Die Flotte der Caer
Noch hielt der Sperrgürtel der herzoglichen Schiffe der geballten Macht der Caer-Flotte stand.
Und nun, mit Anbruch der Nacht, zog auch der erwartete Nebel auf. Für die Beobachter wurde es schwerer, Einzelheiten zu erkennen. Einen Tag lang kämpften nun die Seefahrer und Krieger aus Elvinon gegen die Horden aus Caer. Und noch war kein Ende des sinnlosen Sterbens abzusehen.
Männer und Frauen in den Straßen von Elvinon blickten zu dem Wachturm der Hafenanlage auf, wo noch immer ihr Herzog stand - wie aus Stein gemeißelt.
In vorsorglich errichteten Notunterkünften wurden Verwundete gepflegt, die den Hafen erreicht hatten oder zu den Kriegern gehörten, die die Besatzungen von vier Caer-Schiffen, die den Durchbruch geschafft hatten und gelandet waren, in erbittertem Kampf besiegt hatten. Straßen und Gebäude waren erleuchtet. Kriegerscharen standen bereit, um sich dem Feind entgegenzuwerfen, sobald die Schiffe nicht mehr in der Lage waren, ihn aufzuhalten. Jeden Augenblick rechneten die Verteidiger damit. Die Wehrgänge am Hafen barsten fast vor Kriegern. Ununterbrochen wurde Öl erhitzt. Immer noch strömten Bewaffnete aus allen Teilen des Herzogtums in die Stadt. Bauern kamen mit Sensen und Äxten, Heugabeln und allem, was sich als Waffe verwenden ließ. Die Frauen versorgten sie mit Nahrung und kümmerten sich um die Unterbringung. Obwohl Tausende von Kriegern die Schiffe bestiegen hatten, in der Straße der Nebel kämpften oder als Leichen im Wasser trieben, war kaum noch Platz in der Stadt. Die Kinder waren zu entlegenen Gehöften gebracht worden.
Und Herzog Krude stand bebend auf dem Wachturm. Die Tannahier lag auslaufbereit im Hafen. Mit zusammengebissenen Zähnen hatte der einsame Mann auf den Zinnen auf seine Berater gehört. Doch nun stand sein Entschluss fest: Am frühen Morgen des nächsten Tages würde er an Bord gehen. Wider besseres Wissen hielt sich immer noch die Hoffnung in ihm, die Schlacht um Elvinon könne auf See entschieden werden.
Vielleicht gab sein Erscheinen den dort Kämpfenden noch einmal die Kraft, sich aufzubäumen.
Krude wusste, dass er sich etwas vormachte, aber er konnte seine Männer dort im Flammenmeer nicht im Stich lassen. Wenn die Caer landen konnten, war die Stadt verloren - mit oder ohne ihn. Und er wollte nicht mit ansehen müssen, wie Elvinon in Schutt und Asche gelegt wurde.
Der Herzog verwünschte sich selbst für seine Gedanken und seine Unentschlossenheit. Vielleicht wollte er nur so schnell wie möglich im Kampf sterben, weil er zu gut wusste, dass alle Hoffnungen Selbstbetrug waren. Vielleicht warteten die, die zu ihm aufblickten, doch nur darauf, dass er endlich in den Kampf eingriff. Einsamkeit und Verbitterung nagten schwer an ihm und machten es ihm fast unmöglich, klare Gedanken zu fassen.
Herzog Krude von Elvinon sehnte den Morgen herbei. Er wusste, dass er die ganze Nacht über hier oben stehen und das mit ansehen würde, was er nicht mehr sehen wollte. Die Nebel, die sich nun rasch verdichteten, erschienen ihm fast als ein Geschenk der Götter. Nur vereinzelt waren noch Fackeln und Windlichter zu erkennen, doch unablässig drangen die Schreie der Sterbenden herüber zum Turm.
Herzog Krude stand regungslos da und zählte die Stunden.
*
Auch Drundyr dachte an Aufbruch. Es wurde bald Zeit, dass er sich an Bord der Durduune begab.
Er schickte Kuriere mit Booten aus, um die anderen Priester von seiner bevorstehenden Ankunft zu unterrichten und ihnen Befehle zu erteilen. Späher hatten berichtet, dass das Schiff des Herzogs auslaufbereit im Hafen Elvinons liege.
Der Zufall hatte ihm einen Mann in die Hände gespielt, der dafür sorgen sollte, dass Krude von Elvinon bereits als Gefangener an Bord der Durduune sein würde, wenn er selbst sein Schiff erreichte.
Vorerst kümmerte er sich jedoch um die beiden anderen Gefangenen. Nur widerwillig hatte des Herzogs Tochter die Salben und Tränke angenommen, die die Wunden des schwarzhaarigen Jünglings in wenigen Stunden heilen und ihn zu Kräften kommen lassen sollten. Drundyr überzeugte sich davon, dass sie ihn behandelte. Ihre hasserfüllten Blicke und Beschimpfungen ließen ihn kalt.
Kalt, wie er den Tod des Hauptmanns hingenommen hatte. Auf die Dauer wäre Felzt ihm lästig geworden, und eine Nyala von Elvinon, die Herrin ihrer Sinne war, konnte sich letztlich als wertvoller erweisen als eine Felzt hündisch ergebene, von animalischen Trieben beherrschte Sklavin.
Drundyr ließ sie und Mythor in einem
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