Die Flotte der Caer
durch Gift beseitigen wollte und dafür den alten Etro auf dem Gewissen hatte.
Das Schwert in Felzts Hand blitzte in den Strahlen der untergehenden Sonne auf, als der ehemalige Hauptmann der herzoglichen Leibgarde sich mit teuflischem Grinsen zu der an den Baum gefesselten und geknebelten Nyala von Elvinon umdrehte. »Sieh genau her, meine Liebe!« rief er. Dann lachte er schallend. »Sieh, wie er stirbt, dein Held!«
Und Mythor hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich zur Seite zu werfen, als er den blitzenden Stahl über sich in die Höhe fahren sah.
Er wollte es, wollte die Hände vorstrecken, um Felzts Arm zu packen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Er fiel auf die Seite und blieb auf dem Rücken liegen, schwer atmend, und sah, wie Zohmer Felzt zum tödlichen Hieb ausholte.
*
Alle Muskeln des Verräters waren gespannt. Hilflos lag der verhasste Rivale unter ihm. Felzt schlug noch nicht zu. Er genoss diesen Augenblick. Das Warten hatte sich gelohnt.
»So stirb!« schrie er dann, von plötzlicher Wut gepackt.
Mythor winselte nicht um Gnade. Blutüberströmt und ohne einen Funken Kraft in seinem Körper hielt er dem Blick Felzts stand. Felzts Arme mit dem Schwert fuhren herab, doch mitten im Hieb hörte er eine Stimme, die ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen wollte.
»Ich will ihn lebend!«
Im letzten Augenblick konnte Felzt die Klinge an Mythor vorbeilenken. Sie bohrte sich tief in den weichen Boden. Vom eigenen Schwung mitgerissen, taumelte Felzt zwei Schritte vorwärts. Dann blieb er einen Moment wie gelähmt stehen, bevor er sich umdrehte.
Vor ihm stand Drundyr, schwarz und auf schreckliche Weise erhaben.
»Aber.«, stammelte Felzt, »... dieser Mann gehört mir! Nur seinetwegen ließ ich.«
»Du bestimmst nicht, was dir gehört!« fuhr ihm Drundyr barsch ins Wort. Seine Stimme klang schrill und anklagend. »Du hast zu nehmen, was dir gegeben wird. Und du willst doch die Frau?«
»Ja!« entfuhr es Felzt. »Aber dieser.«
Drundyr kam näher und beugte sich über Mythor. Lange sah er ihn an und nickte immer wieder. »Ich täuschte mich nicht. An diesem Mann ist etwas, das ihn als Gefangenen wertvoller macht denn als Toten. Wertvoll und interessant für mich. Ihm wird kein Haar gekrümmt, Hauptmann.«
Felzt wagte nicht mehr zu widersprechen. Drundyr sah Nyala an, dann Felzt.
»Binde sie los! Wir nehmen beide mit. Du hattest Glück, Hauptmann, weit größeres Glück, als du glaubst.«
Felzt begann zu schwitzen, obgleich es bitter kalt war.
Die Dämmerung setzte ein. Was immer Drundyr mit seinen rätselhaften Worten meinte, hing zweifellos mit Felzts Befehl zum Warten zusammen - und mit Mythor.
»Wirst du dein Versprechen halten?« fragte er den Priester, als er auf halbem Weg zu Nyala, die ihn hasserfüllt anblickte, noch einmal stehenblieb.
»Ich sagte doch, du hattest Glück. Dein Handeln war verantwortungslos, so dass ich die Bucht verlassen müsste. Dieser Mann allein hat dich gerettet.«
Kaum schlauer als zuvor, machte sich Felzt daran, Nyala vom Baum loszubinden. Er nahm ihr den Knebel aus dem Mund und löste auch ihre Handfesseln. Brutal schleifte er die kratzende, schreiende und tretende Herzogstochter mit sich, bis sie vor Drundyr und den Kriegern standen, die nun einen Kreis um Mythor gebildet hatten und auf die Befehle des Priesters warteten.
In diesem Augenblick befreite sich Nyala. Bevor irgendjemand es verhindern konnte, entriss sie einem der Caer das Schwert und stieß es Felzt tief in die Brust. »Das ist für dich, du elender Verräter!« schrie sie.
Die junge Frau ließ den Schwertgriff los und sah, wie Felzt röchelnd niedersank. Dann stürzte sie auf Mythor zu und ließ sich schluchzend neben ihm zu Boden fallen. Entsetzt sah sie seine Wunden. Sie wollte sein Gesicht in die Hände nehmen, doch jemand packte sie brutal von hinten und zerrte sie in die Höhe.
»Es ist besser, wenn ihr die Wildkatze wieder fesselt«, sagte Drundyr. Er zeigte auf Mythor. »Ihn auch, aber behandelt ihn mit Vorsicht.«
Die Krieger gehorchten. Wenig später waren sie mit ihren Gefangenen unterwegs zur Bucht. Es war dunkel geworden. Mythor wurde von zwei Caer-Kriegern gestützt. Drundyr ging dicht hinter ihm und beobachtete ihn.
Der Feuerschein am Himmel wies ihnen den Weg.
*
Die Straße der Nebel stand in hellen Flammen. Jetzt erst bot sich das Bild des Schreckens in seinem ganzen Ausmaß. Noch immer tobte die Seeschlacht, ohne dass die Entscheidung sich sichtbar anbahnte.
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