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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die katastrophalen Entscheidungen, die das Undenkbare herbeigeführt hatten − doch die Tatsache, dass er seine Verantwortung dafür zutiefst und aufrichtig bereute, änderte nichts an seiner Verantwortung, etwas dagegen zu unternehmen. Es wäre seine Pflicht gewesen, sich dem Desaster zu stellen und irgendwie die Kirche des Verheißenen aus dieser schweren Prüfung siegreich hervorgehen zu lassen, die ihr nun bevorstand, wie auch immer sie entstanden sein mochte. Und der Teil, den er selbst dazu beigetragen hatte, diese schwere Prüfung überhaupt erst herbeizuführen, vertiefte diese Verantwortung noch.
    Und so schwer die Reise auch sein mag, sagte er sich erneut, letztendlich kann es nur ein Ziel geben: Dies ist Gottes Eigene Kirche, begründet von den Erzengeln persönlich, zur Errettung der Seelen aller Menschen. Was auch immer jene fehlgeleiteten Seelen in Charis glauben mögen, Mutter Kirche muss bewahrt werden. Und weil sie bewahrt werden muss, wird das auch geschehen. Ein anderes Ergebnis kann es nicht geben … solange wir, die sie verteidigen, ihr die Treue halten. Ihr, der Heiligen Schrift, den Erzengeln und Gott.
    Das glaubte er. Das wusste er. Was er nicht wusste, das war, ob Gott ihm jemals für die Dinge vergeben würde, die er, sein treuer Diener, mit eigener Hand herbeigeführt hatte.
    Ein letztes Mal blickte er zu der Stelle hinüber, an der Erayk Dynnys diesen grausamen Tod gefunden hatte, und fragte sich dabei, wie viele andere die Inquisition das gleiche, entsetzliche Schicksal würde erleiden lassen, bevor diese öffentliche Infragestellung des rechtmäßigen Supremats von Mutter Kirche schließlich beendet wäre. Dann schüttelte er den Kopf, schob die Hände in die tröstliche Wärme der Ärmel seiner Soutane und ging weiter. »Na ja, ich sehe, wir sind jetzt vollzählig … endlich«, sagte Zhaspahr Clyntahn giftig, als Duchairn das Konferenzzimmer betrat.
    Sanft wehte warme Luft durch den Raum; sie sorgte dafür, dass hier die übliche, angenehme Temperatur herrschte. Der unvergängliche Konferenztisch − den die Erzengel persönlich ebenso von Hand geschaffen hatten wie den gesamten Tempel − war so makellos wie am Tag der Schöpfung; keinerlei Spuren des fast täglichen Gebrauchs waren daran zu erkennen. Und das Licht, das aus der Decke des Raumes selbst strömte, war so schattenlos hell, wie es keine Kerze und keine Lampe jemals würde spenden können. Wie stets versicherte dieser unwiderlegbare Beweis, sich hier tatsächlich in der Gegenwart des Göttlichen zu befinden, Duchairn aufs Neue, dass Gott, welche Fehler sterbliche Menschen auch begehen mochten, in der Lage war, letztendlich alles wieder in Ordnung zu bringen, solange Seine Diener nur ihrem Glauben treu blieben.
    »Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte er nun und trat an seinen Platz an jenen geheimnisvollen Tisch heran.
    »Ich hatte noch einige seelsorgerische Pflichten zu erfüllen, und ich fürchte, mir ist die Zeit davongelaufen.«
    »›Seelsorgerische Pflichten‹, was?«, schnaubte Clyntahn verächtlich. »Ich nehme doch an, Mutter Kirche zu retten ist wichtiger als nahezu jede ›seelsorgerische Pflicht‹, die ich mir nur vorstellen kann.«
    Ein wenig unruhig rutschte Zahmsyn Trynair in seinem Sessel am Kopfende des Tisches hin und her. Seit Dynnys’ Hinrichtung war Clyntahn noch sarkastischer und schroffer geworden. Es schien, als hätte dieser letzte Trotz des ehemaligen Erzbischofs den Großinquisitor noch streitlustiger und rachsüchtiger gemacht. Und in absonderlicher Art und Weise ließ Duchairns offensichtlich wiederaufgelebter Glaube Clyntahn den Obersten Schatzmeister der Kirche gegenüber noch ungeduldiger werden. Es war fast, als fürchte er, Duchairns Glaube könne die Entschlossenheit des Vikars, den er schon immer für den unentschiedensten aus der ›Vierer-Gruppe‹ gehalten hatte, nur noch weiter schwächen.
    Oder vielleicht war es in Wirklichkeit auch noch viel einfacher. Vielleicht hatte das, was mit Dynnys geschehen war, ihn argwöhnisch gemacht, und er befürchtete, was Duchairn vielleicht noch im Namen seines wiedergefundenen Glaubens unternehmen mochte.
    »Worüber auch immer Sie zu sprechen wünschen, Zhaspahr«, entgegnete Duchairn ruhig, »ob ich nun fünf Minuten zu früh oder zu spät eintreffe, wird keine weltbewegenden Konsequenzen haben. Und da dem so ist, sah ich keinerlei Notwendigkeit, mich bei dem Rat übermäßig kurzzufassen, den einer meiner Bischöfe erbeten

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