Die Flotte der Caer
seine Opfer davon.
Und über allem lagen Schatten, körperlose, nicht greifbare Schatten.
Mythor fröstelte. Er deutete die Zeichen richtig. Dies waren Darstellungen der Welt aus jener Zeit, als Dunkelheit über ihr lag und das Böse sie regierte.
Er war wie ein Schlafwandler die Wand entlang gegangen und hatte die Bilder in sich aufgenommen. Nun erreichte er die nächste Wand. Und wieder schaute er die Bilder, die ihm eine Offenbarung waren, ohne dass er ihre Sprache wirklich entschlüsseln konnte. Er verstand nur ihre oberflächliche Botschaft, ihr magischer Gehalt blieb ihm verborgen.
Er sah die Darstellung von Schrecken, die sich jedoch nicht mehr steigerten, sondern sich verringerten, je weiter Mythor die Wand abschritt. Der Schatten wurden weniger, die Düsternis des Bildinhalts nahm merklich ab. Erste Lichtstreifen zeigten sich, und dann brach etwas durch das Staubdach und vertrieb die letzten Reste des Dunkels zu einem schmalen Bannstreifen.
Mythor starrte auf das größer werdende Licht. Er hatte das Gefühl, als sehe er die Sonne nach einem Unwetter durch die sich auftuende Wolkendecke strahlen. Und wie die Sonne brachte dieses Licht Wärme über die Welt und spendete Leben und vertrieb die Dunkelheit.
Nur war dieses Licht größer und stärker als die Sonne. Es war. ein Komet!
»Der Lichtbote!« murmelte Mythor unwillkürlich.
Was er schon zuvor zu ahnen begonnen hatte, wurde nun zur Gewissheit. Dies war die bildliche Darstellung der Vertreibung der dämonischen Mächte in die Schattenzone. Hier war die Legende, die ihm Nyala vor kurzem erzählt hatte, in Bildern festgehalten.
Mythor kam zur nächsten Schmalseite der Gruft, deren Darstellungen noch ganz im Zeichen einer beständigen Lichtwelt standen. Aber durch alle Bilder spannte sich ein dunkler Streifen, von dem eine unerklärliche Drohung ausging. War das die Schattenzone?
Die Bilder auf der zweiten Längswand zeigten in zunehmendem Maß wieder bedrohlichere Darstellungen. Auch waren sie in dunkleren Farben gehalten.
Mythor versuchte, alle Einzelheiten in sich aufzunehmen und sie sich zu merken, um vielleicht später einmal Schlüsse daraus zu ziehen. Aber sosehr er sich die Zeichen auch einzuprägen glaubte, so waren sie wenig später schon wieder aus seinem Gedächtnis entschwunden. Da war das Bild eines Schwertes, ein durchaus vertrauter Anblick für ihn. Aber in welcher Beziehung standen die anderen abgebildeten Gegenstände, die darum angeordnet waren? Im nächsten Augenblick vermochte Mythor nicht einmal mehr zu sagen, welche Dinge das waren.
Er wollte zurück, doch da machte er eine überraschende Feststellung. Er konnte nicht umkehren, um einmal betrachtete und seinem Gedächtnis entschwundene Bilder ein zweites Mal zu schauen. Etwas trieb ihn unaufhaltsam weiter.
Ein unglaublicher Gedanke kam ihm.
Sah er hier Bilder von Ereignissen, die zwar prophezeit, aber noch nicht wirklich geschehen waren? Hatte er deshalb nicht den richtigen Blick dafür?
Dieser Gedanke erregte ihn und spornte ihn zu noch größerer Aufmerksamkeit an. Aber es half nichts. Die Abbildungen verschwammen ihm vor den Augen, verloren ihre Leuchtkraft - die Farben wurden stumpf.
Und auf einmal, von einem Augenblick zum anderen, war der Zauber verflogen, der Mythor bis zuletzt gefangengehalten hatte. Auf den Wänden waren nur noch einfache Malereien zu sehen, die keine besondere Ausstrahlung mehr hatten.
Mythor war, als habe er die größte Chance seines Lebens verpasst und etwas von lebenswichtiger Bedeutung für alle Zeiten verloren.
Der steinerne Schrein fiel ihm ein. Er erhoffte sich davon nichts mehr, doch gab es in der Gruft sonst nichts anderes, dem er seine Aufmerksamkeit hätte schenken können.
Ohne große Erwartungen, enttäuscht und lustlos fast, wandte er sich der Mitte des Gewölbes zu. Und da passierte es, dass eine eigentümliche Spannung von ihm Besitz ergriff. Mit jedem Schritt, den er sich der steinernen Erhebung näherte, wurden seine Erwartungen größer.
Hinter diesen steinernen Wänden, im Inneren des Schreins, erwartete ihn etwas unglaublich Kostbares! Diese Überzeugung wurde in Mythor immer stärker.
Aber war er würdig, diese Gnade entgegenzunehmen? Die aufkommenden Zweifel waren jedoch nicht stark genug, ihn in Widerstreit mit seinen Absichten zu bringen. Er wischte sie hinweg. Er hatte die Gefahr eines schrecklichen Todes durch die Bestien nicht auf sich genommen, um nun darauf zu verzichten, alle seine Möglichkeiten
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