sehr gut. Ich möchte meine Schwestern und Mary als Brautjungfern.« Sie beugte sich vertraulich zu mir vor. »Ich weiß ja, Philipp wird mich nicht abholen kommen, aber seinen Stellvertreter will ich als die Königin begrüßen, die ich sein werde.«
    »Das wirst du.« Meine Stimme brach. »Ich verspreche es dir.«
    Sie streckte die Arme aus und fiel mir um den Hals, ein Kind meines Medici-Blutes.
    »Ich danke Euch, Maman«, wisperte sie.

16
    Elisabeths Hochzeit war für den Juni anberaumt worden, um zur gleichen Zeit stattzufinden wie die von Marguerite mit Filbert von Savoyen, der im Gegensatz zu Philipp II. nach Paris kommen würde. Philipp hatte uns wissen lassen, dass er seinen obersten General, den Ehrfurcht gebietenden Herzog von Alba, als Stellvertreter schicken würde.
    Die Aussteuer meiner Tochter vorzubereiten hätte ein Grund zur Freude sein sollen, doch während ich die Aufsicht führte über die Näherinnen, Stickerinnen, Schuhmacher und das Einpacken der Gewänder, Umhänge und Muffs – denn die Winter in Kastilien galten als grausam – überwachte, hatte ich das Gefühl, mit jedem Stück, das in die Truhen wanderte, einen weiteren Pflasterstein in die Straße zu setzen, die mir bald schon mein Kind rauben würde.
    Philipp hatte seinen Wunsch kundgetan, dass Elisabeth die Reise möglichst bald antreten sollte. Mit zweiunddreißig Jahren hatte Philipp es eilig, noch einen Erben zu zeugen. Der Gedanke an mein Kind in seinem gestrengen Reich brachte mich nachts um den Schlaf. Mein Abschiedsschmerz wurde noch verstärkt durch den bevorstehenden Verlust meiner Schwägerin, die nach meinen Frauen meine engste Vertraute am Hofgewesen war. Marguerite jedoch fügte sich ohne Murren in ihr Los. Mit sechsunddreißig Jahren war die Ungebärdigkeit ihrer Jugend verflogen, und sie ersehnte sich Beständigkeit nach einem Leben in royaler Jungfernschaft.
    »Trotz kann das Herz nicht ewig nähren«, sagte sie zu mir. »Ich muss zugeben, ich freue mich auf mein Leben in Savoyen, wo ich endlich als Frau zu meinem Recht kommen werde.«
    Ich wünschte ihr alles Gute, denn in ihrem Alter war es unwahrscheinlich, dass sie noch schwanger werden würde. Als Filbert eintraf, zeigte er sich zufrieden mit seiner Braut. Sie gaben ein skurriles Paar ab, und ich musste lächeln bei dem Gedanken, wie sardonisch François auf den Anblick seiner knochigen Tochter neben ihrem beleibten Verlobten reagiert hätte.
    Dann, ohne Vorwarnung, war es auf einmal Juni, und die spanische Abordnung hielt ihren Einzug.
    Hager und hochgewachsen, das tote Lamm vom Orden des Goldenen Vlieses über der Schulter, traf der Herzog von Alba im Thronsaal des Louvre mit Elisabeth zusammen. Ich bemerkte sofort die Überraschung in seiner grämlichen Miene. Meine Tochter trug Blassrosa, mit Edelsteinen eingefasst; sie rezitierte ihre Willkommensrede in fehlerfreiem Spanisch, und als sie geendet hatte, bedachte Alba sie mit einem steifen Lächeln, das die spanische Entourage »Hermosa! Schön!« rufen und in Applaus ausbrechen ließ.
    Es folgten die Festlichkeiten. Obwohl wir bankrott waren und die Kleider am Leibe nur mit Schulden bezahlen konnten, stellten wir sicher, dass niemand nach Spanien zurückkehren und sich über den Empfang beklagen würde. Am Abend vor der Hochzeit begleitete ich Elisabeth in ihr Schlafgemach und bürstete ihr das Haar. Wir sagten nichts. Es gab keine Worte mehr, die Wehmut zwischen uns zu überbrücken.
    Sie ergriff schweigend meine Hand.
    Zwei Tage später sah ich sie neben Alba in Notre-Dame knien und Philipp II. heiraten. Als Alba ihr den Ring an den Finger steckte, schloss ich die Augen. Sie war noch in

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