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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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seinen Handrücken. »Erwägt Ihr, den hugenottischen Glauben zu legalisieren?« Er nahm einen Schluck und blickte mich an. »Wenn ja, werdet Ihr auf den erbitterten Widerstand vieler katholischer Adeliger stoßen, ganz zu schweigen von Spanien und Rom. Niemand will eine Koexistenz unserer beiden Religionen sanktionieren.«
    Ich war im Begriff, der Frage auszuweichen, weil ich nicht so weit vorausgedacht hatte, beschloss dann aber, dieses Unterfangen in voller Ehrlichkeit zu beginnen. »Ich kann nicht sagen,wann oder ob überhaupt ich in der Lage sein werde, Euren Glauben zu legalisieren. Wie Ihr schon sagtet, da gibt es viele Hindernisse, und ich kann mir weder Rom noch Spanien zum Feind machen. Aber der Frieden in diesem Königreich ist mir das Wichtigste. Wir haben sonst zu viel zu verlieren.«
    Wieder nippte er am Wein, ohne die Augen von mir abzuwenden. Er schwieg, und ich dachte schon, ich hätte zu viel offenbart. Schließlich war er noch immer ein Fremder.
    »Wie kann ich Euch helfen?«, fragte er endlich.
    Ich erlaubte mir ein Lächeln. »Ihr steht doch in Kontakt mit den hugenottischen Pastoren und anderen Anführern? Berichtet ihnen von meinem Edikt. Lasst sie in ihren Gemeinden Zurückhaltung predigen, damit es keine Zwischenfälle gibt, während ich mit dem Parlament an den Satzungen arbeite.« Meine Stimme gewann an Kraft, als ich mir ein Land vorstellte, das endlich von der Herrschaft der Guises befreit war. »Ich verübele es den Hugenotten nicht, dass sie Rache wollen, aber es muss Toleranz herrschen, wenn wir überleben wollen.«
    »Und die Guises? Unsere Anführer wollen sie nicht in der Regierung dulden. Sie sehen die Guises als kaltblütige Mörder, die für ihre Untaten büßen müssen.«
    »Ganz meine Meinung. Aber noch kann ich sie nicht mit Gewalt vertreiben. Doch ich glaube an dieses Vorhaben, wie ich noch nie an etwas geglaubt habe, und ich weiß, es wird keinen Frieden in Frankreich geben, solange die Guises an der Macht sind.«
    Er lehnte sich zurück, fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschorene Haar. »Ich kann wohl für die meisten unserer Anführer sprechen, wenn ich sage, dass der Frieden auch unser Bestreben ist. Aber nicht jeder wird sich der Vernunft beugen.«
    »Ach? Könnt Ihr das näher erklären?« Ich wusste, es würde mir nicht gefallen, aber ich musste es hören. Ich musste alle Hindernisse erkennen und überwinden, egal, woher sie kamen.
    »Kurz gesagt, die Hinrichtungen in Amboise haben meine Glaubensbrüder in zwei Parteien gespalten. Die eine Seite wünscht einfach nur, ohne Furcht leben zu können. Die andere wünscht das Gleiche, außerdem aber auch die Vertreibung der Guises und Mitsprache in der Regierung. Manche werden allerdings auch die Seiten wechseln, je nach den Umständen. Wenn man nur die Glaubensfreiheit anstrebt – und dann wird einem von einer Guise-Patrouille das Haus niedergebrannt, die Ernte zerstört, die Töchter vergewaltigt –, wird man seine Haltung wohl ändern.«
    »Demnach müssen wir religiöse und politische Aspekte in Betracht ziehen.« Ich sah eine Veränderung im Ausdruck seiner Augen und fügte hinzu: »Ich würde versuchen, einflussreiche Hugenotten in den Kronrat zu bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Differenzen uns davon abhalten, eine gemeinsame Basis zu finden.«
    Er stützte das Kinn in die Hand. »Wenn die Zeit gekommen ist, würde ich einen Platz im Kronrat gerne annehmen. Wir müssen zusammen darauf hinwirken, dass Frankreich zu seinem einstigen Ruhm zurückfindet.« Und ein warmes, wahrhaftes Lächeln erhellte seine Züge, das erste heute Abend. »Ich glaube, dass unsere Interessen Euch am Herzen liegen. Ich werde mich also dafür verwenden, dass keiner Vergeltung für Amboise übt. Es wird allerdings Zeit brauchen. Unsere Leute sind weit verstreut; niemand wagt es, sich in diesen gefährlichen Zeiten zu versammeln. Ich muss sie einen nach dem anderen treffen.«
    »Ich wünsche mir nichts weiter.« Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich das Gefühl, dass ich die Guises tatsächlich bezwingen könnte. Ich griff nach dem Weinkrug. »Hoffentlich gefällt Euch das Gemach, das ich für Euch vorbereitet habe. Es ist nicht sehr geräumig, doch ich habe nicht viel Platz, da meine Kinder hier sind.«
    »Sicher würde es mir genügen«, entgegnete er, »obwohl ich Eure Gastfreundschaft ablehnen muss.«
    Die Atmosphäre im Raum veränderte sich. Ich verbot mir jeglichen Widerspruch. Ich mochte Chenonceau als meine

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