Die Flotte der Caer
auch keine Rolle. Wichtig war allein, dass er tat, was er tun müsste .
Drundyr stand finster vor ihm, doch Yorgst hatte keine Angst mehr vor dem Priester. Er war sein Herr, war es immer gewesen, würde es sein, solange ein Funke Leben in ihm war.
»Wiederhole mir, was du zu tun hast«, forderte Drundyr ihn auf, und die helle Stimme klang vertraut, nicht mehr abstoßend.
Die Augen auf Drundyrs Gesicht gerichtet, begann Yorgst zu sprechen. Als er geendet hatte, nickte der Caer zufrieden. »So soll es sein«, sagte er.
Yorgst erhob sich. Die Krieger hatten ihn losgelassen und warteten in einiger Entfernung. Er brauchte sie nicht mehr. Er war kräftig genug, um selbst stehen zu können. Mehr noch. Er fühlte sich frischer als jemals zuvor. Die Wunde war vergessen. Er spürte keinen Schmerz mehr.
»Geh jetzt!« befahl Drundyr.
Yorgst gehorchte, ohne zu zögern.
Er drehte sich um und wurde vom Schiff gebracht. Der Mann, der den Namen des Seekapitäns Samor Yorgst trug, sah sich nicht mehr um.
Geradewegs nach Elvinon. Er kannte den Weg.
Und er müsste sich beeilen. Er begann zu laufen, stolperte über loses Gestein und kam immer wieder auf die Beine.
Ja, er hatte den Weg von jener Stelle der Küste, wo er an Land geschwommen war, nach Elvinon genau vor Augen, ebenso wie seine Flucht von der Durduune. Der Gedanke an dieses schreckliche Schiff trieb ihn unermüdlich voran.
*
Es war weit nach Mitternacht, als die Krieger den Erschöpften heranschleppten. Herzog Krude wurde jäh aus seinen finsteren Gedanken gerissen.
Er erkannte den Mann auf Anhieb. »Yorgst!« entfuhr es ihm. »Kapitän Samor Yorgst. Die Ranua ist.?«
»Sie ist nicht mehr, Herzog«, brachte Yorgst schwer atmend hervor. Er lehnte sich gegen eine Zinne und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Unter seinen Augen waren dunkle Ränder. Sein Gesicht war eingefallen. Erst jetzt, im Schein der Fackeln, sah Krude, wie es um den Seefahrer bestellt war.
»Bei God! Man muss sich um deine Wunde kümmern. Wie siehst du aus, Yorgst? Als hättest du direkt in die Hölle gesehen!«
»Vergiss die Wunden. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Yorgst fühlte wieder, wie die Kraft ihn durchströmte, die auf dem Weg nach Elvinon sein ständiger Begleiter gewesen war. Beschwörend streckte er die Arme aus und zeigte auf die blutrote See hinaus.
»Deine Schiffe haben keine Chance, solange diese Teufel.« Yorgst brauchte sein Entsetzen nicht zu schauspielern, denn dies waren seine Erinnerungen. Er fasste sich und hielt dem forschenden Blick des Herzogs stand. »Das Schiff, auf dem alle Fäden der Invasion gezogen werden, ist die Durduune. Sie steht abseits von dem eigentlichen Schlachtgetümmel. Ihr Kapitän ist ein Caer namens Yardin. Aber nicht er hat die eigentliche Macht. Die Priester haben sie. Sie befinden sich auf vielen Schiffen und erwecken Tote wieder zum Leben! Tote Caer, in die die Lebenskraft unserer Männer überfließt, die auf den schrecklichen Altären geopfert werden.«
Die Worte sprudelten nun nur so aus Yorgsts Mund hervor. »Aber all diese Priester erhalten ihre Befehle von der Durduune aus, wo der mächtigste dieser Besessenen steht und sie auf eine Art und Weise, die nur Zauberei sein kann, dirigiert. Ich bin nach dem Untergang der Ranua gefangengenommen und auf die Durduune verschleppt worden. Nur durch unerhörtes Glück konnte ich fliehen. Dieses Schiff muss vernichtet werden, Herzog!«
Krude hatte zugehört, ohne auch nur einmal den Versuch zu machen, Yorgsts Redefluss zu unterbrechen. Nun stand der Seefahrer wieder schwer atmend an die Zinne gelehnt. Der Herzog von Elvinon sah das Entsetzen in seinen Augen.
Nein, sagte er sich, Yorgst log nicht. Und er hatte schon von den Caer gehört, die scheinbar tot gewesen und dann wieder kraftstrotzend im Kampfgetümmel aufgetaucht waren - und von den Kriegern, die gefangengenommen und kurz darauf tot im Wasser treibend gesehen worden waren.
Dies also steckte dahinter! In hilflosem Zorn ballte Krude die Hände und warf einen wilden Blick auf die tobende Seeschlacht.
Der Nebel hatte sich verdichtet. Die Tannahier wartete nur auf ihn.
Der Herzog änderte seinen Entschluss, erst bei Anbruch des Tages auszulaufen. Er legte eine Hand auf Yorgsts unverletzte Schulter. Ernst fragte er: »Kannst du mich zu diesem Schiff führen?«
»Ich kann es versuchen! Bei God und Erain, wir müssen es versuchen! Ich habe nicht mehr lange zu leben, Herzog. Lass mich nicht
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