Die Flotte der Caer
von außen streng bewachten Raum unter dem Schiffsheck allein, der ansonsten als Vorratsraum diente.
Er betrat die Heckaufbauten des kleinen Schiffes und ließ den Tainnianer zu sich bringen, der den Wachen in der Bucht in die Hände gefallen war.
Drei Männer mussten ihn festhalten. Er tobte. Die Stirnadern waren dick hervorgetreten, und die Augen drohten aus den Höhlen zu quellen, als er dem Priester gegenüberstand. Drundyr erkannte schnell, wie es um ihn bestellt war. Sein Blut war vergiftet. Drundyr konnte den Seefahrer nicht retten, doch er konnte den Tod hinauszögern. Der Mann müsste so lange leben, dass er den Herzog in die Falle locken konnte.
»Du!« sprach er den Rasenden an. »Wie heißt du?«
»Antworte Drundyr!« schrie ein Krieger und versetzte Yorgst einen Tritt in die Seite. Er riss seinen Kopf hoch. »Sieh Drundyr an, wenn er mit dir redet!«
Yorgsts Körper bäumte sich ein letztes Mal auf, um dann schlaff in den Armen der Caer zu hängen. Sie ließen ihn auf die Knie gleiten, den Kopf noch immer in den Nacken gezogen, so dass Yorgst gezwungen war, ins Gesicht des Priesters zu blicken.
Dieser trug keine Gesichtsmaske, doch sein Anblick war kaum weniger grausam.
»Lasst mich sterben«, flüsterte Yorgst flehend. »Gebt mir den Tod, nun, da alles ohne Sinn ist.«
»So schnell willst du dich besiegen lassen?« Drundyrs Stimme klang höhnisch. »Ich hatte die Männer von Elvinon für tapferer gehalten. Wie heißt du?«
Irgendetwas war in dieser unangenehm hellen Stimme, was jeglichen Widerstand in dem Gefangenen auslöschte. Mit gebrochenem Blick, wissend, dass sein kühnes Vorhaben endgültig gescheitert war, murmelte er: »Yorgst. Mein Name ist Samor Yorgst. Ich bin. ich war Kapitän der Ranua, die.« Noch einmal traten Trotz und Zorn in den Blick des Seefahrers. »Der stolzen Ranua, die ihr versenkt habt!«
Drundyr triumphierte innerlich. Kein einfacher Krieger, sondern ein Seefahrer, der ein Schiff befehligt hatte. Das machte die Durchführung seines Planes um einiges leichter.
»Und du kennst den Herzog?« Drundyr stellte die Frage anders: »Er kennt dich?«
»Ja«, knirschte Yorgst. Er erwartete, durch die Hand des Priesters oder eines seiner Krieger zu sterben. Was konnte er schon preisgeben? Was hatte er anderes zu erwarten als den Tod?
Er spuckte dem Priester ins Gesicht und begann ihn wüst zu beschimpfen. Vielleicht ließ er sich aus der Reserve locken. Ein schneller Schwertstoß, und der Alptraum wäre vorüber.
Doch Drundyr dachte nicht daran. Er hob die Hände und begann Beschwörungen zu murmeln wie der Priester auf dem anderen Schiff, von dem Yorgst gesprungen war. Yorgst schloss die Augen und wollte nichts mehr hören.
Doch das Bild des Priesters drang durch seine geschlossenen Augenlider und die helle Stimme direkt in sein Bewusstsein. Und es waren andere, verborgene Sinne, die nun auf das reagierten, was von diesem schrecklichen Mann im schwarzen Mantel auszugehen schien.
Nur für Sekunden konnte Yorgst sich dagegen aufbäumen. Dann umfing ihn die unheimliche, bösartige Aura, die plötzlich überall zu sein schien - vor ihm, hinter ihm, in ihm. Yorgst trieb in einem Meer aus Finsternis, und wispernde Stimmen waren in ihm.
Die Stimme Drundyrs?
Er wusste es nicht. Er wusste nichts mehr. Kein Widerstand war mehr in ihm. Der Seefahrer brach vollkommen zusammen. Alle Kraft wich aus ihm. Er hatte keinen eigenen Willen mehr. Etwas ergriff von ihm Besitz, und es war nicht menschlich. Nicht der Priester, sondern das, was von ihm ausstrahlte, was tief in seiner Seele wohnte.
Der Dämon hatte Yorgst in seinem Würgegriff und brannte alles aus ihm heraus, was noch er selbst war.
Yorgst fühlte keinen Schmerz und keine Verzweiflung mehr. Wie eine Puppe kniete er, von den Kriegern gehalten, vor Drundyr, dessen Hände sich wie ein Helm um seinem Kopf schlossen.
Er hörte die Worte des Priesters, ohne sie verstehen zu können. Dafür waren plötzlich Begriffe in ihm, dann Bilder. Yorgst sah das vor sich, was der Rest seines Lebens sein sollte.
Die Durduune, Kapitän Yardin.
Elvinon, Herzog Krude. Er müsste zu ihm, ihm mitteilen, was er gesehen hatte, als er auf der Durduune gewesen war.
Kein Widerstand, nichts, was ihm sagte, dass er die Durduune niemals gesehen hatte. Er sah sie jetzt, in diesem Augenblick. Ja, es waren seine eigenen Erinnerungen. Und er müsste zum Herzog.
Yorgst wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er die Augen wieder aufschlug. Es spielte
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